Von der Nacht vom Montag den 09. Februar, auf Dienstag, den 10. schlugen der Besitzer Genta in Gefolgschaft von ca. 200 Ordungskräften vor den Toren der Innse presse Milano auf, um sich endlich Zutritt zu den Maschinen verschaffen zu können. Wieder waren die ArbeiterInnen und ein breites Solidaritätsnetzwerk nicht unvorbereitet und erlangten zumindest im Ausmaß dieser Übermacht einen kleinen Sieg.
Es folgt ein Kurzes Dossier, der sich organisierten „studenti per la Innse“ (Studierende für die Innse): „In Folge der Zusammenkunft vom von ArbeiterInnen, Organen der Region und der Provinz, setzten Genta und Aedes ein erneutes Zeichen ihres Verständnisses von Ordnung: Räumung. Somit begannen intensive Tage der Mobilisierung für den 8., 9. und 10. Februar 2009.
Die „StudentInnen für die Innse“(studenti per la Innse) begannen sofort für den Fall des Allarmes die notwendigen Kräfte zu organisieren: andere Studis, Freunde, Gleichgesinnte. In diesem Zusammenhang erprobte sich ein weiteres Mal die intensive Zusammenarbeit zwischen den ArbeiterInnen und den verschiedenen UnterstützerInnen Milanos, die schon in den vergangenen Monaten verschiedenste Beiträge für diesen außergewöhnlichen Kampf leisteten.
Seit Sonntag Nacht, trat also das organisierte Netz der UnterstützerInnen in Aktion: angeschaltete Handys, schlaflose Nächte, alle bereit los zu sporten. Die Vorbereitung für die anstehende Räumung begann um ein Uhr in der Nacht vom Sonntag zum Montag. Auf Nachfrage der ArbeiterInnen, begannen die „StudentInenn für die Innse“, einige Mitglieder des Centro Sociali „Baraonda“ und andere GenossInnen die Barrikaden an den Toren zu preparieren und zu verstärken. Um auf die Situation aufmerksam zu machen, wurde entschieden, die ersten kleinen Signalfeuer zu entzünden. Die Nacht zum Montag Morgen verlief verhältnismäßig ruhig und man konnte davon ausgehen, dass die Räumung wohl nicht am Montag Morgen stattfinden wird. Somit konnten die Stunden des mOntags weiter genutzt werden um das Netz der Solidarität weiter auszubauen, Kontakte zu sammeln und die anstehende Nacht zu organisieren. Als der Montagabend näher rückte, wurde klar, dass die Räumung wohl in der folgenden Nacht passieren sollte. Gegen Mitternacht entschieden die ArbeiterInnen der Innse Presse die Barrikaden zu entzünden. Inzwischen warteten die StudentInnen und andere GenossInnen, indem sie gemeinsam die Nacht verbrachten auf das Allarmsignal, welches gegen 4.30Uhr ausgesendet wurde. Innerhalb von wenigen Minuten fand man sich vor der Innse ein. Während dessen, hatten sich nicht nur andere UnterstützerInnen vor dem Werkstor der Innse eingefunden, sondern auch Genta, der Besitzer in Gefolgschaft von ca. 200 Polizisten, Carabinieris und Digos (zu vergleichen mit Staatsschutz).
Nach einer kurzen Besetzung der Einganges in der Via Rubattino, bewegten sich der Block der Studis und Mitglieder anderer Kollektive und Assoziationen schnell in Richtung des Hintereinganges zu den Barrikaden. Dort kam es dann auch zu den ersten intensiveren Auseinandersetzungen. Die Ketten der Carabinieris versuchten den Widerstand zu unterbinden, während die Studis und ArbeiterInnen willensstark den Eintritt des Besitzers Genta in die Fabrik verhindern wollten. Genta bezweckte mit diesem Aufschlag hauptsächlich die Herausbeförderung der gesamten Maschinerie der Produktion der Innse Presse, neben der menschlichen Produktivkraft, die Basis der Produktion. Nichts desto trotz gelang es den GenossInenn die Kette zu durchbrechen und hinter die Fabrik zu gelangen. Dort angekommen entfesselten sich heiße Diskussionen zwischen den Arbeitern, den Digos und Genta. Die nächsten Minuten waren von Spannung und erneuten Auseinandersetzungen geprägt, in denen die GenossInnen stark blieben und Durchhaltekraft bewiesen. Die Ankunft erneuter Sicherheitskräfte verhieß nichts Gutes. Doch man hielt Stellung und die ArbeiterInnen stellten ihr Angebot, welches tatsächlich so auch ausgeführt werden sollte. 3 von ihnen sollten Genta beim Eintritt in die Fabrik begleiten, sodass dieser nur seinen Krams und durch die ArbeiterInnen erlaubte Dinge mit sich nehmen konnte, aber die Finger absolut von der Maschinierie lassen musste. Auf dieses Resultat wartete man über eine Stunde. Gegen 7 Uhr morgens trat Genta das erste mal nach 8 Monaten begleitet von Comotti der RSU und Giudici in die Innse Presse ein.
