Demonstration gegen Ehrung des Putschisten und Massenmörders Augusto Pinochet. Regierung und Gerichte lehnten Verbot des Treffens ab
Von Alice Kohn
amerika21.de
Protest von Angehörigen der Diktatur-Opfer in Chile (Quelle/Lizenz)
Santiago de Chile. Am Rande einer Gedenkfeier für den ehemaligen Diktator Augusto Pinochet ist es in der chilenischen Hautstadt Santiago zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Pinochet-Gegnern und der Polizei gekommen.
Mehrere hundert Demonstranten waren am Sonntag in der Nähe des Caupilcán-Theaters gekommen, wo die Pinochet-Ehrung stattfand. Die Demonstrationen gerieten schnell außer Kontrolle, die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein. Viele Demonstranten wurden verletzt, zwölf Aktivisten wurden nach Polizeiangaben festgenommen.
An der Veranstaltung am Sonntagmorgen nahmen über tausend Pinochet-Anhänger teil, darunter viele ehemalige Militärs. Bei der Feier wurde die biografische Dokumentation „Pinochet“ gezeigt. Der Film soll den Diktator als nationalen Helden darstellen, der Chile vor dem Kommunismus rettet und schließlich als Opfer von Verleumdung stirbt. Nach der Filmvorführung hielt der Enkel des Diktators unter tosendem Beifall der Gäste eine Ansprache.
Die Ausrichter der Feier, die „Corporación 11 de Septiembre“, benannt nach dem Datum des Putsches durch General Pinochet und das Militär im Jahr 1973, hatten im Vorfeld betont, dass es sich bei der Veranstaltung nicht um eine Hommage an den ehemaligen Despoten, sondern um eine Filmvorführung handeln würde. Der Präsident des Verbandes emeritierter Offiziere, einer der Mitorganisatoren der Veranstaltung, sprach jedoch in einem Interview mit der Nachrichtenagentur ORBE von Pinochet als weitaus besten Präsidenten Chiles, dessen Ansehen zu Unrecht ruiniert worden sei. Unter Augusto Pinochets Herrschaft gab es nach einer Statistik der Menschenrechtsorganisation Amnesty International über 38.000 Fälle von Verhaftungen und Folter, mehr als 3.000 Menschen wurden verschleppt und mutmaßlich ermordet.
Schon vor der Veranstaltung hatte es Proteste gegeben. Der „Verband der Angehörigen von Verhafteten und gewaltsam Verschwundenen“ (AFFD) hatte geklagt, um die Veranstaltung verbieten zu lassen. Das Gericht wies die Klage jedoch am Freitag mit dem Hinweis auf das Recht auf Versammlungsfreiheit ab.
Zudem hatte es im Voraus von verschiedenen Seiten Aufforderungen an den amtierenden Präsidenten Sebastián Piñera gegeben, die Veranstaltung zu verbieten. Daraufhin lies die konservative Regierung ausrichten, dass man sich von der Veranstaltung distanziere, sie aber nicht verboten werden könne, solange sich die Ausrichter an die entsprechenden Rechtsnormen halten.