von warstartsherecamp.org
Das NATO-Manöver JAWTEX wird zwar nicht auf dem GefechtsÜbungsZentrum (GÜZ) selbst stattfinden, jedoch sind andere Truppenübungsplätze in diesem Teil Sachsen-Anhalts und darüber hinaus in ganz Norddeutschland, sowie der gesamte regionale Flugraum betroffen. Wir wünschen uns eine zunehmende Verknüpfung verschiedener Kämpfe und beziehen uns solidarisch auf den folgenden Aufruf des „Antimilitaristischen Ratschlags Altmark“. Wir möchten ebenso alle einladen, sich an den kommenden Protesten in der Altmark und darüber hinaus zu beteiligen und Widerstand gegen das NATO-Manöver zu leisten.
NATO-Manöver? Könnt ihr vergessen!
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe NachbarInnen und Projekte, die Spatzen pfeifen es von den Dächern, zwischen dem 12. und 23. Mai, werden die Regionen zwischen Celle und Magdeburg zu einem der größten Truppenaufmarschgebiete in Europa. JAWTEX (Joint Air Warfare Tactical Exercise) ist das größte und „wichtigste“ NATO Manöver seit den 80ern, das direkt vor unserer Haustür bzw. über unseren Köpfen stattfinden soll.
Neben 110 „Düsenjägern“, die von zehn Flugplätzen im nördlichen Deutschland aus starten, wird auch ein AWACS-Flugzeug ständig in der Luft sein. Kampfjets und Drohnen werden bei der Übung im Mai zum Einsatz kommen und über unsere Köpfe donnern. Am NATO-Manöver JAWTEX nehmen insgesamt elf Nationen mit mehr als 4500 Soldaten aus allen Waffengattungen teil. Die Bundeswehr probt nach eigenen Angaben mit dem Manöver »das Zusammenspiel zwischen Bodentruppen sowie Wasser- und Luftabwehr auf internationaler Ebene«. Beteiligt sind neben deutschen auch Soldaten aus den Niederlanden, Frankreich, Italien, Slowenien, Griechenland, Finnland, Ungarn, Österreich, der Türkei, der Schweiz und den USA.
JAWTEX soll vor allem darauf abzielen, »übergreifende Kampfszenarien der unter- schiedlichen Einheiten« zu trainieren. Beteiligt sind unter anderem Flugabwehrraketen- truppen, FallschirmjägerInnen, Kampfhubschrauber und am Boden die Artillerie. „Scharf geschossen“ wird wohl ausschließlich auf den niedersächsischen Truppenübungsplätzen Bergen und Munster in der Lüneburger Heide.
Die Zielgebiete der Kampfjets, liegen vornehmlich in Sachsen-Anhalt. Vor allem die Truppenübungsplätze Klietz im Landkreis Stendal (Altmark) sowie Altengrabow bei Magdeburg sollen regelmäßig angeflogen werden.
In Klietz soll zudem eine Luftlandeoperation der Fallschirmtruppen stattfinden. Alle weiteren Militärflughäfen in Norddeutschland werden ebenfalls eingebunden. AnwohnerInnen in betroffenen Gebieten müssen im Mai mit massivem Fluglärm rechnen. Zwei Flugkorridore sind vorgesehen. Geflogen werden soll ganztägig mit Ausnahme der Nachtstunden und des Wochenendes. Tiefflüge würden aber angeblich die Grenze von etwa 70 Metern nicht unterschreiten.
Gesteuert wird der Einsatz vom Fliegerhorst Holzdorf an der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Dort haben über 200 »Experten« ein Containerdorf er- richtet. Wir sagen dazu:
Es reicht! Euer Manöver könnt ihr vergessen! Unser Widerstand beginnt genau hier!
Und genau darum geht es uns. Der Krieg beginnt hier, wo er geübt und trainiert wird, wo Rüstungsunternehmen ihre Profite machen, wo in Schulen und Arbeitsämtern die Bundeswehr versucht Soldaten_innen zu gewinnen, wo auf internationalen Konferenzen die „strategische Community“ ihre nächsten Einsätze plant und wo immer deutlicher versucht wird, das Militär wieder ins Zentrum gesellschaftlicher Realität zu rücken.
Wir – eine Initiative verschiedenster Menschen aus den von der Übung betroffenen Regionen – haben auf (dieses) bescheuerte Manöver absolut keinen Bock! Steckt euch euer Säbelgerassel sonstwohin! Wir wollen keinen Krieg – keine NATO-Manöver – nicht hier, nicht anderswo!
Nicht mit uns! Wir sind der Ansicht, dass Konflikte friedlich gelöst werden sollten und sind davon überzeugt, dass Aktionen zivilen Ungehorsams und direkte Aktionen bei der Beendigung von Kriegen eine wichtige Rolle spielen. Sie sind Sand im Getriebe der Kriegsmaschine und rufen eine kritische Öffentlichkeit hervor. Wir sind uns sicher das wir diverse Möglichkeiten haben den Kriegsstrategen und Planern ihre Suppe ordentlich zu versalzen.
Krieg wird nicht da aufgehalten, wo er geführt wird, sondern da, wo er geplant, geübt und koordiniert wird, wo seine Logistik steckt und er ideologisch vorbereitet wird. Eine eindeutige Position gegen Krieg zu beziehen und auf verschiedensten Ebenen gegen Militarisierung und Krieg aktiv zu werden ist unseres Erachtens dringend notwendig.
