Massive Proteste gegen Erdölkonzerne in Kolumbien

Widerstand gegen „neue Formen der Sklaverei“. Repression von Polizei und Militär fordert Verletzte und einen Toten

amerika21.de

ESMAD-Polizisten in Puerto Gaitán

ESMAD-Polizisten im kolumbianischen Puerto Gaitán (Quelle)

Campo Rubiales, Kolumbien. Tausende Erdölarbeiter protestierten am Dienstag gegen den kanadischen Energiekonzern Pacific Rubiales im kolumbianischen Bundesland Meta wegen systematischer Verstöße gegen das Arbeitsrecht. Bei Zusammenstößen mit Soldaten und Aufstandsbekämpfungseinheiten der kolumbianischen Polizei (ESMAD) wurden über ein dutzend Menschen verletzt. Ein Aktivist starb, offenbar an den Folgen eines Tränengaseinsatzes. Bei dem Toten handele es sich um den Indigenen Pablo Yanabé, so der Indígena-Vertreter Santiago Ramírez. Einige der Verletzten erlitten schwere Verbrennungen.

Pacific Rubiales ist nicht der einzige Konzern der Region, dem vorgeworfen wird, die Rechte der Arbeitnehmer zu verletzen. Auch die Arbeiter von CEPCOLSA, ein Tochterunternehmen des spanischen Erdölkonzerns CEPSA, müssen äußerst schlechte Arbeitsbedingungen ertragen, berichtet die Erdölarbeitergewerkschaft USO.  Die Lohnabhängigen würden dazu gezwungen, bis zu 18 Stunden am Tag und 40 Tage lang ohne Ruhetage zu arbeiten und bekämen keine Löhne während der Probezeit. Die Verträge würden vom Unternehmen ohne Rückfragen verändert und die Arbeiter seien nicht im Sozialsystem versichert. Auch die sanitären Bedingungen der Wohnlager seien unmenschlich. Es handele sich um „neue Formen der Sklaverei“, so der Vorwurf der USO.

Gespräche zwischen Gewerkschaft und Sozialorganisationen auf der einen Seite und Vertretern von CEPCOLSA und dem Innenministerium auf der anderen Seite blieben bisher erfolglos. Deshalb begannen die Arbeiter vor vier Wochen einen Streik. Daraufhin antwortete der Konzern mit der Entlassung von 1.000 Angestellten. Letzte Woche wurden die Streikenden durch das Militär und die ESMAD sogar mit großer Gewalt zusammengeschlagen. Ein Vertreter der USO bezeichnete den Einsatz des Militärs gegen zivile Arbeiter als „Kriegshandlung“.

Hinzu kamen schriftliche Morddrohungen an den Präsidenten der USO, Rodolfo Vecino Acevedo. „Wir haben dich im Fadenkreuz und werden dich eliminieren. Wir beobachten dich und deine Familie“, stand in einer Email an Vecino, offenbar als Reaktion auf die Ankündigung der Erdölgewerkschaft, wegen der schlechten Arbeitsbedingungen bei CEPCOLSA eine Demonstration vor der spanischen Botschaft durchzuführen.

Am vergangenen Wochenende war es zu einer Annäherung  mit der kolumbianischen Vizepräsidentschaft gekommen. Die ersten Gesprächen wurden am Montag geführt, jedoch kurz danach wieder abgebrochen, als die Regierung sich weigerte, auf die Forderungen der Kollegen von Pacific Rubiales einzugehen. Die USO drohte daraufhin am Dienstagmorgen, die Proteste auszuweiten. Weitere Arbeiter und Einwohner der Region könnten sich in den nächsten Tagen den Protesten anschließen, hieß es. Am Ende des Tages wurde allerdings zwischen Regierung und Gewerkschaft ein Aussetzen des Protestes vereinbart, um einen neuen Dialog zu beginnen.

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