Am 10. Oktober wurde in Ankara ein Bombenanschlag auf eine Friedensdemonstration mit hunderten Teilnehmern verübt, mitten in der Menge explodierten zwei Sprengsätze. Die Anzahl der Toten stieg über den ganzen Tag, zuletzt wurden über 90 Tote gemeldet und mehrere hundert Verletzte.
Die Bullen vor Ort verschlimmerten die Lage noch, als sie Tränengasgranaten in die Menge feuerten und die Demonstranten angriff.
Im Laufe des Tages gab es weltweit Solidaritätskundgebungen und -demonstrationen, darunter eine Demonstration mit mehreren tausend Teilnehmern in Istanbul, bei Demonstrationen in vielen Städten in ganz Europa nahmen über zehntausend Menschen teil, so in Hamburg, Nürnberg, Berlin,Zürich, Bern, Paris, Münster, Wien, Hannover, Frankfurt, London, Köln, Bremen, Brüssel, Stuttgart, Barcelona, Liege, München und Heilbronn. An der Demonstration in Hamburg nahmen bis zu 2000 Menschen teil, darunter auch revolutionäre deutsche und türkische Organisationen.
Der Anschlag zeigt ein weiteres Mal das Gesicht des türkischen Staates und offenbart, dass von Frieden und Friedensangeboten zu sprechen bloße Kapitulation sind.
Die Zahl der Toten in Ankara ist leider auf 128 gestiegen. Es gibt mittlerweile 516 Verletzte.
Das Massaker von Ankara
Augenzeugenbericht von Alp Kayserilioglu (lcm)
Text von Navdem:
Ein schwarzer Tag für die Demokratie und Frieden in der Türkei
Wieder sind in der Türkei bei einer Demonstration für Frieden und Demokratie Bomben explodiert. Die schreckliche Bilanz dieses Mal: Mindestens 30 Tote und rund 200 Verletzte. Es wird davon ausgegangen, dass mindestens drei Bomben explodierten. Anschließend wurden die Krankenwagen von Sicherheitskräften nicht zu den Verletzten durchgelassen und Menschen, die den Verletzten helfen wollten, mit Gasbomben beschossen. Die Gewerkschaften DISK (Konföderation der Revolutionären ArbeiterInnen-Gewerkschaft) und KESK (Konföderation der Gewerkschaften der ArbeiterInnen des Öffentlichen Dienstes), sowie die Berufsverbände TMMOB (Ingenieurs- und Architektenkammer der Türkei) und TTB (Ärztekammer der Türkei) hatten für heute zu der Friedenskundgebung in Ankara aufgerufen. Dem Aufruf gefolgt waren tausende Menschen. Es sollte ein starkes Zeichen für den Frieden gesetzt werden. Doch gewisse dunkle politische Kräfte in der Türkei haben mit diesen Bombenanschlägen erneut unter Beweis gestellt, dass sie keinen Frieden und keine Demokratie in der Türkei wollen.
Seit den Wahlen am 7. Juni herrscht in der Türkei ein Ausnahmezustand. Um mehr Präsidialmacht zu erlangen, gehen Erdogan und seine AKP Regierung mit allen Mitteln gegen kritische Stimmen und politische GegnerInnen vor. Jegliche Forderungen nach Frieden, Freiheit und Demokratie versuchen sie verstummen zu lassen. Festnahmen gegen kurdische und linke AktivistInnen, Bombardierungen der PKK-Stellungen, Massaker an ZivilistInnen und der Ausnahmezustand in kurdischen Gebieten, sind seit Wochen der Beweis dafür. Mit der Beendigung des Friedensprozesses am 24. Juli diesen Jahres führt Erdogan und seine AKP das Land geradewegs ins Chaos eines Bürgerkrieges. Der Friedensmarsch, der heute in Ankara geplant war, sollte dem Krieg, den Erdogan ins Land gebracht hat, entgegenwirken. Bombenanschlag einen Tag nachdem die PKK zur Waffenruhe aufrufen wollte. Erst gestern erklärte Remzi Kartal, der Kovorsitzende des Kongra-Gel (Volkskongress Kurdistans), dass die PKK eine einseitige Waffenruhe ausrufen werde. Die Bombenanschläge in Ankara waren direkt gegen diese Friedensbemühungen gerichtet. Die Friedensverhandlungen müssen dringend wieder aufgenommen werden. Durch einen internationalen Komplott befindet sich Öcalan seit über 15 Jahren in Haft. Er befindet sich seither auf der Gefängnisinsel Imrali, zumeist unter Isolationshaftbedingungen. Seit April dieses Jahres wurde für ihn wieder eine Kontaktsperre verhängt. Er versucht trotzt dessen eine Lösung des kurdisch-türkischen Konflikts herbeizuführen. Seit Ende 2012 finden aufgrund politischen Drucks seitens des kurdischen Widerstandes Friedensverhandlungen zwischen dem türkischen Staat und Öcalan statt. Die kurdische Frage in der Türkei ist mit der Veröffentlichung seiner Briefe zum 21. März 2013, 2014 und 2015 in eine neue Phase eingetreten. Auf den Aufruf zu Verhandlungen um Frieden und Demokratie, folgte ein fast dreijähriger Verhandlungsprozess, zwischen ihm und dem türkischen Staat. Dieser wurde seit dem 5. April durch Erdogan beendet.Wir verurteilen diesen feigen Anschlag aufs Schärfste und rufen die internationale Öffentlichkeit und die demokratischen Kräfte dazu auf, diese Angriffe zu verurteilen und sich mit den demokratischen Kräften in der Türkei zu solidarisieren.
Den unermüdlichen Kampf um Frieden, Freiheit und Demokratie kann Erdogan und seine AKP nicht aufhalten. Die demokratischen Kräfte und die Bevölkerung in der Türkei wollen den Frieden und die Demokratie.
NAV-DEM Demokratisches Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland e. V.