Kolumbien: Anhaltende Proteste in Krisenregion

Mord an indigenem Führer und Todesdrohungen von Paramilitärs gegen Sprecher der indigenen Räte. Treffen mit Präsident Santos gefordert

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amerika21.de

Cauca. Einer der spirituellen Führer der indigenen Gemeinde der Nasa in Cauca, Lizandro Tenorio, ist am Sonntag von zwei bisher nicht identifizierten Männern ermordet worden. Tenorio war maßgeblich an Protestaktionen der letzten Zeit beteiligt.

Am vergangenen Freitag hatten sich etwa 15.000 Menschen an einer Demonstration in Popayán im Südwesten der Provinz Cauca für die Demilitarisierung und eine friedliche Lösung des bewaffneten Konfliktes in Kolumbien beteiligt. Jesús Chávez, Mitglied des Indigenen Regionalrates von Cauca (CRIC), sagte, dass sich auch Kleinbauern, städtische und afro-kolumbianische Aktivisten an der Demonstration beteiligen, um mit „einer einzigen Stimme alle Akte der Gewalt in ihren Gebieten zurückzuweisen“. Ziel der Demonstration sei es, die nationale Regierung zu einer friedlichen Lösung des internen bewaffneten Konfliktes aufzurufen, „dessen Hauptbetroffene die indigenen Gemeinden und die Kleinbauern sind“.

Unmittelbarer Anlass der Demonstration waren die Todesdrohungen gegen Aktivisten der indigenen Räte durch die paramilitärische Terrororganisation „Schwarze Adler“ (Águilas Negras), die in dem Krisengebiet operiert. Betroffen sind unter anderen der politische Sprecher des Verbandes der indigenen Räte von Nord-Cauca (ACIN), Feliciano Valencia und Luis Acosta, ein Mitglied der „Guardia Indígena“. Beide treten bei den seit Mitte Juli anhaltenden Protestaktionen als Sprecher der indigenen Gemeinden öffentlich auf und waren in zahlreichen Presse- und Fernsehberichten zu sehen. ACIN-Vertreter bezeichnen die Bedrohung der Aktivisten als Folge „der Medienkampagne und der Äußerungen einiger Regierungsfunktionäre“. Die Proteste der Indigenen zur Verteidigung ihres Territoriums seien verleumdet und stigmatisiert worden. Der Aktivist Feliciano Valencia wurde der Mitgliedschaft in der FARC-Guerilla beschuldigt.

Die Korrespondentin des lateinamerikanischen Fernsehsenders Telesur in Kolumbien, Angie Camacho, berichtete, die Hauptforderung der Demonstranten sei, dass Präsident Santos mit Vertretern der indigenen Gemeinde am kommenden Dienstag zusammentrifft, da die Gesandten der Regierung, mit denen sie bisher gesprochen haben, sie nicht ernst genommen hätten. Sie wollten jetzt von Präsident Santos persönlich die Respektierung und Autonomie ihrer Territorien fordern.

Auch der Sonderberichterstatter der UNO für die Rechte der indigenen Völker Kolumbiens, James Anaya, forderte die Regierung Santos zum Dialog mit den indigenen Gemeinden in Cauca auf. Jegliche militärische Präsenz in ihren Gebieten müsse mit den indigenen Autoritäten abgesprochen werden, so Anaya. Dies sei in der Erklärung der UNO über die Rechte der indigenen Völker festgelegt.

Parallel zur Demonstration fand ein Treffen von ACIN- und CRIC-Vertretern mit Innenminister Federico Renjifo und Verteidigungsminister Juan Carlos Pinzón statt, um „verbindliche Verhandlungen über die Situation der öffentlichen Ordnung in der Provinz zu beginnen“, kommentierte Pinzón. Die Regierung wolle „ihr Interesse daran beweisen, dass die Kommunikationskanäle effektiv funktionieren, um jegliche Unruhe, die sich zeigt, aufzulösen“.

Wie der kolumbianische Innenminister Federico Renjifo am Sonntag bekannt gab, wird Präsident Santos sich nicht mit den Indigenen von Cauca treffen. Santos habe ein nationales sozio-politisches Programm in Höhe von 279 Millionen US-Dollar unterzeichnet, um die Probleme in der Region zu lösen. Der Innenminister, der Vize-Verteidigungsminister sowie Vertreter des Bildungsministeriums befinden sich seit Sonntag in Popayán, der Hauptstadt der Provinz Cauca, wo die dritte Gesprächsrunde zwischen indigenen Räten und Regierungsvertretern stattfindet. Nach der Absage von Santos brachen die Vertreter der Indigenen die begonnen Gespräche ab und bestehen weiter auf seiner persönlichen Teilnahme. Etwa 10.000 Indigene haben sich in der „Friedenszone Resguardo de Maria“ versammelt, wo sie auf die Zusammenkunft mit dem Präsidenten am Dienstag warten

Die indigenen Gemeinden in der Region Cauca hatten im vergangenen Monat mit massiven Protesten begonnen, um ein Ende der Gewalt und den Abzug sowohl der Streitkräfte als auch der FARC-Guerilla aus ihren Gebieten zu erreichen. Dabei besetzten Angehörige der „Guardia Indigena“ auch Stützpunkte des kolumbianischen Militärs.

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