Von nichts gewusst – das ist die offizielle Erzählung sächsischer Behörden zum “Nationalsozialistischen Untergrund”. Die Jenaer Neonazis Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatten seit 1998 Unterschlupf in Chemnitz und Zwickau gefunden, hier bekamen sie Unterstützung von einem Helfernetzwerk aus “Blood & Honour”-Kreisen (GAMMA berichtete). Nun verdichten sich die Hinweise, dass auch Personal des Sächsischen Innenministeriums zu den Mitwissern gehörte.
Insgesamt 20 Mal wurde von dort Zschäpes Nummer angewählt. Zschäpe war zu dem Zeitpunkt vermutlich bereits auf der Flucht. Erst in den Tagen darauf wurde klar, um wen es sich eigentlich handelt. Bis dato haben sächsische Behörden eine Involvierung in den NSU mehrfach zurückgewiesen, allerdings noch keine Stellung zu den neuesten Presseberichten bezogen. Auch nicht zum kürzlich veröffentlichten Abschlussbericht der Thüringer Untersuchungskommission (“Schäfer-Gutachten”). Diese hatte auch Unterlagen sächsischer Behörden herangezogen – die aber unvollständig waren.
Im Bericht wurden u.a. Abhörmaßnahmen gegen den mutmaßlichen NSU-Unterstützer und sächsischen “Blood & Honour”-Chef Jan Botho Werner anno 1998 geschildert. Demnach stand auch Werner in Kontakt mit einem Handyanschluss, der auf ein Innenministerium registriert war. Womöglich handelte es sich damals um Carsten Szczepanski – auch bekannt als V-Mann “Piato”. Der befand ich damals selbst in Chemnitz und galt als Kontaktmann der britischen Terrorgruppe “Combat 18″.
Im Jahr 2000 war Szczepanski in eine rechtsterroristische Zelle in Südbrandenburg verwickelt. Er kam in ein polizeiliches Zeugenschutzprogramm.