liebe freund/innen, liebe genoss/innen
anlässlich des vom 19.-22.12.08 in wien stattfindenden 7. internationalen symposiums gegen isolation rufen wir für den 21.12.08 zu einem aktionstag auf.
– gegen den gefängnis-industriellen-komlex
– und in solidarität mit den kämpfenden gefangenen weltweit.
am selben tag werden wir in regensdorf/zh ein knastspaziergang zum grössten schweizer knast „pöschwies“ durchführen (mit dem zug 14.00 ab hb zürich, s6 richtung baden – 14.20 bahnhof regensdorf). dort sitzt neben einigen hundert knackis auch unser genosse marco camenisch, der sich vom 1. bis 22.12. im hungerstreik befindet. im anhang findet ihr seine hungerstreikerklärung.
die situation in „pöschwies“ ist geprägt von einem rigiden sparprogramm und der ständigen überbelegung.
üble schikanen ihm rahmen eines irritierenden disziplinierungsregimes sind an der tagesordnung.
in den letzen monaten wurden vermehrt happige arreststrafen – so wurde ein häflting 27 tage isoliert, dann in einen anderen knast verlegt – und empfindliche geldbussen verteilt. dies, weil einige häftlinge lange unterhosen unter kurzen sporthosen trugen, um sich beim sport gegen nässe und kälte zu schützen. diese seit den 1990er jahren gängige praxis wurde von heute auf morgen ohne ersichtlichen grund verboten, den knackis zudem die üblichen beschwerdemöglichkeiten verwehrt.
in der selben zeit stand in zürich ein häftling vor gericht, weil er letztes jahr seinen zellengenossen erschlagen hatte – in einer doppelbelegten einerzelle. beide hatten offen streit, beide verlangten deshalb ihre verlegung. die schliesser ignorierten den wunsch. die staatsanwaltschaft stellte die strafuntersuchung gegen die knastangestellten ein.
dieses jahr gab es wieder einen toten in einer doppelbelegten einerzelle. ein knacki vergewaltigte und erwürgte seinen zellengenossen, der kurz vor seiner entlassung stand. wiederum zwei, die besser nicht hätten zusammengelegt werden sollen. die knastleitung wurde vorsorglich von einer strafuntersuchung ausgenommen.
im jahresbericht 07 schrieb ein knastangestellter, dass „das thema sterben im strafvollzug nicht einfach aufhört, sondern uns weiter beschäftigen wird“. nicht etwa die einkalkulierten kollateralschäden der doppelbelegung waren damit gemeint. sondern all die alten häftlinge, die man nicht mehr lebend rauslassen will. ein menschenleben ist im knast nichts wert – allenfalls noch als billigstarbeitskraft. die knastleitung und ihre schliesser sind ihrer sache sicher. ein toter knacki ist für diese menschenverwalter bloss ein knastplatz, der frei wird.
der aktionstag soll nicht nur an die totgeschwiegene realität der hiesigen knäste, flüchtlingsbunkern und psychiatrien erinnern. auch wollen wir an die weltweite kämpfe von gefangenen anknüpfen und unsere solidarität ausdrücken mit jenen, die derzeit für ihre politische überzeugung und revolutionäre praxis vor gericht stehen, wie z.b. die angeklagten im mailänder pc/pm-verfahren oder im berliner mg-prozess. solidarität ist eine waffe!
im folgenden eine (sehr unvollständige) auswahl derzeit anstehender knastkämfpe und soli-kampagnen:
– seit mitte november befinden sich in chile und in argentinien mehrere gefangene anarchist/innen und ehemalige militante des FPMR, MJL und MIR im hunger- und z.t. durststreik. (http://presospoliticosexpropiadores.entodaspartes.net)
– ab dem 1.12. befinden sich die „ergastolani“ („zuchthäusler“) in italien, und mit ihnen solidarische gefangene aus ganz europa, im hungerstreik gegen das italienische system der lebenslänglichen strafe. im gegensatz zur üblichen praxis in den meisten europäischen länder ist die lebenslänglich strafe in italien tatsächlich unbefristet. vor einem jahr haben die knackis mit ihrer kampagne begonnen und auf ihre lage aufmerksam gemacht mit der forderung, man solle doch anstelle des langsamen todes der lebensänglichen strafe lieber wieder die todesstrafe einführen. (infos: http://www.informa-azione.info, http://www.autprol.org)
– in der woche vom 6. zum 13.12. findet eine internationale aktionswoche in solidarität mit dem afroamerikanischen journalisten und ex-black panther mumia abu-jamal statt. seit 1981 wird er beschuldigt, einen bullen getötet zu haben. und seither kämpft er für die wiederaufnahme seines verfahrens und einen fairen prozess, was man ihm bisher verweigert hat. mumia ist akut von der exekution bedroht. (infos: http://www.das-mumia-hoerbuch.de)
– am 11.12. findet um 19.00 im volkshaus zürich eine informationsveranstaltung statt zur aktuellen repression gegen den kommunistischen widerstand in deutschland (verfahren gegen dhkp/c in stuttgart-stammheim, mg-verfahren in berlin), in italien (prozess gegen militante des pc-pm in mailand) und im spanischen staat (seit dem 17.11. befinden sich gefangene der pce/r und der grapo im hungerstreik). (infos: http://www.rhi-sri.org) – am 13.12. findet ein internationaler aktionstag in solidarität mit den angeklagten im berliner mg-prozess statt. den angeklagten wird u.a. vorgeworfen, sie hätten im rahmen einer aktion gegen die deutsche kriegsbeteiligung in afghanistan armeefahrzeuge anzünden wollen. (infos: http://www.einstellung.so36.net)
– wie eingangs erwähnt, findet in wien vom 19. bis 22.12. das 7. internationale symposium gegen isolation statt, an dem vertreter/innen verschiedener linker und antiimperialistischer bewegungen teilnehmen und über die situation der politischen gefangenen weltweit berichten. (infos: http://www.ipai-isolation.info)
– vor einigen tagen haben in griechenland einige tausend gefangene einen hungerstreik zu ende geführt, mit dem sie gegen die miserablen haftbedingungen protestierten. aufgrund ihres erfolgreichen kampfes sollen nun gegen 6’000 gefangene freigelassen werden.
