Kurzerklärung von Werner Braeuner zu seinem Hungerstreikbeginn Sehnde, 1.5.11
Der Wahlspruch „Nichts ist vorbei, der Kampf geht weiter!“ zum Beginn des HS am 8.5. erhält mit jenem Datum, das die militärische Kapitulation des deutschen Faschismus im Jahre 45 markiert, die historische Einordnung: Faschismus ist erst besiegt, wenn es der Kapitalismus ist. Der Hungerstreik nun versteht sich als Teil des antifaschistischen und antikapitalistischen Kampfs, heute ein Kampf, der direkt gegen die Lohnarbeit zu führen ist.
Diesen Kampf nicht zu führen, hieße in meiner Situation nicht weniger als die Kapitulation vor der aufziehenden Barbarei, die sich im Strafvollzug bereits entfaltet hat und völlige Verausgabung von Hand, Hirn und Nerven in der Lohnarbeit fordert. Der Strafvollzug setzt dazu jedes noch so niederträchtige Mittel ein und belegt dabei die Richtigkeit von Marxens Einschätzung, die menschliche Arbeitskraft sei eine Naturkraft und würde wie andere natürliche Ressourcen und auch die Umwelt von der auf Lohnarbeit fußenden kapitalistischen Produktionsweise zerstört. Der Hungerstreik ist Widerstand gegen Zerstörung. Der antikapitalistische und antifaschistische Kampf ist Widerstand gegen Zerstörung von Mensch und Natur.
Im Bewußtsein , einen notwendigen und unabdingbaren Widerstand zu führen, sehe ich dem Hungerstreik mit großer Ruhe und Entschlossenheit entgegen. Gegen Widerstand und Kampf im Strafvollzug, im innersten Heiligtum von Staat, Sozialdemokratie/ Lohnarbeit und Kapital, werden die Parteigänger des Systems jedes nur denkbare niederträchtige Mittel anwenden. Bleibt draußen unbeirrt, laßt Euch nicht täuschen, schenkt den Verlautbarungen der Justizbehörden keinen Glauben!!! Justizbehörde und Strafvollzug sind Meister der Lüge, sie werden versuchen, meine Kommunikation mit Euch draußen zu unterlaufen und zu kappen, sie werden versuchen, Falschinfos zu verbreiten. Seid auf der Hut! Falls Ihr längere Zeit nichts von mir hören solltet, sei es telefonisch oder per Post, dann seid sicher, daß ich unbeirrt weiterkämpfe.
Der Feind hat größte Angst vor Widerstand im Knast, wenn dieser Widerstand draußen
begleitet und unterstützt wird. Der Vorteil des Angriffs ist auf unserer Seite. Solidarität ist eine Waffe, setzen wir sie nun ein!
Werner Braeuner, JVA Sehnde
Solidaritätserklärung vom Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen zum Hungerstreik Werner Braeuners
Werner, eingesperrt in der JVA Sehnde, befindet sich seit Sonntag, den 8.Mai, in einem unbefristeten Hungerstreik. Anlass seiner Aktion ist, dass Exkremente sich im Knastessen befinden. Werner verlangte darauf vom niedersächsischen Justizministerium Eigenverfügung über Tagesverpflegungssatz für Gefangene zwecks Selbstbeköstigung. Das zuständige Justizministerium lehnte ab.
Es ist aber uns klar, dass ohne Druck von draußen, Werners legitime Forderung nicht durch- gesetzt werden kann.
In einer Situation, wo wahrscheinlich schon Post an ihn verzögert oder sogar schon beschlagnahmt wurde, ist Solidarität von allen wichtig ist.
Der Gefangene Thomas Meyer-Falk hat sich zum Streik schon positiv geäußert, das reicht aber nicht aus, denn es bedarf die Anstrengung vieler Einzelpersonen und Gruppen, um den Druck zu intensivieren, damit Werner sich durchsetzen kann.
Falls wir Werner Hungerstreiks nicht unterstützen, wird dieser entweder von den verantwortlichen Stellen der Justiz ignoriert, oder/und ihn droht die Einweisung in die Psychiatrie oder die Zwangsernähung.
Im Falle einer Zwangsernährung kündigt Werner in einem Schreiben vom 27.04.11 die Selbsttötung an, da die Zwangsernährung keine Lösung des Konflikts resultierend aus der jetzige Situation sei. Werner schreibt, dass er nichts zu verlieren habe.
“Die Herrschenden und ihre Büttel können nur noch bestehen, indem sie demonstrieren, zu jeglicher ruchlosen Tat und zu jedem Verbrechen gewillt zu sein. Sich solchem Abschaum bis in den Tod nicht zu ergeben, ist ein großes Ja zu Kampf und Leben.”
(Aus der Hungerstreikerklärung von Werner)
Schreibt Protestmails an:
Niedersächsisches Justizministerium in Hannover
E-mail:
pressestelle@mj.niedersachsen.de
Oder schreibt Werner persönlich:
Werner Braeuner
Schnedebruch 8
31319 Sehnde
Unterstützt Werner im Hungerstreik!
Drinnen und draußen ein Kampf!
Netzwerk Freiheit für alle politische Gefangene und Redaktion des Gefangenen Info
www.gefangenen.info