Provokation aus Washington

US-Präsident Obama: Venezuela blockiert Fortschritt in Lateinamerika und exportiert Terror. Harsche Reaktionen aus Caracas

Von Harald Neuber

amerika21.de

Provokation aus Washington

Roy Chaderton-Matos bei einer OAS-Tagung

Caracas/Washington. Fast zeitgleich zur Amtseinführung des neuen US-amerikanischen Präsidenten Barack Hussein Obama ist es zu Spannungen zwischen ihm und der venezolanischen Regierung gekommen. Der Streit entzündete sich an Äußerungen, die der Politiker der Demokratischen Partei wenige Tage zuvor gemacht hatte. Obama warf Caracas dabei vor, „den Fortschritt in Lateinamerika zu blockieren“ und „Terrorismus zu exportieren“.

Venezuelas Präsident Hugo Chávez trat den Äußerungen Obamas entschieden entgegen. Mit seinem Aussagen habe der neue US-Staatschef indirekt die Beseitigung der venezolanischen Regierung gefordert, sagte Chávez vor Anhängern im Bundesstaat Carabobo, rund 165 Kilometer westlich der Hauptstadt Caracas: „Denn das macht man mit einer Blockade – man beseitigt sie“.

Der neue US-Präsident habe offenbar eine „sehr lockere Zunge“ wenn es um Venezuela geht, sagte Chávez weiter. Weniger redefreudig sei er, „wenn es um das Massaker der Kinder im Gaza-Streifen geht“. Obama hatte sich erst wenige Tage vor Ende des blutigen Krieges Israels im Gaza-Streifen zu Wort gemeldet.

Die Äußerungen Obamas gegenüber Venezuela seien keineswegs unschuldig. Sie folgten vielmehr „dem Drehbuch, das im Pentagon (US-Verteidigungsministerium, d. Red.) geschrieben wurde“. Um zu beurteilen, welchen Kurs der neue US-Präsident Lateinamerika gegenüber verfolge, müssen man abwarten, ob er die Wirtschaftsblockade Kubas aufhebt oder aufrecht erhält, sagte Chávez.

Harsche Anwürfe aus Venezuela musste auch der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), José Miguel Insulza, einstecken. Insulza hatte Obama gegen die Kritik aus Caracas verteidigt, indem er dessen Stellungnahmen zu Venezuela als „harmlos“ abtat. Ein solches Verhalten angesichts der Drohungen gegen Venezuela als OAS-Mitgliedsstaat sei „lächerlich, respektlos und dumm“, heißt es in einer Erklärung von Venezuelas OAS-Botschafter Roy Chaderton-Matos. Die Stellungnahme Insulzas scheine aus einer Zeit zu stammen, „als die OAS in Washington als ihr Kolonialministerium gesehen wurde“.

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