Paramilitärs ermorden zehn Bauern in Kolumbien

Massaker soll Friedensverhandlungen torpedieren. Eskalation der paramilitärischen Gewalt. „Schwarzer Dezember“ für Gewerkschafter von Nestlé angekündigt

Medellín. Eine paramilitärische Gruppe hat in Kolumbien zehn Arbeiter eines Landguts im Verwaltungsbezirk Santa Rosa de Osos im nördlichen Bundesstaat Antioquia ermordet. Die schwer bewaffneten Paramilitärs erschossen die Bauern und warfen dann eine Handgranate auf die Leichen.

Die kolumbianischen Behörden erklären das Massaker mit der Weigerung des Landgutbesitzers, einer kriminellen Bande eine Art Zwangssteuer zu zahlen. Laut dem Vorsitzenden des Senats Roy Barreras, stecken allerdings „dunkle Kräfte“ dahinter. Es seien „Feinde des Friedens“, die ein Gefühl von Unsicherheit schaffen wollen, um das Vertrauen in einen möglichen Frieden zu zerstören. Auch der Abgeordnete Iván Cepeda stellte in Frage, dass die Verantwortlichen zu einer einfachen kriminellen Bande gehören.

Seit der öffentlichen Ankündigung des Friedensdialogs der kolumbianischen Regierung mit der FARC-Guerilla übten die Rechten einen starken Druck dagegen aus, teilte das linke Basis-Bündnis „Marcha Patriótica“ mit. Sie wollten nicht, dass die Friedensgespräche erfolgreich verlaufen, so die Organisation.

Nicht nur das Massaker in Antioquia weist auf eine Ausweitung der Aggressionen durch paramilitärische Gruppen hin. In den letzten Wochen intensivierten sie ihre autoritären Kontrollen in verschiedenen Zonen, wo sich die Bevölkerung organisiert. Im Verwaltungsbezirk Cabrera etwa 140 Kilometer südlich von Bogotá hat zum Beispiel die Gruppe „Renacientes sur del Tolima“ den Einwohnern mittels Todesdrohungen verboten, nach 19 Uhr ihre Häuser zu verlassen.

Im Süden des Bundesstaats Chocó hat die paramilitärische Gruppe „Los Urabeños“ den Einwohnern untersagt, jegliche Telekommunikationsmittel zu benutzen. Sie dürfen außerdem nicht frei innerhalb der Region verkehren. Auch im Nordwesten des Bundesstaats Antioquia droht den Bauern getötet zu werden, wenn sie sich nach 22 Uhr außer Haus befinden.

Parallel dazu hat die paramilitärische Struktur „Vereinigtes antikommunistisches Kommando“ (Comando Unificado Delegado Anticomunista) eine Mordkampagne  gegen Gewerkschafter des Konzerns Nestlé und des Dachverbandes CUT angekündigt, die im Dezember starten soll. Das ist die zweite Todesdrohung in zwei Wochen.

Bezüglich des Massakers in Santa Rosa de Osos sagte der kolumbianische Verteidigungsminister Juan Carlos Pinzón, dass eine solche Aktion einen großen Schock in der Bevölkerung hervorrufe. Trotzdem „habe ich das Gefühl, dass die Leute beruhigt sind, weil sie die Anwesenheit der Regierung, des Militärs und der Polizei sehen“, fügte Pinzón hinzu.

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