Griechenland: Schwerbehinderter Savvas Xiros läuft Gefahr, beide Beine zu verlieren

Von Heike Schrader, Athen junge Welt 16.12.2009

Wie krank muß ein Mensch sein, damit er für haftunfähig erklärt wird? Im Fall des seit mehr als sieben Jahren im Gefängnis sitzenden fast blinden, schwer hörbehinderten und unter Gefäßerkrankungen des zentralen Nervensystems leidenden Savvas Xiros reicht augenscheinlich selbst eine hundertprozentige Schwerbehinderung in Verbindung mit einer unter Haftbedingungen nicht behandelbaren offenen Erysipel an den Beinen nicht aus. Das im Sommer 2002 nach der vorzeitigen Explosion einer Bombe schwerverletzt von der Polizei aufgegriffene Mitglied der griechischen Stadtguerillaorganisation 17N leidet seit über einem Jahr an einer bakteriellen Infektion beider Beine. Erstmalig behandelt wurde Savvas wegen dieser erst im Gefängnis aufgetretenen Infektion im September vergangenen Jahres. Seit April werden ihm bei diversen Aufenthalten im Krankenhaus starke Antibiotika gespritzt oder per Tropf verabreicht. Weil die Krankheit nur wenige Wochen nach Rückkehr in die Zelle jedoch wieder bedrohliche Ausmaße angenommen hat, pendelt Savvas Xiros seitdem zwischen Gefängniskrankenhaus und Zelle.

Die Krankheitsschübe sind mittlerweile so stark geworden, daß Teile des Beinfleisches komplett absterben und nur allmählich wieder nachwachsen. Es besteht die Gefahr irreparabler Schäden, die zur Amputation der Beine führen könnten. Auch die Haftbedingungen tragen zur Verschlechterung der Krankheit bei. Nach Angaben der behandelnden Ärzte wären Tageslicht, gesunde Ernährung und frische Luft unabdingbar für den Heilungsprozeß. Im unterirdischen Kleingruppenisolationstrakt des Gefängnisses von Korydallos, in dem Savvas Xiros zusammen mit neun weiteren politischen Gefangenen inhaftiert ist, kann jedoch weder die Luft ausreichend zirkulieren, noch dringt Tageslicht in die Zellen. Nichts aber deutet darauf hin, daß man den Kranken dauerhaft in ein zur Behandlung geeignetes Krankenhaus verlegen wird. Statt dessen habe ihm ein Gefängnisarzt gesagt, so Savvas Xiros gegenüber junge Welt, daß man ihn in Zukunft in der Zelle behandeln würde, da die Aufenthalte auf der Krankenstation keinen Erfolg gezeigt hätten.

Heike Schrader

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