Dies was wie ein kleiner Erfolg in dieser Auseinandersetzung seit Anfang Februar erscheint, ist allerdings auch eine Niederlage des Kampfes der seit dem 31. Mai des vergangenen Jahres andauert. Vor dem 10. Februar, war es dem Besitzer nie möglich wieder auf das Werksgelände zu gelangen. Doch die Situation spitzt sich immer weiter zu un dmit Gewalt verschaffte er sich Zugang. Das was er allerdings eigentlich wollte, sollte er wiedereinmal nicht bekommen. Die ArbeiterInnen halten durch, und wiedereinmal hat sich das Solidaritätsnetz der Studis, AktivistInnen aus einigen Centri sociali und anderen GenossInnen positiv erprobt. Es bleibt dabei Gui le mani della Innse!“
http://www.c6.tv/archivio?task=view&id=2942
Artikel von labournet:
Heute Nacht (Dienstag, 10. Februar 2009) um drei Uhr morgens ist Genta in Begleitung von zweihundert Polizisten und Carabinieri zurückgekommen, um die Werkstore zu stürmen. Diese werden von den ArbeiterInnen bei INNSE seit neun Monaten besetzt gehalten, damit der Firmenbesitzer die Maschinen nicht wegschaffen kann.
“Wir waren sehr viele dank der Solidarität aller”, schreibt ein Arbeiter im Blog der INNSE, “aber sie waren noch viel mehr. Genta ist wie ein Dieb durch den Hintereingang in den Betrieb gelangt, hinterlistig und mit Hilfe der Gewalt, mit der die Ordnungskräfte uns begegnet sind. Er selbst hat mit einem Bagger das Tor eingedrückt und alles beseitigt, was wir davor aufgerichtet hatten, um ihm den Eintritt zu verunmöglichen.“ Dort fand dann auch der erste Zusammenstoss mit den Ordnungskräften statt, die auf die Arbeiter einprügelten: „Wer hingefallen war, wurde erbarmungslos niedergeknüppelt, sogar zwei Rentner, die ihre Solidarität gezeigt hatten.“
Auf die Forderung der Arbeiter, einen Delegierten des Betriebsrates und einen Delegierten der Gewerkschaft in den Betrieb zu lassen, damit diese kontrollieren können, dass Genta keine Maschinen demontiere, antwortet die Polizei mit einem schroffen Nein. In der Folge erleiden die Arbeiter einen weiteren Angriff, der noch heftiger ist als der vorangegangene und bei dem sie eingekreist und ins Gesicht geschlagen werden. Drei Arbeiter werden mit gebrochener Nase und Kopfverletzungen in die Notfallklinik gebracht. Laut der Zeitung “Il Messaggero” sind auch sechs Carabinieri und ein Polizeichef von Steinwürfen und Schraubenschlüsseln, mit denen die Arbeiter versucht haben sich zu verteidigen, getroffen und verletzt worden. Nach einigen Verhandlungen gelangen um 7.30 Uhr zwei Gewerkschaftsvertreter in den Betrieb, um die Lage zu überprüfen. Um 11.45 ziehen sich Polizei und Carabinieri zurück, angesichts des Widerstands der Arbeiter ist Gentas Plan ein weiteres Mal gescheitert.
«Die Ordnungskräfte, die Arbeiter verprügeln, um dem Firmenbesitzer zu erlauben, die Maschinen wegzuschaffen und so 49 Familien ohne Arbeit zu lassen: das ist es, was ich heute im Morgengrauen vor der INNSE gesehen habe», erklärte der Europa-Abgeordnete von Rifondazione, Vittorio Agnoletto, der bei der Besetzung dabei war. «Ich wollte meinen Augen nicht trauen, diese Szenen, dachte ich, würden einer inzwischen fernen Vergangenheit oder Dokumentarfilmen angehören, es ist eine Schande für einen Staat, der auf der Arbeit aufgebaut ist, wie unsere Verfassung vorspielt». Der Regionalabgeordnete des Prc (Partito della Rifondazione Comunista), Luciano Muhlbauer spricht von «einem völlig wahllosen Angriff der Carabinieri, während dessen die Arbeiter auf den Kopf geschlagen und niedergeknüppelt wurden, zusammen mit einem Gewerkschafter der Fiom und meiner Wenigkeit, obwohl meine Eigenschaft als regionaler Abgeordneter von den vor Ort Verantwortlichen erkannt worden war.» Deutlich auch die Stellungnahme von Fiom-Cgil: «Was bei INNSE vorgefallen ist, ist äusserst schwerwiegend. Es ist das Zeichen des Willens, die Arbeiter mit Gewalt zum Schweigen zu bringen. Es ist das Zeichen des Willens, jene in die Knie zu zwingen, die sich in diesem Land der Logik der Betriebsschliessungen und Entlassungen entgegenstellen. Die Fiom von Mailand steht auf der Seite der Arbeitenden, der INNSE-Arbeiter, jener, die den eigenen Arbeitsplatz und die eigene Würde verteidigen».
(Bericht zusammengestellt und übersetzt aus : www.operaicontro.it externer Link und www.myspace.com/presidioinnse externer Link)
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