Von: André Scheer,Junge Welt / Für Stimme des Neuen Kolumbien
Fidel Castro hat sein erstes Buch geschrieben. Über die Gewalt in Kolumbien
Meiner Ansicht nach ist das Wichtigste an diesem Buch, daß es den Kampf Kubas für den Frieden in Kolumbien darstellt«, sagte der Chef der Amerika-Abteilung des ZK der kubanischen KP, José Arbesú, während der Buchpräsentation, die von mehreren Rundfunk- und Fernsehsendern des Landes live übertragen wurde. Die in dem Buch versammelten Dokumente bewiesen erneut, daß die Behauptungen einer kubanischen Unterstützung für die kolumbianische Guerilla falsch seien. Kuba habe der Guerilla in Kolumbien weder Waffen noch Gelder geschickt.
Fidel Castro ist erstmals unter die Buchautoren gegangen. Nachdem in der Vergangenheit mehrere umfangreiche Interviews mit dem Comandante veröffentlicht wurden und er sich mit seinen mittlerweile über 100 »Reflexionen« einen Namen als Kolumnist in der Granma gemacht hat, wurde am Mittwoch in Havanna Fidel Castros Debüt »Der Frieden in Kolumbien« vorgestellt. In dem 265 Seiten starken Werk, in dem kubanischen Medienberichten zufolge über 400 Stunden Arbeit stecken, präsentiert Castro zahlreiche bislang unveröffentlichte Dokumente und erläutert seine historischen Verbindungen mit dem kolumbianischen Volk und seinen Kämpfen.
»Meiner Ansicht nach ist das Wichtigste an diesem Buch, daß es den Kampf Kubas für den Frieden in Kolumbien darstellt«, sagte der Chef der Amerika-Abteilung des ZK der kubanischen KP, José Arbesú, während der Buchpräsentation, die von mehreren Rundfunk- und Fernsehsendern des Landes live übertragen wurde. Die in dem Buch versammelten Dokumente bewiesen erneut, daß die Behauptungen einer kubanischen Unterstützung für die kolumbianische Guerilla falsch seien. Kuba habe der Guerilla in Kolumbien weder Waffen noch Gelder geschickt.
Für den kubanischen Kulturminister Abel Prieto ist wichtig, daß der »teuflische Pakt« des US-Imperialismus mit Regierungen und Paramilitärs in Kolumbien dargestellt wird. »Fidel Castro spricht von der kubanischen Hilfe nicht für den Krieg, sondern für den Frieden, nicht für den Tod, sondern für das Leben und nähert sich respektvoll der Persönlichkeit des kürzlich verstorbenen Chefs der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC), Manuel Marulanda«, kommentierte Prieto und prophezeite, daß Castros Buch für die wirklich links stehenden Intellektuellen zu einem Standardwerk über den jahrzehntelangen Konflikt in Kolumbien werden würde.
»Die älteste Guerilla und der längste und gewaltsamste Konflikt Lateinamerikas hören somit auf, ein böser Zufall zu sein«, faßt das kubanische Internetportal cubadebate.cu das Buch zusammen, das auf dieser Seite noch am Donnerstag vollständig zum Download bereitgestellt werden sollte.
Fidel Castro ist durch seine persönliche Geschichte eng mit dem Konflikt in Kolumbien verbunden. Als gerade 21 Jahre junger Student hatte er sich 1948 in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá aufgehalten, als der liberale Präsidentschaftskandidat Jorge Eliécer Gaitán ermordet wurde, in den die fortschrittliche Bewegung des Landes große Hoffnungen gesetzt hatte. So erlebte der junge Castro direkt den gigantischen Gewaltausbruch mit, der als »Bogotazo« in die Geschichte des Landes eingegangen ist. Bis heute ist Kolumbien nicht zur Ruhe gekommen, auch wenn sich die Akteure des gewaltsamen Konflikts im Laufe der Zeit änderten.
Heute stehen zwei große Guerillaorganisationen – die FARC und die Nationale Befreiungsarmee ELN – einer Regierung samt Armee und paramilitärischen Banden gegenüber, die in ihrem Bemühen, die Aufständischen zu bezwingen, auch vor Massakern an der Zivilbevölkerung und schweren Menschenrechtsverletzungen nicht zurückschrecken. Daneben sorgen auch Drogenhändler und kriminelle Banden für ein Klima der Gewalt. Aus dieser Situation hat das Land seit Jahrzehnten keinen Ausweg gefunden.