Keine Profite mit der Miete!

Viele Menschen stellen sich Tag für Tag die gleichen Fragen: Wie weit wird sich unsere Stadt oder unser Kiez noch verändern? Wer kann sich überhaupt noch eine Wohnung in Innenstadtnähe oder in Stadtfeld leisten? Gibt es noch bezahlbaren Wohnraum oder soziale Freiräume hier im Stadtteil, die nicht von kommerziellen Interessen geprägt sind? Was kann ich tun, um mich gegen die zunehmende Verdrängung aus den Stadtteilen zu wehren?

Mitte 1990-er Jahre begann in Stadtfeld eine erste Sanierungswelle in dem von vielen Altbauten geprägten Kiez. Die Verdopplung der Miete und die Verdrängung vieler Freiräume und Treffpunkte in Form von besetzten Häusern, proletarischen Kneipen u.v.m. waren die Folge. Der Pfusch an den Baumaßnahmen und der Blick auf Gewinnorientierung hat mittlerweile schon die zweite Sanierungswelle zur Folge. Die schon damals sanierten Wohnungen werden erneut aufgewertet und mit den restlich „verwertbaren“ Häusern wird ein lohnendes Geschäft gemacht. Das macht Mieterhöhungen und Verdrängung für viele BewohnerInnen zum Alltag in Magdeburg-Stadtfeld.

Ob der erhöhte Mietspiegel durch großflächige und teure Sanierungen, oder der Abriss von  Wohnflächen in Randbezirken – der Trend der Aufwertung kennt nur eine Richtung und zwar nach oben. Die steigenden Mieten sind für uns keine abstrakten Zahlen oder gar zwangsläufig unausweichlich, sondern spiegeln sich in den Modernisierungs- und Umstrukturierungsmaßnahmen, den rücksichtslosen Bauarbeiten verbunden mit Mietsteigerung, Räumungstiteln und den erhöhten Betriebskostenabrechnungen wieder.

Begibt man sich auf Wohnungs- oder WG-Zimmer- Suche in Stadtfeld wird es noch schwieriger. Durch die städtischen Umstrukturierungsmaßnahmen im Bereich des Wohnungsbaus (Rückbau und Sanierung an Randbezirken, Aufwertung in der gesamten Stadt) wurde der Wohnungsleerstand verkleinert und so nutzbarer Wohnraum systematisch „verknappt“. Dadurch ist die Nachfrage nach geeigneten Wohnungen recht groß.
Wenn man zur Zeit eine Wohnung in Stadtfeld sucht kann man feststellen, dass bei Wohnungsbesichtigungen mehrere Interessenten um den jeweiligen Wohnraum konkurrieren und die Wohnungseigentümer sich mittels eines Bewerbungsverfahrens aus den „flüssigsten“ Mieter auswählen können. Doch des einen Leid ist des anderen Freud, denn die Hauseigentümer, Makler- und Versicherungsbüros, Unternehmer und die meisten Yuppies profitieren vom Ausverkauf unseres Stadtteils.

Immer mehr Yuppies – Cafes (allen voran Schäfers Bäckerei), das neue BMW- Center in der Maxim- Gorki- Straße, die neuen Lofts in einer ehemaligen Schule (Schillerstraße), der geplante „Boulevards“ an der Gr. Diesdorfer- Str., die neuen Eigenheime im Schlachthofquartier an der Liebknechtstr., die vielen Gerüste in Stadtfelds Straßen machen deutlich – der Mietspiegel wird weiter steigen und Menschen werden gezwungen ihre Wohnungen zu verlassen.

Kiez statt Kies!
Stadtfeld ist in vielen Ecken noch ziemlich bunt, viele Menschen gestalten durch Streetart die Straßen noch selbst – doch die Stadt gibt sich die größte Mühe das Straßenbild zu säubern. Das öffentliche Leben und die Nutzung städtischer Plätze wird weiter reguliert und alles das, was den Städtebauern nicht in den Kram passt wird verdrängt und kriminalisiert. Durch so genannte Alkoholverbote, Bußgeldandrohungen für Hundekot, Aufkleberverbote oder das Bußgeld für „wildes Plakatieren“ (soll mit zu 5000€ geahndet werden) sollen Spekulanten noch gewinnbringender einladen. Die neuerlichen Säuberungsarbeiten aller Laternenpfeiler in der Innenstadt und in Stadtfeld durch die Stadtreinigung ist ein neuer, ganz aktueller Versuch, den es gilt zum Scheitern zu bringen!

Die Gestaltung des Wohnungsmarktes und der Stadtteile orientiert sich gewiss nicht an den Bedürfnissen der BewohnerInnen sondern unterliegt, wie in allen unseren Lebensbereiche, der kapitalistischen Verwertungslogik. Aus Wohnraum und dem Ausverkauf des Stadtteils werden Geschäfte gemacht von denen nur die Eigentümer und Spekulanten profitieren. In Krisenzeiten dienen Immobilien als sichere Anlage, für jene, die eh schon zu den Profiteuren der kapitalistischen Klassengesellschaft gehören.

Dieser gewinnorientierten Wohnungspolitik möchten wir die Kraft unserer Selbstorganisierung entgegensetzten. Die Zustände rund um den Wohnungsmarkt sind nur einige Beispiele der ständigen Ausbeutung im Kapitalismus, der wir aktiv entgegentreten um für eine Gesellschaft fernab von Ausbeutung und Unterdrückung zu kämpfen.
Dafür müssen wir uns noch besser austauschen, vernetzen und wirkungsvolle Initiativen starten um den Besitzern, Eigentümern, Chefs und Nutznießern gehörig aufs Dach zu steigen.
Als Anlaufpunkt kann der Infoladen in der Puschkinstr. genutzt werden um sich zu treffen, zu diskutieren und die einzelnen Bedürfnisse zusammenzubringen.
Ganz praktisch gibt es ebenso viele Möglichkeiten wie wir unsere Sicht der Dinge zum Ausdruck bringen können, um denen, die sich einen teueren Kiez wünschen einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Für einen Kiez ohne Yuppies, Nazis und Ordnungsamt!
Für die soziale Revolution!

zusammen kämpfen [Magdeburg], Oktober 2014
Modernisierung, Sanierung, Verdrängung, … Was tun?
1. Nichts unterschreiben
2. Mit NachbarInnen reden
3. Mieterberatung aufsuchen
4. Vernetzung und Eigeninitiative stärken

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