An die Föderale Regierung
An die Regierung von Chiapas
An die Presse
An die nationale und internationale Zivilgesellschaft
An die regierungsunabhängigen Menschenrechtsorganisationen
Eil-Aktion: Drohende gewaltsame Vertreibung der autonomen zapatistischen Gemeinde San Patricicio
In den vergangenen Monaten haben die Meldungen der zapatistischen Räte der Guten Regierung über Belästigungen und Aggressionen gegenüber Unterstützungsbasen der Zapatistischen Armee zur Nationalen Befreiung (EZLN) alarmierend zugenommen.
Im jüngsten Fall geht es um die Bedrohung der Zapatistas der Gemeinde San Patricio, wo eine Gruppierung, die offenbar auf Rückendeckung der Bezirksregierungen von Sabanilla und Tila zählen kann, damit droht, die Ländereien der zapatistischen Unterstützungsbasen zu invadieren und die Menschen dort umzubringen. Wir weisen die Drohungen und Belästigungen gegenüber den Compañeros und Compañeras von San Patricio mit aller Entschiedenheit zurück. Wir fordern von der Bezirks-, Bundesstaats- und von der föderalen Regierung, die Strategie der Aufstandsbekämpfung, die seit 1994 praktiziert wird, zu stoppen, die sich im aktuellen Fall als Konfrontation zwischen indigenen und kleinbäuerlichen Gruppierungen darstellt. Wir fordern, dass die Autonomie und der Widerstand der Zapatistas respektiert werden und dass die Provokationen und Belästigungen gegenüber den Unterstützungsbasen der EZLN eingestellt werden, sowohl im Fall von San Patricio als auch im Allgemeinen gegenübe
r den zapatistischen Gemeinden.
Fakten
Nach Angaben des Rates der Guten Regierung „Neuer Samen, der produzieren wird“ mit Sitz in der Gemeinde Roberto Barrios, offizieller Landkreis von Palenque, besteht die dringende Gefahr, dass verschiedene Akte von Provokation und Belästigung eine gewaltsame Vertreibung der Bewohnerinnen und Bewohner der autonomen Gemeinde San Patricio auslösen, die im autonomen Landkreis La Dignidad liegt, was dem offiziellen Landkreis Sabanilla, im Norden von Chiapas, entspricht.
Gemäß der Information präsentierten sich am vergangenen 7. September 2011 die Herren Ambrocio Díaz Gómez, Santiago Díaz Cruz und Miguel Díaz Díaz am Haus einer der autonomen zapatistischen Autoritäten von San Patricio, um damit zu drohen, dass sie in die Gemeinde eindringen und sie besetzen würden. Der Vorwand ist, dass die Menschen dort nicht die Steuern auf die Ländereien zahlen. Sie fügten hinzu, wenn sie die Ländereien, die sie aktuell bewohnen, nicht übergeben, „dringen sie rein und bringen alle um“.
Am 10. September wurde von einer Personengruppe am Rand der Gemeinde San Patricio mehrfach in die Luft geschossen. In der selben Nacht installierte eine Gruppe von 100 Personen ein Camp nur 200 Meter von der Gemeinde entfernt.
Am 11. September waren über den Tag verteilt diverse Schüsse von Gewehren zu hören, die offensichtlich vom Camp ausgingen, welches am Tag davor installiert worden war. Außerdem haben die Aggressoren Bäumen gefällt, Maispflanzungen zerstört und 18 Hektar Weideland, das Eigentum der zapatistischen Bewohnerinnen und Bewohner von San Patricio sind, abgebrannt. Am 12. September gingen die Schüsse weiter, die offenbar aus großkalibrigen Waffen stammen.
Nach den Angaben befinden sich folgende Personen, die von den Zapatistas identifiziert wurden, unter den Aggressoren:
Landkreis Tila:
Mario Vázquez Cruz, aus der Gemeinde Ostelukum.
Rogelio Ramírez Vázquez, aus der Gemeinde El Porvenir.
Landkreis Sabanilla:
Samuel Díaz Díaz, Marcelino Díaz Díaz, Alfredo Cruz Martinez, Abraham Díaz Díaz, Alfredo Díaz Cruz, Esteban Díaz Díaz, Arturo Cruz Martinez und andere Personen vom Ejido Los Naranjos, Gemeinde Velasco Suárez und Ejido Unión Hidalgo.
Die Drohung der gewaltsamen Vertreibung gegen die Gemeinde gehen weiter, auch Schusswaffen werden benutzt. Angesichts dieser Situation haben die Zapatistas von San Patricio keine Möglichkeit zu ihren Landparzellen zu gelangen, um dort zu arbeiten und zu ernten, was zu einer Notsituation in Bereich Ernährung führt.
Aufgrund der genannten Aspekte und basierend auf den Artikeln 2, 3 und 9 der Deklaration der Vereinten Nationen über das Recht und die Pflicht von Individuen, Gruppen und Institutionen, die Menschenrechte und die anerkannten, fundamentealen und universellen Freiheitsrechte zu promovieren und zu schützen, in Bezug auf den Artikel 133 der Verfassung und die Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofs sowie den Artikel 8 der letztgenannten Regelung, fordern wir:
– Dass auf sofortige Weise das Leben und die persönliche Integrität aller zapatistischen Unterstützerinnen und Unterstützer der autonomen Gemeinde San Patricio, autonomer Landkreis La Dignidad, offizieller Landkreis Sabanilla, garantiert werden. Nach Informationen des Rates der Guten Regierung von Roberto Barrios ist die Gemeinde von einer gewaltsamen Räumung durch eine mit Schusswaffen ausgerüstete Gruppe von Personen bedroht, die jederzeit stattfinden kann.
– Dass der Respekt für die Ländereien, die Eigentum der autonomen Gemeinde San Patricio sind, gerantiert wird. Die Ländereien wurden von den Unterstützerinnen und Unterstützern der EZLN zurückgewonnen. Wir fordern Respekt für den Widerstands- und Autonomie-Prozess, der von den Zapatistas entsprechend den internationalen Abkommen, die Verfassung der Vereinigten Mexikanischen Staaten und die Abkommen von San Andrés über die Rechte der indigenen Bevölkerungsgruppen realisiert wird.
Quelle: http://www.gruppe-basta.de/