– zum schluss sei an die mittlerweile über 750 baskischen politischen gefangenen erinnert, die für ihren kampf für ein unabhängiges und sozialistisches baskenland systematischer folter ausgesetzt waren/sind und in mehr als 80 spanischen und französischen knästen verteilt sitzen.
– auch die irischen gefangenen dürfen nicht vergessen werden, die gegen die britische besetzung nordirlands kämpfen. trotz angeblichem „friedensprozess“ und regierungsbeteiligung der provisional sinn féin im norden sitzen immer an die 50 republikanische gefangene in irischen und britischen knästen, unter teilweise erbärmlichen bedingungen.
es brodelt in vielen knästen, auch wenn das selten nach draussen dringt. die hiesigen medien berichten nur dann darüber, wenn es sich nicht vermeiden lässt. oder wenn irgendeine partei wieder mal die verschärfung des knastregimes fordert oder gegen gefangene hetzt.
wir laden euch zur teilnahme am aktionstag ein. kommt an den knastspaziergang oder lasst euch was einfallen.
für eine gesellschaft ohne knäste!
solidarische grüsse,
freund/innen und unterstützer/innen von marco camenisch,
Schweiz Marco Camenisch im Streik
Ab heute 1. Dezember 2008 bin ich im Hungerstreik.
Es heisst oft, HS nützt doch nichts: (aus einem Gratiszeitungsbericht vom Freitag, 21. November 2008)“Wir entlassen rund 6000 Menschen (…)“ sagte der griechische Justizminister (…) der Presse. (…) Vorangegangen waren heftige Proteste der landesweit 12315 Häftlinge. Tausende (4000 HS + weitere 4000, die den Anstaltsfrass verweigerten, nach meinen Infos) waren in den vergangenen drei Wochen zeitweise in den Hungerstreik getreten. Sieben nähten sich sogar mit Nadel und Faden den Mund zu. Die dortigen Gefängnisse sind für rund 5500 Häftlinge ausgelegt. Alle Zellen sind seit vielen Jahren völlig überfüllt.
Das heisst, in einem Kontext kollektiver Solidarität und Organisierung kann HS sehr wohl zur Wirksamkeit und zum Erfolg im Kampf gegen Repression und Knast beitragen.
Vom 1. Dezember bis frühestens dem 22. Dezember führe ich diese Solidaritäts- und Kampfinitiative allgemein zur definitiven Ausrottung aller Einsperreinrichtungen, zur Befreiung aller Gefangenen Wesen und natürlich zur Ausrottung jener Zivilisation, von der das kapitalistische System, als planetarische Todesmaschine, die Vollendung ist.
„Solidarität mit allen Opfern von Unterdrückung! (mit allen!!)“
„Drinnen und draussen ein Kampf!“
„Solidarität kennt keine Grenzen!“
Das sind einige der Grussbotschaften in einem kollektiven solidarischen Brief, den ich von den Widerständigen anarchistischen GenossInnen und indigenen Brüdern und Schwestern aus Neuseeland bekommen habe, die dort zusammen kämpfen und ebenfalls nach wohlbekanntem Muster von der präventiven Konterrevolution verfolgt werden.
Grenzenlose Solidarität gegen Unterdrückung heisst für mich gerade auch und in meinem anarchistischen Selbstverständnis sogar unbedingt: Auf dem Wege aus der Unterdrückung in die Befreiung, Solidarität gegen die Repression jenseits aller Grenzen zwischen Tendenzen und Unterschieden!
Als einzige Grenze, und Abgrenzung, jene zwischen Unterdrückung und Befreiung!
