Eine Klarstellung zum österreichischen 278a-Prozess.

2010-04-13
Unsern Hass den könnt ihr haben…
… unser Lachen kriegt ihr nie!
Wöchentlich demonstriert uns nun seit 2. März 2010 die hässliche Fratze der Repression in Wiener Neustadt ihre Macht – am vermeintlichen Höhepunkt der staatlichen Überlegenheit sind 13 AktivistInnen wegen Bildung einer kriminellen Organisation angeklagt und sollen sich möglichst demütig, reuig, kooperativ, passiv und vor allem geläutert vor Gericht für ihre Ideologie und angebliche Tatvorwürfe verantworten.
Im Gerichtssaal manifestiert sich das Gewaltmonopol des Staates vor Kreuz und Bundesadler, Zivis, Sitzungspolizei, Securities und PlatzkartenabreisserInnen sorgen durch ihre visuelle Präsenz für einen scheinbar reibungslosen Ablauf der Verhandlung.
Am RichterInnen-Tisch thront mittig die Königin sprich Einzelrichterin der Hauptverhandlung, Sonja Arleth, normalerweise zuständig für Drogendelikte und andere Kleinigkeiten, zu ihrer Rechten Staatsanwalt Handler und ein Rechtspraktikant sowie die Schriftführerin, davor – auch optisch scheinbar unterlegen, weil mehrere Treppen abwärts – die 13 Beschuldigten sowie im Rücken die stärkenden AnwältInnen auf der VerteidigerInnen-Bank.
Auf dem ersten Blick hat alles seine Ordnung. Respektvoll und gediegen wird in klarer GUT-BÖSE-Manier denjenigen der Prozess gemacht, die es wohl verdient haben, weil nicht an den Mainstream angepasst, „auffällig“ geworden, ihre Klappe nicht halten könnend, Demos organisiert und besucht, Zivilcourage gezeigt, das Leid von Tieren anprangert , dem Staat als solchen kritisch gegenüber stehend oder schlicht bekannt mit Menschen, die in den Dunstkreis der „alle sind verdächtig“-AktivistInnen gelangt sind.
Doch leider leider – alles Täuschung.
Nach einer Stunde auf der ZuseherInnen-Bank zeigt sich nämlich ein anderes Bild:
Niemand fürchtet sich, niemand bereut, niemand ist gebrochen oder auch nur verunsichert.
Liebe Repression, lieber Vater Staat: Ihr habt euer Ziel verfehlt! Ihr kriegt uns nicht klein! Wir lassen uns nicht fertig machen! Wir halten zusammen und passen aufeinander auf! Wir sind füreinander da – im Gerichtssaal und draussen! Wir haben keine Angst! Nicht vor euch, nicht vor euren Schergen, nicht vor euren Gerichtsprozessen!
Im Gegenteil: Wir lachen euch aus! Mit größtem Vergnügen verfolgen wir den Prozess, die Mühen, die Richterin Sonja Arleth auf sich nimmt, um ihre Autorität im Gerichtssaal nicht zu verlieren, und die vergeblichen Versuche sich gegen Applaus, Zwischenrufe und Beschimpfungen zu wehren.
Euer Prozess ist lächerlich, ein Kasperltheater vom Feinsten – Handler als böses Krokodil sorgt für – im wahrsten Sinn des Wortes – schräge Auftritte á la TV-Gerichtsshows („Ich habe soeben erfahren…“ -Drama) und Richterin Sonja Arleth als immer wieder Spiel- und Spassverderberin und Möchtegern-Polizistin, die stets von sich in der dritten Form als „das Gericht“ spricht, gelegentlich ihre gute Kinderstube vergisst, um die Beschuldigten anzuschreien („Halten sie endlich den Mund!“) hat auch nach der 10. Erklärung die Funktion von Mailinglisten nicht verstanden, was nicht unbedingt für ihre Überlegenheit spricht.
Nur weiter so. Der 278a-Prozess in seiner jetzigen Form hat einen grandiosen Unterhaltungswert – im Publikum werden Popcorn und anderes Knabbergebäck verteilt während vorne die Richterin zur Wahrung des Anstandes ruft und am liebsten den ganzen Saal räumen lassen würde, wenn sie es denn nur könnte.
Ihr könnt uns verurteilen, einsperren, Haus durchsuchen, perlustrieren, drohen, einschüchtern – sorry, aber das hat alles keinen Zweck!
Wir haben keine Angst – dieser Prozess zeigt nur, was manche von uns bereits geahnt haben: ihr seid lächerlich! Ihr könnt uns mal!
Wir werden nicht aufhören unsere Träume von einer besseren Welt ohne Polizei, Gerichte, law+order… zu träumen, wir werden nicht aufhören uns Freiräume zu erkämpfen, Ungerechtigkeiten anzuprangern oder solidarisch mit anderen zu sein – eure Repression kriegt uns nicht klein! NIEMALS!
Im Gegenteil: sie bestätigt nur unsere schlechte Meinung über das System – denn: es gibt keinen Fehler im System, das System ist der Fehler!
In diesem Sinne: wir sehen uns im Gerichtssaal, wir sitzen im Publikum ganz hinten oder auch mal ganz vorne, wir lachen, klatschen und schlagen Türen zu, wenn wir uns danach fühlen und freuen uns auf die nächsten Vorstellungen!
Wir sind alle 278a!
http://antirep2008.tk/

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