Kurznachrichten aus der Türkei

7-jähriges Mädchen von Polizeipanzer erdrückt
In der südöstlichen Stadt Van wurde die 7-jährige Maziye Aslan getötet, nachdem sich im Hacibekir Wohnviertel ein Polizeipanzer überschlug und das Mädchen erdrückte. Die 7-Jährige war vor einem
Hochzeitssaal gestanden, als sie von dem Panzer ergriffen wurde.
Sie war auf der Stelle tot. Zwei Polizisten, die sich im Panzer befanden, kamen mit Verletzungen davon. Nach Untersuchungen am Unfallort wurde der Leichnam des Mädchens zur Autopsie in das Staatskrankenhaus von Van gebracht. (Quelle: Anadolunun Sesi Radyosu)

„Der Taksim-Platz ist der 1.Mai-Platz“
Die Jugendföderation rief in einer Erklärung vom 26. April auf, den Taksim-Platz „einzunehmen“.

In der Erklärung hieß es: „Der Taksim-Platz ist der 1. Mai-Platz. … Der Kampftag der ArbeiterInnen, der Werktätigen und
Erwerbslosen, der Kampftag aller Schichten des Volkes gegen den Imperialismus steht vor der Tür. Wir stehen kurz vor dem Tag, an dem wir für Mehmet Akif Dalci (Anm.d.Red.: nach dem großen 1. Mai-Massaker 1977 wurde bei der 1. Mai Kundgebung in Taksim Mehmet Akif Dalci von Polizisten erschossen) und die anderen unsere Schulden begleichen. Als Resultat unserer Entschlossenheit und Willenskraft akzeptiete es die Oligarchie den 1. Mai als Tag der Arbeit und der Solidarität, zum offiziellen Feiertag zu erklären. Wie es auch immer interpretiert werden will, es ist die Folge der Opfer, die wir gezahlt haben, dafür musste auf dem Taksim Platz, also auf dem 1. Mai-Platz erst unser Blut vergossen werden. Die Oligarchie hat uns den Taksim Platz nicht freiwillig gegeben.

… Für uns ist Taksim nicht nur ein Platz oder ein zentraler Ort wie Kadiköy und Caglayan. Der Taksim-Platz wird seit Jahren von der Oligarchie zweckentfremdet und es wurde versucht, die Geschichte aus unserer Erinnerung zu verbannen. Aber alle sollten wissen, dass die mit Blut geschriebene Geschichte niemals ausgelöscht werden kann. Das

war schon so, als wir am 1. Mai 1977 34 unserer Menschen verloren haben, und es ist auch heute so. Die seitdem vergangenen 32 Jahre haben lediglich unsere Wut verstärkt, die Jahre haben unseren Glauben an den Taksim-Platz um ein Vielfaches vergrößert. Die Oligarchie weiß, dass der 1. Mai in unserem Land zu jeder Zeit ein Aufruf zur Revolution war, ganz gleich ob er in Taksim gefeiert wurde oder anderswo. Wir haben den Imperialismus und die Oligarchie mit unseren roten Fahnen und mit unseren Parolen an den „Sozialismus“ erinnert, der für sie das Ende bedeutet, und wir haben den Völkern in der Türkei und auf der ganzen Welt verkündet, dass wir die Welt noch einmal aus der Türkei erschüttern werden. Deshalb haben die Volksfeinde, die ihr Ende verhindern wollen, den 1. Mai verboten, den Ausnahmezustand verhängt und dem Volk seinen Feiertag wegzunehmen versucht. Aber die
Bevölkerung hat den 1. Mai unter der Führung der Revolutionäre immer mit gesteigertem Enthusiasmus gefeiert. …
Wir rufen unsere gesamte Bevölkerung, nicht nur in Istanbul, sondern in allen 81 Städten auf, ihre Möglichkeiten auszuschöpfen und sich für einen zentralen 1. Mai am Taksim-Platz in Istanbul zu vereinigen. …“

1. Mai-Aufruf von Intellektuellen und KünstlerInnen
In der Türkei haben 114 namhafte Personen, darunter AkademikerInnen, AnwältInnen, JournalistInnen, SchriftstellerInnen und KünstlerInnen wie Yasar Kemal, Müjde Ar, Tarik Akan, Reis Celik, Ülkü Azrak und Ercan Karakas ein gemeinsames Flugblatt unterzeichnet, mit dem sie die Freigabe des Taksim-Platzes am 1. Mai einfordern.
In der gemeinsamen Petition heißt es: „Erst 30 Jahre später wird ein Recht zurückgegeben, welches vom Regime des 12.September-Putsches geraubt wurde. Die Forderung, den Taksim Platz, der seit 1976 als symbolischer Ort des 1. Mai gilt, für die Solidaritätstage der Werktätigen freizugeben, ist kein „Starrsinn“, sondern eine Rechtsforderung.

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