Eine neue, alte Guerilla-Struktur im Westen von Kolumbien

Als Folge der Nichteinhaltung des Friedensabkommens seitens der Regierung haben dissidentische Gruppen der früheren Farc-Guerilla Zulauf

von Kolumbieninfo

Die „Frente Fuerza Unida del Pacífico“ (FUP), zu deutsch Front der Vereinigten Kraft des Pazifik, hat Anfang Juni in einem Video ihre Entstehung bekanntgegeben. Zu dieser neuen Struktur würden insgesamt 400 Personen gehören, die wiederum in drei Fronten mit Stützpunkt in der Region Naya organisiert sind. Diese Region befindet sich an der Pazifikküste der beiden Regionen Cauca und Valle del Cauca.

Doch schon vor einem Jahr erschien eine Erklärung der Gruppe und einer weiteren Namens „Columna Móvil Jaime Martínes“ (Mobile Kolonne Jaime Martínes), die sich ebenfalls genau wie Fuerza Unida del Pacífico als Nachfolgeorganisation der Farc-EP bezeichnete. Beide stellten sich als politisch-militärische Organisationen dar und nicht als Drogenhändler oder Kriminelle. Neu ist jedoch das Bekenntnis als Teil der neuen Farc-EP der FUP .

Zumindest bei der Front Fuerza Unida del Pacífico kann man also von einem längeren Bestehen und einer Konsolidierung ausgehen. Hierbei handelt es sich vor allem um ehemalige Kämpferinnen und Kämpfer der 30. Front der Farc-EP, die bis zum Friedensschluss in diesem Gebiet operierte. Als Folge der Nichteinhaltung des Friedensabkommens seitens der Regierung und wegen mangelnder politischer, ökonomischer und physischer Sicherheit haben dissidentische Gruppen der früheren Farc-Guerilla enormen Zulauf.

Julián Martínez, Kommandant der Frente Fuerza Unida del Pacífico, erklärte: „Wir sind die Front der Vereinigten Kraft des Pazifik. Heute geben wir uns als aktive Front der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens, Farc-EP, bekannt. Wir möchten Ihnen auch mitteilen, dass wir weder Drogendealer noch Banditen sind, noch eine Restorganisation, sondern eine Organisation, die den Prinzipien und Idealen folgt.“ Damit dürfte eine Zusammenarbeit mit den dissidentischen Gruppen im Osten des Landes erfolgen, die maßgeblich zur 1. und 7. Front gehören.

Unterdessen wurden neue Militäroperationen zwischen Caquetá und Meta bekannt, in der die Armee und Polizei in der Gemeinde Yarumales vom 30. Mai bis 2. Juni Truppen landete und Bombardierungen sowie Kämpfe durchführte. Wieder einmal wurde die Zivilbevölkerung bedrängt und die Militäroperationen in unmittelbarer Nähe von Dörfern durchgeführt. Die Region La Macarena steht derzeit unter einem starken Einfluss der dissidentischen Gruppen der Farc-EP.

Bei der Militäroperation wurde unter anderem alias Negro Edward von der 7. Front sowie sechs seiner Kämpfer getötet. Schon vor ein paar Wochen wurden in der Gemeinde Cartagena del Chairá Kämpfer als auch Zivilisten getötet, als eine Versammlung abgehalten wurde. Wie früher, lädt die Guerilla die Bevölkerung bzw. lokale Führungspersonen zu „Versammlungen des gemeinsamen Zusammenlebens“ ein. Militär und Polizei machen bei ihren Operationen oftmals keinen Unterschied zwischen Zivilisten und Guerillakämpfern.

Zudem gab es Neuigkeiten von einem gefangenen Soldaten im Arauca, der im März von ehemaligen Strukturen der 10. Front festgesetzt wurde. Er soll demnächst freigelassen werden. Kämpfe zwischen dissidentischen Gruppen und der Armee wurden auch aus dem Westen des Landes gemeldet, bei dem mindestens ein Soldat umgekommen ist.

Seit einiger Zeit versuchen verschiedene Fronten im Osten, darunter die 1. Front „Armando Ríos“, die ehemaligen Strukturen der Guerilla wie ehemalige Fronten und Milizionäre neu zu gruppieren. Unter der Führungsperson Gentil Duarte gibt es das Ziel, die sogenannten dissidentischen Gruppen zu einen und nicht nur einen neuen „Südblock“, sondern sogar eine nationale Guerilla zu etablieren, die als „wahre“ Farc-EP weiter kämpft.

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