Deshalb laden wir alle politisch Interessierten und friedensbewegten Menschen zu ein paar aufregenden antimilitaristischen Widerstandstagen ein.
Lasst uns den Schritt vom Protest zum Widerstand gegen Krieg gemeinsam gehen!
Flugmanöver Abblasen! – Militärkonvois Ausbremsen!
Um ehrlich zu sein, machen wir uns große Sorgen um einen reibungslosen Militärbetrieb. Es kann ja soo viel schief gehen! So ein Flugmanöver ist auf einen ungestörten Flugraum angewiesen. Für die Übungszeit ist dieser zwar für Zivilflieger gesperrt. Er wird extra mit hochsensiblen Radaren überwacht, aber naja… Mensch kann ja nie wissen. Es soll ja schon alles gegeben haben. Da reichen schon ein paar helium-gefüllte, mit Lametta weihnachtlich geschmückte Luftballons aus, die wie Drachen angebunden für einige Irritation auf den Radarschirmen sorgen könnten. Hoffen wir nicht, dass das plötzliche Auftauchen von ‚Unbekannten Flugobjekten‘ die Kampfjets aus Sicherheitsgründen womöglich zum landen zwingen könnte! Toi, Toi, Toi!
Apropos Landen: Weil ohne die Logistik am Boden geht ja sowieso überhaupt gar nichts. Eine Vielzahl von Truppenübungsplätzen spielt eine wichtige Rolle in der erfolgreichen Durchführung der NATO-Übung. Wir drücken die Daumen für freie Zufahrten zu den Kasernen und militärischen Anlagen! Das diese blockiert werden können, wollen wir nicht gesagt haben.
Wie Blut in den Adern muss der Verkehr auf Straßen wie der B71 (von Magdeburg, über Salzwedel und Uelzen, bis nach Munster) fließen. Achtung – denn hier droht ein Verkehrsinfarkt! Wer kennt das nicht? Ausgerechnet wenn ein Konvoi hinter einem fährt streikt der Motor und du kannst nur noch Schneckentempo fahren. Oder noch schlimmer: Ein Rad muss gewechselt werden oder die Karre fährt gar nicht mehr. Auch bei schleichendem landwirtschaftlichem Verkehr oder einer sperrigen Fahrradtour droht das Blut in den Adern zu gefrieren. Das wollen wir nicht hoffen!
Die Straßen und im besonderen die vielen Kreuzungen und Kreisel bilden für einen reibungslosen Militärbetrieb hierbei sowas wie Dreh- und Angelpunkte. Nicht auszudenken, wenn sie aus irgendeinem Grund verstopft wären. Das könnte einen üblen Stau geben. Ausserdem sind diese Konvois (wie sie überall unterwegs sein werden) doch immer auf diese kleinen niedlichen Wegweiser-Schildchen (die mit den Militärstyle-Hieroglyphen drauf) angewiesen, die vorher sorgfältig am Wegesrand platziert wurden. Wenn diese plötzlich verschwinden würden – wo sollte das hinführen?
Aber vielleicht könnte mensch die vorbeifahrenden (-fliegenden), hoffentlich noch nicht genervten Soldat_innen ja dann mit ein paar großformatigen am Straßenrand platzierten Grußbotschaften erfreuen.
Oder – mal im Ernst – ihnen zeigen, dass sie weder hier noch anderswo erwünscht sind und das ein großer Teil der Bevölkerung Krieg, für den sie gerade trainieren, einfach ablehnt! Und da auch wir das verdammt Schlimm und Scheiße finden, rufen wir euch auf, euch an vielfältigem Protest und Widerstand zu beteiligen und eigene Ideen umzusetzen. Wir sehen im gemeinsam Aufstehen und Aktiv-Werden auch die Möglichkeit, uns besser kennen zu lernen und auszutauschen – Gedanken zu spinnen und weitere Pläne zu schmieden.
Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, wie dies aussehen könnte und haben uns neben diesem kleinen (hoffentlich inspirierenden) Text eine Art Fahrplan überlegt, der neben dem Gewusel vieler unberechenbarer Menschen einen konkreten Rahmen bilden kann:
„KREISELZEIT“ auf der B 71 vom 12. bis 23. Mai, jeden Tag, um 5 vor 12 geht’s rund! Auf allen Kreiseln und Kreuzungen zwischen Celle und Magdeburg
Kundgebung, Demo und großes Luftballon-Aufblasen Salzwedel, Schwarzer Adler – Mittwoch, 14. Mai, 16 Uhr Lüchow, Marktplatz – Mittwoch, 21. Mai, 16 Uhr special guests: DJ Helium und der Nena-Fan-Club
„Das wird ein Nachspiel haben…“ – Freitag, 23. Mai: Abreise zum Desaster machen überall zwischen Celle und Magdeburg auf der B71 ab 5 vor 12 Sagt euren Freunden und NachbarInnen Bescheid! Kopiert und verteilt überall diesen oder eigene Flugblätter! Werdet aktiv!
Unser Widerstand beginnt hier! Keine Militärübung! Keine NATO! Kein Krieg!
Auf einen heißen antimilitaristischen Sommer!