Adiós Bogotá

Venezuela stoppt Warenimporte aus Kolumbien und kauft zukünftig in Argentinien ein

Von Ingo Niebel
amerika21.de

Caracas. Gute Nachrichten für Argentiniens innenpolitisch gebeutelte Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner beim Staatsbesuch in Venezuela: ihr Amtskollege Hugo Chávez kündigte am Dienstag an, sein Land werde den Warenimport aus Kolumbien stoppen und ihn durch Einkäufe in Argentinien ersetzen.

Die argentinischen Unternehmer, die vor ihrer Präsidentin in der venezolanischen Hauptstadt eintrafen, können mit der Hoffnung heimfahren, sich einen Konkurrenten vom Hals und einen neuen Absatzmarkt geschaffen zu haben. Von Lebensmitteln bis zu Industriegütern sollen sie demnächst alles, was die Bolivarianer benötigen, auf dem Seeweg an die Karibikküste liefern. Ganz oben auf der venezolanischen Bestellliste stehen zehntausend Fahrzeuge, die bisher jährlich in Kolumbien produziert wurden. Dabei handelt es sich in erster Linie um Nutzfahrzeuge wie Lieferwagen, Busse und Vans. „Diese 10000 Wagen, die wir bisher in Kolumbien gekauft haben, die kann ihnen jetzt Obama abkaufen“, sagte Venezuelas Handelsminister Eduardo Samán in Anspielung auf die engen Beziehungen zwischen Bogotá und Washington. Der Minister ist der Meinung, dass der Import der Produkte trotz des doppelt so langen Seewegs billiger sein wird als auf dem Landweg aus Kolumbien. Mit der Entscheidung sind auch die Probleme zwischen Buenos Aires und Caracas vom Tisch, die sich auftaten, als Venezuela eine Firma verstaatlichte, die mehrheitlich mit argentinischem Kapital gehalten wurde.

Die Neuorientierung der venezolanischen Handelspolitik gegenüber Kolumbien erfolgt, nachdem die Regierung von Álvaro Uribe den USA die Nutzung von sieben neuen Militärbasen eingeräumt haben. Deswegen hatte Chávez kurzfristig seinen Botschafter aus Bogotá abberufen und hat seitdem keine Gelegenheit ausgelassen, Uribe öffentlich anzuprangern. Neben der Rhetorik setzt er jetzt die Handelspolitik als Mittel seiner Außenpolitik ein. Am Sonntag hatte er in seiner Fernseh- und Radiosendung „Aló Presidente“ angekündigt, dass Kolumbien in Zukunft den venezolanischen Sprit nicht mehr zu Vorzugspreisen beziehen wird. Am 21. August läuft der entsprechende Vertrag aus. Es geht dabei um monatlich 20 Millionen Liter (4,5 Millionen Gallonen) Kraftstoff, die bisher die staatliche kolumbianische Ölfirma Ecopetrol bezogen hat.

Die venezolanische Entscheidung dürfte Bogotá besonders hart treffen, da Kolumbien neben Brasilien und den USA zu den drei wichtigsten Handelspartner der Bolivarianischen Republik gehört. Die kolumbianische Wirtschaft und Industrie profitieren vom Handel mit dem Nachbarland, da sie mehr Waren dorthin ausführen denn importieren. Chávez versucht mit seiner Wirtschaftspolitik, nicht nur einen Gegner in Schach zu halten und eine Verbündete zu unterstützen, sondern auch die negative Handelsbilanz gegenüber Kolumbien zu korrigieren.

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