Seit über einem Jahr und fast vier Monaten befindet sich der Sänger und politisch engagierte Julián Conrado rechtswidrig in Haft. 16 lange Monate sind seit seiner Verhaftung in Venezuela vergangen, wurde sein Leben eingeschränkt und er seiner Freiheit beraubt. Wie ist nun seine aktuelle Situation?
Festgenommen wurde er, um seine Stimme zum Schweigen zu bringen. Julián Conrado war Teil einer lateinamerikanischen Kultur, die durch ihre lauten Stimmen und Lieder mit zeithistorischen und gesellschaftskritischen Themen die Menschen begeistern konnten. Julián Conrado war eine Stimme des Widerstandes gegen den Neoliberalismus und das repressive System in Kolumbien. Er gehört der aufständischen Bewegung FARC-EP an und hat unter anderem aktiv an den Friedensverhandlungen zwischen der Guerilla und der Regierung Pastrana von 1998 bis 2002 teilgenommen. Zuletzt hielt er sich in Venezuela auf, weil er gesundheitlich angeschlagen war und in Kolumbien aufgrund der Verfolgung seine Verhaftung drohte, was im Gefängnis seinen sicheren Tod bedeutet hätte.
Moralisch geht es Julián Conrado momentan soweit gut. In Bezug auf seine gesundheitliche Situation wurden einige Untersuchungen durchgeführt, aber die Resultate kennt er noch nicht. Dies sagt er in einem Interview mit Radio Café Stereo aus Stockholm. Das Leben im Dschungel habe ihn zu schaffen gemacht. Verschiedene Krankheiten wie Dengue-Fieber oder Hepatitis, aber auch der permanente Druck durch die Verfolgung der Armee und deren Bombardierungen haben dem Körper zugesetzt. Trotzdem fühlt er sich den Umständen entsprechend stark, um Lieder zu schreiben und zu singen und um den Kampf der Kolumbianer für Freiheit und soziale Gerechtigkeit zu begleiten.
Nicht nur in Kolumbien, auch in dem Land seiner derzeitigen Haft sowie in Ekuador, Bolivien oder Chile gibt es Gruppen, die sich für Julián Conrado einsetzen und sich mit ihm solidarisieren. Er selbst freut sich über die Unterstützung, zumal es nach seiner Ansicht weniger ein rechtliches, denn ein politisches Problem ist. In Venezuela wird er zwar aktuell festgehalten, doch dort ist er in keinem Punkt angeklagt, der Haftbefehl kommt aus Kolumbien. Bisher erlaubt es Venezuela nicht, ihn auszuliefern, weile s gegen die Bestimmungen wäre, einen politisch Verfolgten an ein Land auszuliefern, wo er um sein Leben fürchten muss. In Venezuela weiß man, dass für Julián Conrado in Kolumbien mit seiner Para-Politik und Repression gegen politisch Andersdenkende Tortur und Tod warten würden. Auch wenn sich Venezuelas Präsident Hugo Chávez regelmäßig informieren lässt, bisher gibt es noch keine Entscheidung in diesem Fall, die Freiheit bleibt also weiterhin ein Traum.
Die andere Seite der Gefangenschaft ist die ständige Angst vor der Ermordung. Er beschreibt dies so: Vor seiner Verhaftung kannte niemand den Aufenthaltsort von ihm. Nun weiß man, wo er festgehalten wird. Julián Conrado geht davon aus, dass der kolumbianische Staat und seine Auftragsmörder versuchen werden, ihn auch in Venezuela zu töten. Deshalb fühle er sich nicht so sicher, wie man es in einem Gefängnis vermuten würde. Bei den Freigängen an der frischen Luft, zum Beispiel, muss er immer aufpassen. Und schafft es der kolumbianische Staat nicht, seine politischen Feinde umzubringen, dann sind die Familien der Revolutionäre das Ziel. So soll die Moral der Feinde geschwächt und ein Klima der Angst geschaffen werden. Ob die Mutter von Julián Conrado, die im Dezember letztes Jahr starb, auch ein Opfer der politischen Gewalt war?
Ein gesunder Menschenverstand, die Ethik eines Staates wie Venezuela und die Genfer Konventionen verbieten eine Auslieferung von Julián Conrado an Kolumbien. Asyl für den politisch Verfolgten und gesundheitlich angeschlagenen Mann ist die einzige vernünftige Entscheidung im Sinne des Menschenrechts.
Freiheit und Asyl für Julián Conrado!