Sarreguemines (AFP) — In Frankreich haben von der Entlassung bedrohte Continental-Mitarbeiter ein anderes Werk des Reifenherstellers gestürmt, um ein Treffen mit der deutschen Konzernführung zu erzwingen. 300 bis 400 Beschäftigte aus dem nordfranzösischen Clairoix verschafften sich im ostfranzösischen Sarreguemines (Saargemünd) gewaltsam Zutritt zur dortigen Conti-Fabrik. Gewerkschaftsvertreter drohten mit einer längeren Blockade.
Arbeiter knackten am Mittag die Schlösser des Eingangstors und stürmten unter Rufen wie „Continental Solidarität“ und „Wir sind hier zuhause“ auf das Gelände. Die französische Regierung sicherte ihnen darauf telefonisch zu, sie werde noch am Mittwoch wie versprochen ein Treffen mit dem deutschen Management organisieren. Bis dahin wollten die Beschäftigten, von denen einige Zelte und Schlafsäcke mitbrachten, nicht abziehen.
Bei den Arbeitern in Sarreguemines stieß der Überraschungsbesuch nicht gerade auf Begeisterung. Örtliche Gewerkschaften kritisierten, dass sie erst spät vorgewarnt worden waren. „Ihr seid die nächsten, die entlassen werden“, sagte der Clairoix-Gewerkschafter Xavier Mathieu seinen Kollegen. „Schließt Euch unserem Kampf an.“
Continental hatte die Schließung von Clairoix mit 1100 Mitarbeitern im März zusammen mit dem Aus für das Reifenwerk Hannover angekündigt. Die französische Regierung versucht derzeit, einen Käufer für die französische Fabrik zu finden. Gespräche wurden mit dem arabischen Investor MAG geführt. Die Beschäftigen machen sich nach eigenen Angaben aber keine Hoffnungen auf eine Übernahme. Ende April hatten wütende Continental-Beschäftigte schon mit der Verwüstung von Amtsstuben und dem Wachhaus ihres Werkes in Clairoix für Aufsehen gesorgt.
Am Mittwoch waren die Arbeiter eigentlich auf dem Weg nach Aachen gewesen, um an dort geplanten Protesten teilzunehmen. Diese wurden aber kurzfristig abgesagt. Die am frühen Morgen in rund 60 Autos losgefahrenen Arbeiter entschlossen sich darauf, nach Sarreguemines zu fahren.