Während die Auseinandersetzungen zwischen dem Assad-Regime und der Opposition immer heftigere Züge annehmen, hat die kurdische Bevölkerung
die Kontrolle über die westkurdische Stadt Kobanî übernommen. Die
kurdischen Verantwortlichen erklärten, dass sie durch diesen Schritt
vermeiden wollen, dass sich die Gefechte auf den kurdischen Teil Syriens
ausweiten. Dennoch hat diese Übernahme auch einen Signalcharakter, der Aufbau basisdemokratischer Selbstverwaltungsorganisationen in Westkurdistan ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass solche Schritte ergriffen werden können. Deutlich werden auch hier die von kurdischen Freiheitsbewegung geschaffenen Werte, die sich auch Fraueneinheiten widerspiegeln die bei der Verteidigung und dem Schutz der Städte eine zentrale Rolle spielen. Gerade aus diesem Kontext heraus sind auch in Westkurdistan viele Fahnen der PKK und ihres Vorsitzenden zu sehen, die die Frauenfreiheitsbewegung im mittleren Osten angestoßen haben.
Mislim, bestätigte die Information, dass die kurdischen
Verteidigungskomitees in Kobanî alle staatlichen Institutionen
eingenommen haben. Es sei währenddessen zu keinerlei gewalttätigen
Auseinandersetzungen in der Stadt gekommen. Laut dem PYD-Vorsitzenden
haben auch in Teilen der westkurdischen Stadt Efrîn die
Volksverteidigungskomitees die Institutionen des Staates
eingenommen. Mislim erklärte, dass die Bevölkerung beginne sich selbst
zu verwalten.
In den westkurdischen Städten werden aktuelle keine Gefechte geführt.
Die Sicherheitskräfte des Staates zeigten keine Gegenwehr gegen die
Aktivitäten der Verteidigungskomitees. Mislim erklärte, dass die
kurdische Seite zu niemanden eine Feindschaft hege. Dieser Schritt sei
als Vorsorge zu verstehen, damit die Gefechte, die sich über den Rest
des Landes ausgeweitet haben, nicht auf die westkurdischen Städte übergehen.
Die PYD rechnet momentan nicht mit einer militärischen Intervention von
außen. Allerdings geht sie davon aus, dass die Gefechte zwischen der
Freien Syrischen Armee und dem Assad-Regime noch weiter zunehmen werden.
In den zumeist von Kurden bewohnten Städten Syriens sei es aber aktuell
noch relativ ruhig. Dies liege vor allem daran, dass die Freie Syrische
Armee in den von Kurden bewohnten Städten kein Fuß fassen könne.
Der größte Teil der kurdischen Bevölkerung in Syrien, ebenso die PYD,
ist in den Volksräten TEV-DEM organisiert. Zwischen der TEV-DEM und dem
kurdischen Nationalrat, der zweiten bedeutenden kurdischen Opposition in
Syrien, wurde in Südkurdistan (Nordirak) die Zusammenarbeit, mit dem
Ziel das Baath-Regime mit friedlichen Mitteln zu stürzen, vereinbart.
Besonders in Deutschland werden immer wieder Falschmeldungen über die
Medien gegenüber der PYD verbreitet, wonach sie das Assad-Regime
unterstützen würde obwohl sie seit 40 Jahren für den Sturz des Baath Regimes mit friedlichen Mitteln eintritt. Auch die PKK wird in diesem Kontext versucht zu diffamieren. Sie stellt sich jedoch ebenfalls auf den Standpunkt, dass sie sich einerseits nicht vom Westen instrumentalisieren lässt und andererseits aber für einen Wandel auch in Westkurdistan und Syrien hin zu einem basisdemokratischen, kommunalistischen System eintritt.
Quelle: ANF, ISKU