Guerilla erobert Militärstützpunkte
Krieg in Semdinli. 10000 türkische Soldaten im Einsatz gegen Hunderte PKK-Kämpfer
Von Nick Brauns / jw
Türkische Truppen führen seit Tagen Manöver mit Dutzenden Kampfpanzern wenige Kilometer von der türkisch-syrischen Grenze durch. Sie richteten sich gegen die mit der Arbeiterpartei Kurdistans PKK verbündete Partei der Demokratischen Einheit PYD, die die Kontrolle über eine Reihe kurdischer Städte auf syrischer Seite ausübt, heißt es in der regierungsnahen Tageszeitung Todays Zaman. Gleichzeitig herrscht im türkisch-iranisch-irakischen Grenzgebiet seit dem 23. Juli Krieg. Hier sind 10000 türkische Soldaten mit schweren Waffen im Einsatz gegen Hunderte PKK-Guerillakämpfer, die sich im gebirgigen Gelände rund um die Kleinstadt Semdinli verschanzt haben. Die mit Luftabwehrgeschützen ausgestattete Guerilla hat mehrere Militärstützpunkte erobert, darunter die Stellung Gediktepe, auf der sich der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan im letzten Jahr noch in Siegerpose ablichten ließ. Militäreinheiten in der Stadt können ihre Kasernen nicht mehr verlassen. »Es ist eine Belagerung«, heißt es in einer Erklärung der kurdischen Volksverteidigungskräfte HPG. »Die Kontrolle der Region liegt in der Hand der HPG. Egal wie hoch der Preis sein wird, wir werden nicht zurückweichen.«
Tausende Bewohner aus umliegenden Dörfern, die durch die andauernden Luftangriffe ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage verloren haben, sind geflohen. Nach Angaben der Guerilla wurden allein seit dem 29. Juli rund 50 türkische Soldaten und fünf PKK-Kämpfer getötet. Während türkische Sicherheitsexperten vom »schwersten PKK-Angriff aller Zeiten« sprechen, hat die Armee lediglich zwei Gefallene angegeben. Weder Journalisten noch Politiker der prokurdischen Partei für Frieden und Demokratie, BDP, werden in die Region gelassen, so daß der Kurdistan-Nationalkongreß am Donnerstag abend vor einem »humanitären Drama« in Semdinli warnte.
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