Als einzige Repression, Repression jeder Unterdrückung!!!
So begreife ich Solidarität und meinen Kampf, auch der aktuelle, nämlich als Teil eines einzigen Kampfes, dessen auch noch so verschiedene Ausdrücke und Teile, auf dem Weg aus der Unterdrückung in die Befreiung, untrennbar miteinander verbunden sind.
– So der heute am 1. Dezember begonnene HS der Lebenslänglichen gegen lebenslänglich in Italien,
– mit dem dazu solidarischen dreitägigen Hungerstreik (1. bis 3. Dezember) einiger Genossen im spanischen und deutschen Knast,
– der am 17. Oktober in Spanien von den revolutionären GenossInnen der (neu aufgebauten) KPS und GRAPO begonnene HS,
– der am 10. November von den revolutionären und libertären politischen Gefangenen Chiles und Argentiniens wie Marcelo Dotte, Esteban Huiñguir und Axel Osorio in
den Hochsicherheitstrakten begonnene unbefristete HS,
– der erfolgreiche Massenkampf der Gefangenen in Griechenland,
– die Anstrengungen zur Organisierung einer umfassenderen internationalen Solidaritätskampagne für die politischen Gefangenen aus dem Volkswiderstand der Quartiere im chilenischen Santiago und dem Befreiungskampf des ursprünglichen Volkes der Mapuche,
– das vom 19. bis 22. Dezember diesmal in Wien stattfindende Symposium gegen Repression, Isolation und zum Gedenken der vielen Gefallenen im langjährigen Todesfastenkampf gegen die aus dem Bauch der imperialistischen Bestie, nämlich aus der BRD, importierte F-Typ Isolationsfolter,
– Solidarität mit Mumia Abu-Jamal und den Move Nine aus Philadelphia und allen politischen und sozialen Kriegsgefangenen der USA,
– mit den Angeklagten des Berliner mg-Prozesses und des Stammheimer-Vereinigungsprozesses (DHKP),
– mit den Initiativen und Anstrengungen der „sozialen“ Gefangenen im deutschen Knast und IvI,
– mit den in Italien angeschuldigten GenossInnen, wegen Aufbau der KP p-m, wegen anarchistischer Direkter Aktion, wegen dem Kampf auf der Strasse gegen Elend und das Wiederaufkommen des Faschismus, …,
– den wegen TGV-Sabotage angeklagten anarchistischen GenossInnen in Frankreich, mit Jean Marc-Rouillan, Ibrahim Abdallah…, und die terroristische Verfolgung und Kriminalisierung der Solidarität…,
– allen Kampf- und Solidaritätsinitiativen, Aktionstagen, Anstrengungen und Organisierungen wie ABC, RHI, IvI, …,
– Solidarität auch gegen die, bewussten oder unbewussten, vielleicht sogar auf an sich legitime und konstruktive Kritik aufgebauten, Zersetzungs- und Verleumdungsversuche von innen unserer Solidaritätsorganisationen, -organisierungen und GenossInnen, Versuche, die leicht zu Hilfssheriffs der bourgeoisen Repression und Konterrevolution verkommen können. Was auch für sektiererisch-destruktive Kritik, für Entsolidarisierung und Nichtverhalten gilt…,
– mit Gabriel Pombo da Silva im deutschen Knast und weiteren GenossInnen aus Italien und anderswo, wo sich eine weitere Justizkonstruktion abzeichnet, die, na schau mal, einmal wieder von einem der MörderInnen von Edo und Sole, dem Staatsanwalt Tatangelo, betrieben wird, der seinen KollegInnen auch genüsslich Prozesse gegen NO-TAV GenossInnen in Turin entreisst!
– mit der Antiknast-Sylvester-Demo, die in Hamburg für die Freiheit aller Gefangenen, für revolutionäre Solidarität und ein kämpferisches 2009 angesagt wird,
– mit allen Frauen- und Klassenkämpfen, mit den vielen Kämpfen der Indigenen Schwestern und Brüdern auf der ganzen Welt, wie der U’wa, der Tixi, der Pemones, gegen Diskriminierung und Raub, gegen den Genozid an Frauen und Völkern, Elend und Krieg, …,
– dem wachsenden anarchistischen Aufstand in Chile, Argentinien, Mexiko, …!!!
Und alle, die nicht genannt werden, sind nicht weniger wert!!! Aber ihr wisst ja, die Aufzählung wäre unendlich!
Ohne Gerechtigkeit – kein Frieden!
Solange es Elend gibt, ist Solidarität und Rebellion Pflicht!
Solidarität ist eine Waffe, benutzen wir (auch!) sie!
AKWs, Kapital und Bourgeoisie entsorgen!!!
Krieg dem imperialistischen Krieg und jeder Unterdrückung!!!
marco camenisch, (demokratisch-psychoterroristisches) Zwangsarbeits- und Vernichtungslager Pöschwies, Schweiz
1. Dezember 2008