Mexiko: Kommunitäre Polizei verhaftet Polizeichef

Bürgerbewegung für öffentliche Sicherheit weitet sich aus. Zusammenstöße mit staatlichen Sicherheitsbehörden

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amerika21.de

Mexiko. Am vergangenen Osterwochenende ist es in zahlreichen Bundesstaaten Mexikos erneut zu Zusammenstößen zwischen Bürgerwehren und Vertretern der staatlichen Sicherheitskräfte sowie des organisierten Verbrechens gekommen. Die meisten Auseinandersetzungen fanden erneut im südlichen Bundesstaat Guerrero statt, wo seit Januar eine Welle von Neugründungen der so genannten Gemeinde-Polizei zu beobachten ist. Alleine über die Osterfeiertage informierten sieben Gemeinden darüber, dass sie neue Bürgerwehren gegründet haben.

Am Ostermontag setzten Selbstverteidigungsgruppen in der Nähe von Acapulco mehrere mutmaßliche Entführer fest, die Uniformen der Ministerial-Polizei trugen. Nach Angaben lokaler Medien hatten Nachbarn in dem Ort Xaltianguis um Hilfe gebeten, weil sie zwei Fahrzeuge mit etwa zehn bewaffneten Personen beobachtet hatten. Zuvor war in dem Ort ein Geschäftsmann entführt worden. Daraufhin mobilisierte die „kommunitäre Polizei“ bis zu 400 Personen und lieferte sich ein längeres Feuergefecht mit den Verdächtigen. Nach der Schießerei beschlagnahmten die Aktivisten mehrere Fahrzeuge, zahlreiche Waffen, Munition und Uniformen. Zwei der „Festgenommenen“, die nach Angaben der lokalen Presse keine Polizeiangehörigen sein sollen, wurden anschließend den Behörden übergeben.

Nicht immer gehen die Auseinandersetzungen so glimpflich aus. Im Bundesstaat Tabasco hatte sich vor kurzem eine Gruppe „Vereinigt gegen das Verbrechen“ dazu bekannt, fünf mutmaßliche Mitglieder der Mafiagruppe Los Zetas erschossen zu haben. „Raus mit allen, die die Gesellschaft vergiften und auch mit den Polizisten, die dieses Übel decken“, erklärten die anonymen Täter ihre Motive auf Handzetteln, die in mehreren Städten öffentlich ausgehängt wurden. In vielen Fällen spielt sich der Konflikt mittlerweile direkt zwischen bewaffneten Bürgern und den staatlichen Sicherheitskräften ab. Bereits Anfang März setzten Selbstverteidigungsgruppen im Bundesstaat Michoacán über 40 Militärs für mehrere Stunden fest. Es handelte sich offensichtlich um eine Reaktion auf den Versuch der Behörden, die örtliche Bürgerwehr aufzulösen.

In der Woche vor Ostern besetzten Mitglieder einer Gemeinde-Polizei in Guerrero die Kleinstadt Tierra Colorada und „verhafteten“ den dortigen Polizeichef sowie 18 seiner Mitarbeiter, nachdem zuvor in der Nachbarschaft ein Kommandant der Selbstverteidigungsgruppen ermordet worden war. Guadalupe Quiñonez Carvajal hatte versucht, bei den lokalen Sicherheitsbehörden Fälle von Schutzgelderpressung gegen seine Gemeindemitglieder anzuzeigen.

Bei einem Besuch in Mexiko-Stadt erklärte unterdessen ein Sprecher der Regionalen Koordinierung der Gemeindeautoritäten (CRAC) im Bundesstaat Guerrero, Eliseo Villar Castillo, die staatliche Sicherheitspolitik für gescheitert und rief die Bürger des Landes auf, sich ihrer Bürgerbewegung anzuschließen. „Dort wo es keine kommunitäre Polizei gibt, gehen die Erpressungen, Entführungen und Morde weiter. Die Regierung ist nicht in der Lage, die Situation zu kontrollieren, weil ihre Sicherheitskräfte mit dem organisierten Verbrechen konspirieren“, so Eliseo Villar Castillo.

 

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