Britische Polizei bedroht irische Journalistin

Neuerlicher Angriff auf die Pressefreiheit in Irland

Suzanne Breen, Nordirland-Redakteurin der Sunday Tribune, wird wegen ihrer Reportagen von der britischen Polizei gerichtlich verfolgt.

Dublin/Belfast – Die britische Polizei RUC/PSNI forderte die Nordirland-Redakteurin der in Dublin erscheinenden Zeitung Sunday Tribune, Suzanne Breen, auf, alle Materialien, die im Zusammenhang zweier ihrer Artikel stehen, zu übergeben. Falls sie nicht alle ihre Informationen, die sie in Erarbeitung ihrer Artikel über die Real IRA gesammelt hat, an die Polizei aushändige, werde gegen sie mit Hilfe der britischen Anti-Terrorismus-Gesetzgebung rechtlich vorgegangen.

Die britische Kolonialpolizei kontaktierte Breen in ihrem Haus in Belfast am 27. April. Ihr wurden drei Trage gegeben, Telefone, CD’s, Computer und Notizen im Zusammenhang mit zwei Artikeln über eine bewaffnete republikanische Organisation zu übergeben.

Bei den Artikeln handelt es sich um jenen, in dem sich die Real IRA zur Erschießung zweier britischer Soldaten in der Massereene-Kaserne, Co. Antrim, Anfang März bekennt, sowie um ein Interview mit einem Vertreter der Armeeführung derselben Organisation. In dem Interview bekannte sich die Gruppierung zur Ermordung des Provisional Sinn Féin Politikers Denis Donaldson, der als britischer Informant tätig war. Außerdem drohte sie die Angriffe auf britische Sicherheitskräfte fortzusetzen.

Die betroffene Journalistin Suzaane Breen meinte: „Ich werde den Forderungen des PSNI nicht nachkommen. Quellen weiterzugeben unterminiert die Pressefreiheit. Journalisten und die Polizei machen unterschiedliche Arbeit. Unsere Aufgabe ist es Informationen der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Sobald ein Journalist zum Beweissammler oder Zeugen für den Staat wird, hört er auf ein Journalist zu sein.“

„Unsere Zeitung steht hinter unserer Redakteurin aus dem Norden“, so die Herausgeberin Nóirín Hegarty. „Unsere Berichte waren im öffentlichen Interesse. Wir haben immer journalistische Ethik hochgehalten und unsere Informanten geschützt und wir werden dies auch in Zukunft auf diesem hohen Niveau machen.“

Die Position der Sunday Tribune wird von der Journalistengewerkschaft NUJ unterstützt. Ihr Generalsekretär Jeremy Dear sagte: „Wenn die Polizei und die Sicherheitskräfte glauben, sie können Journalisten dazu drängen, Teil der Informationsbeschaffung [des Staates] zu werden, bedroht dies die gesamte Zukunft des unabhängigen Journalismus.“

„Die Aufgabe eines nachforschenden Journalisten ist es, die Wahrheit herauszufinden. Dies kann nur dann gewährleistet werden, wenn die Informanten offen sprechen und [den Journalisten] vertrauen können. Die Behörden müssen die Besonderheit journalistischen Materials sehen und Suzanne Breen’s Recht, ihre Informanten geschützt zu halten, respektieren.“

Der irische Sekretär der NUJ, Séamus Dooley, fügte hinzu: „Die Sunday Tribune hat große Verdienste in der Verteidigung der Pressefreiheit. Wir begrüßen auch die Haltung der Zeitung in dieser Frage.“

Die NGO British Irish Rights Watch schrieb eine Protestnote an den Oberoffizier der RUC/PSNI Hugh Orde wegen des Vorgehens der britischen Kolonialpolizei und des britischen Geheimdiensts.

Die NGO-Vorsitzende Jane Winters erklärte: „Ein Journalist kann nicht wählen, welche Quellen geschützt werden. (…) [Denn] ein Journalist der auch nur einen Informanten Preis gibt, stellt den gesamten Journalismus in ein negatives Licht, wodurch die Öffentlichkeit den Eindruck bekommt, Journalisten nicht mehr trauen zu können.“

Auch Professor Brice Dickson von der Queen’s University in Belfast meldete sich zu Wort: „Es ist für eine gesunde Demokratie essentiell, dass Enthüllungsjournalisten ihrer Arbeit nachgehen können, ohne von der Polizei behindert zu werden.“

Am letzten Freitag, 9. Mai 2009, kam es zur ersten Anhörung von Suzanne Breen vor der Richterin. Im Anschluss daran erklärte die Journalistin vor dem Gerichtsgebäude: „Ich werde die Informationen über meine Quellen ins Grab mitnehmen.“

Breen drohen bei Nichtweitergabe der geforderten Informationen – theoretisch – bis zu fünf Jahre Gefängnis.

Irish Republican Correspondent, 12. Mai / Bealtaine 2009

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