Kolumbien: Neues Verfahren gegen Chiquita Brands
Erneut Gewerkschafter in Kolumbien ermordet. Paramilitärs drohen mit „schwarzem Dezember für Gewerkschaften“
Bogotá. Am Dienstag wurde in Kolumbien erneut ein Gewerkschafter ermordet. Der Elektriker Milton Enrique Parra hatte zuvor Morddrohungen wegen seiner Beteiligung an einem Arbeitskampf in der Firma Termotecnica erhalten. Nach Angaben seiner Familie wurde das Opfer, Vater von vier Kindern, von zwei Motorradfahrern beschossen und von 17 Kugeln getroffen. Wie der Gewerkschaftsverband Arbeiterunion der Erdölindustrie (USO) informierte, fanden in dem Ort Puerto Gaitán im kolumbianischen Bundesstaat Meta seit dem Jahr 2011 zahlreiche Arbeitskonflikte statt. Bei der Region handelt es sich um einen Schwerpunkt für den Bergbau- und Energieplan der Regierung Manuel Santos. Die Arbeitsbedingungen in diesem Bereich sind nach Angaben der USO geprägt von einer „systematischen und permanenten Verletzungen des Rechts auf gewerkschaftliche Organisationsfreiheit“. Immer wieder seien Gewerkschafter mit dem Tode bedroht worden – unter anderem durch Mitglieder der polizeilichen Spezialeinheit ESMAD.
Erst Ende November hatten rechtsradikale Milizen den kolumbianischen Gewerkschaften einen „schwarzen Dezember“ angekündigt. Verschiedene paramilitärische Verbände, darunter die Aguilas Negras und die Vereinigten Bürgerwehren Kolumbiens (AUC) bedrohen bekannte Gewerkschafter in der Region Valle del Cauca, wo der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé eine Fabrik betreibt. Die Drohbriefe, in denen elf Gewerkschafter namentlich genannt wurden, sind mit Losungen unterzeichnet, die sich gegen den aktuell stattfindenden Friedensprozess richten. Die Betroffenen wurden aufgefordert die Region bis bis Anfang Dezember zu verlassen, sonst müssen sie ab dem zweiten Dezember mit ihrer Ermordung rechnen. Betroffen sind besonders Mitglieder der Lebensmittelgewerkschaft Sinaltrainal. In der Region wurden bereits mehrfach bei Nestlé beschäftigte und gewerkschaftlich aktive Arbeiter ermordet.
Unterdessen gab die kolumbianische Generalstaatsanwaltschaft bekannt, dass ein Verfahren gegen die Direktoren des US-Unternehmens Chiquita wegen Zahlungen an paramilitärische Gruppen wieder aufgenommen wird. Eine vorhergehende Untersuchung gegen dreizehn Manager des Unternehmens war im März von einem Staatsanwalt in Medellin eingestellt worden, weil die Zahlungen an die AUC angeblich nicht freiwillig erfolgten. Der Generalstaatsanwalt Eduardo Montealegre sieht nun weitergehende Beweise gegen das Management von Chiquita. „Es geht um die Festlegung der einzelnen und persönlichen Verantwortlichkeiten der Direktoren von Chiqutia Brands, die schließlich die AUC begünstigt oder finanziell unterstützt haben könnten”, so Montealegre. In einem Verfahren in den USA hatte sich das Unternehmen bereits im Jahr 2007 zu einer Geldzahlung von 25 Millionen US-Dollar verpflichtet und damit anerkannt, dass es zwischen 1997 und 2004 insgesamt 1,7 Millionen US-Dollar an die paramilitärische Gruppe gezahlt hatte, die für Tausende Gewalttaten in dem südamerikanischen Land verantwortlich ist.
von amerika21.de