Thomas Meyer-Falk zum Diskussionsbeitrag aus dem Gefangenen Info 346

Zum Diskussionsbeitrag der Redaktion des Gefangenen Infos vom April 2009 – Solidarität muss praktisch werden – „Warum es so wichtig ist Gefangenen zu schreiben und sie in die tägliche Arbeit einzubeziehen“
In einem inhaltlich, wie auch was die Forderungen und Anregungen betrifft ebenso wichtigen wie richtigen Diskussionsbeitrag, brachte es die Redaktion es auf den Punkt, worum es in der Antirepressionsarbeit auch geht.
Dabei blickt der Beitrag über die eigene linke Szene hinaus und möchte richtigerweise auch die sozialen Gefangenen einbezogen wissen – und künftig intensiver einbeziehen.
Während alte Knäste, wie der hier in Bruchsal (Grundsteinlegung 1848!) durch ihre grauen Mauern die Gefangenen zu erdrücken drohen, bieten die Neubauten (wie der im Juni 2009 eröffnete Bau in Offenburg) sterile, kalte Hightech-Funktionsbauten, in denen noch deutliche spürbar wird, dass Gefangene Nummern, Verfügungsmasse sind. Auch mancher Schnickschnack (so sind in Offenburg die Zellen standardmäßig mit Fernsehern ausgestattet, es gibt Stationsküchen) ändert nicht daran, dass wir hintern Mauern sind. Und ob es das Gefangenen Info ist, andere Publikationen oder eben der persönliche Kontakt zu Menschen draußen: der Brückenschlag zwischen „drinnen“ und „draußen“ ist überlebensnotwendig. Nicht nur die Gefangenen selbst, denen der Kontakt Kraft und Mut gibt, im Alltag durch zu halten. Sondern meines Erachtens auch für alle in Freiheit. Einerseits damit sie einen authentischen Einblick in den Knastalltag erhalten und vorbereitet sind, sollte es sie selbst mal erwischen; anderseits weil eine emanzipatorische Bewegung, die sich nicht um die Eingeknasteten kümmert, schon von Anfang an verloren hätte.
Thomas Meyer-Falk, zu Zeit JVA Bruchsal

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