Paramilitarismus mordet wieder in Kolumbien

Bauernaktivist zu Tode gesteinigt. Opfer stand unter Schutz der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte
Von Hans Weber

amerika21.de

Leiche des ermordeten Bauern wird abtransportiert

Anhaltende Gewalt: Der Landarbeiter Óscar Maussa war von Milizen gesteinigt worden

Bogotá. In der vergangenen Woche wurde erneut ein führender Aktivist der Bauernbewegung in Kolumbien von Paramilitärs ermordet. Óscar Maussa wurde von den Milizen an einen Baum gefesselt und zu Tode gesteinigt. Maussa stand an der Spitze einer Bewegung, die für die Wiedererlangung eines Grundstücks kämpfte, das paramilitärische Gruppen der lokalen Bauernkooperative Cootragloban gestohlen hatten.

Es handelt sich um circa 100 Hektar im Gemeindebezirk Blanquicet in der nordwestlichen Region Urabá. Zwölf Familien der Kooperative hatten den Besitz im Jahr 1990 mit finanzieller Unterstützung der niederländischen Regierung gekauft. Doch eine Welle von Vertreibungen durch paramilitärische Gruppen im Jahr 1997 zwang die Familien, Blanquicet zu verlassen. 2003 stellten die Mitglieder von Cootragloban fest, dass für das kollektive Grundstück eine gefälschte Verkaufsurkunde vorlag. Sie strengten einen Prozess an, den sie zwei Jahre später gewannen.

Nicht lange nach der Rückkehr einiger Landarbeiter von Cootragloban nach Blanquicet begannen neue paramilitärische Einschüchterungsaktionen der Gruppen „Schwarze Adler“ (Aguilas Negras) und „Wiedergeburt“ (Renacer). In Folge forderte die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte im Jahr 2006 Präventivmaßnahmen, um das Leben der bedrohten Kooperativenmitglieder zu beschützen. Trotzdem mussten neben Maussa andere Bauern den Ort erneut verlassen.

Das Gebiet von Urabá ist nicht nur von der Agrarindustrie für den Anbau von Bananen und die Produktion von Palmöl sehr begehrt. Die Ländereien der Kooperative liegen auch in einem Gebiet, durch den eine geplante „Autobahn der Amerikas“ zwischen Panama und Kolumbien verlaufen soll.

Bewaffnete Männer streifen ständig in Blanquicet herum und die Einwohner befürchten, dass es ein Massaker geben könnte, so das journalistische Portal „Verdad abierta“. In diesem Jahr sind schon neun Bauernführer aus Urabá ermordet worden.

Bislang ist es völlig offen, ob die Regierung von Präsident Manuel Santos ernsthafte Schutzmaßnahmen zur Sicherheit der bedrohten Bauern ergreifen wird. Die Reaktion der Polizei im Fall Maussa lässt dies bezweifeln. Während der Landarbeiter zu Tode gesteinigt wurde, sei es einem Zeugen gelungen, die Polizei zu informieren. Die Beamten seien aber erst am folgenden Tag an den Tatort gekommen, beklagte die Organisation „Gerechtigkeit und Frieden“. „Die lokalen Behörden wussten nichts von den angeordneten Schutzmaßnahmen, denn Herr Maussa hat dies nicht gemeldet“, verteidigte sich gegenüber der Tageszeitung El Tiempo der Bürgermeister des Dorfes, in dem der Landarbeiter zuletzt gelebt hatte.

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