Freitag | 01.05.2015 | 13 Uhr | Alter Markt Magdeburg
Heraus zur revolutionären 1.Mai Demonstration!
Solidarität aufbauen! Klassenkämpfe entwickeln!
Aufruf:
Seit 2007 nehmen wir uns am 1.Mai die Straßen in Magdeburg, um gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu demonstrieren. Gemeinsam gehen wir, ob als ArbeiterInnen, Hartz4- EmpfängerInnen, SchülerInnen, StudentInnen und NachbarInnen auf die Straße, um gegen die anhaltenden Klassenkämpfe der Kapitalisten zu protestieren. Wir alle kämpfen für ein menschenwürdiges Leben, für ein Leben frei von kapitalistischen Zwängen und frei von Ausbeutung und Unterdrückung. Weltweit tragen Millionen von Menschen am 1. Mai ihre Wut gegen die täglichen Verhältnisse auf die Straße, Verhältnisse die für die Mehrheit der Menschen ein Kampf des Überlebens sind.
Der Alltag …
… ist beschissen: Notendruck in der Schule oder Ausbildung, Konkurrenz um miese Jobs, Leistungsterror vom Arbeitsamt. Tu dies, tu das – zahl dies, zahl jenes. Egal wo wir hinschauen, es geht nur um die Kohle. Unsere täglichen Bedürfnisse bleiben dabei völlig auf der Strecke. Hierarchien, Abgrenzung, Isolation, Chauvinismus, Elend, Hetze gegen geflüchtete Menschen – all das ist in der kapitalistischen Gesellschaft normal. Normal ist es auch das dein Fahrschein jährlich teurer wird oder du für das (Über-) Leben immer mehr (be-) zahlen musst.
Unsere wenigen sozialen Freiräume hingegen werden verscherbelt, um noch mehr Profit zu erzielen, während unsere NachbarInnen aus ihren Wohnungen verdrängt werden, um Yuppies und deren teuren Luxuswohnungen Platz zu machen. Wenn wir über den eigenen Tellerrand schauen stellen wir fest, dass die Herrschenden ihre Kriege für natürliche Ressourcen und neue Absatzmärkte in die ganze Welt tragen und wir uns hingegen von den geflüchteten Menschen abgrenzen sollen.
Von diesen Verhältnissen haben wir die Schnauze voll! Wir wollen solidarisch zusammenarbeiten und respektvoll miteinander leben! Wir wollen selbst darüber bestimmen wie und wo wir leben, wir wollen selbst entscheiden, was wir brauchen und produzieren!
Die andere Seite der Barrikade vermeldet hingegen weiterhin pure Freude und fette Gewinne. Deutschland gilt weiter als Exportschlager. Gesichert durch “optimale“ Wachstums- sowie Ausbeutungsbedingungen und den “Sozialpartnerschaft-Gewerkschaften“ fahren die Konzerne noch nie da gewesene Gewinne ein. Deutsche Waffen sind bei den weltweiten Kriegsstrategen heiß gefragt oder tragen “den europäischen Gedanken“ mit Bomben und Phosphor in die Wohnzimmer unserer KollegInnen, Brüdern und Schwestern in aller Welt. Was uns als Wohltat deutscher Außenpolitik verkauft werden soll, bedeutet in der Realität Zerstörung, Krise und Verelendung. Dieses System wird mit brutalen Mitteln und einer rücksichtslosen Ausplünderung insbesondere in den Dritten Welt Ländern aufrecht erhalten. Täglich erleben wir Kriege, die ganze Landstriche verwüsten, Menschen die verhungern und Millionen die auf der Flucht sind, um ein Leben in Würde zu finden. Während Deutschland an etlichen Kriegsherden dieser Welt beteiligt ist, demonstrieren deutsche Nazis und Rassisten unter der Federführung des Kapitals an der Heimatfront, um gegen die angebliche Islamisierung des Abendlandes mobil zu machen. Diese antimuslimische und faschistische Hetze liegt im Interesse des bürgerlichen Rechtsstaates, mit dem Ziel Flüchtlinge wieder schneller abschieben, kriminalisieren und jene selektieren zu können, die der deutschen Wirtschaft noch förderlich sein können. Die Pegida-Demonstrationen sollen dafür ein gesellschaftliches Klima schaffen, während die Bundesregierung die Asylgesetzgebung weiter massiv verschärft. Der angebliche Kampf der bürgerlichen Parteien gegen die Pegida-Bewegung ist nur eine Farce, denn diese Parteien sind eben an der Verschärfung der Asylgesetzgebung und den massenhaften Abschiebungen ebenso beteiligt.
Viele von uns wehren sich bereits gegen diese Zustände und deren Hintergründe. Einige von uns sind bereits vernetzt, andere kämpfen für sich. Repression und Kriminalisierung trifft uns auch wenn wir die Verhältnisse umkippen wollen. Wegen nicht bezahlter Rechnungen oder weil wir einfach über die Runden kommen wollen, sitzen bereits so Viele in den Knästen. Auch über die Mauern hinaus müssen wir uns weiter verbinden und vernetzten, um Schulter an Schulter für unsere Bedürfnisse zu kämpfen.
Wenn wir die Augen aufmachen und gegen die kapitalistischen Zustände aufstehen, sehen wir, dass eine entschlossene Gegenwehr möglich und nötig ist. Weltweit erheben sich bereits sehr viele, wie z.B. der Kampf der RevolutionärInnen in der Türkei oder die Verteidigung Rojavas, wo die kurdische Bevölkerung einen eigenen Weg gehen will, unabhängig von den Reichen und Mächtigen dieser Welt. Auch in Italien, Spanien oder Griechenland können wir heftige Auseinandersetzungen gegen den Krisenkapitalismus beobachten, wobei immer Menschen selbst organisiert ihre Wohnungen, Häuser und Stadtteile verteidigen. Wir solidarisieren uns mit den verschiedenen Kämpfen an vielen Orten des Erdballs, denn uns eint die Widerstandskraft für ein besseres Leben in Würde und Freiheit.
Ausweglose Zeiten?
Jede Sauerei, jede neoliberale Trickserei, jeder Krieg und jede Krise wurde von Menschen erzeugt. Unser Leben, und das Leben im Kapitalismus ist kein Schicksal oder ein Naturgesetz. Menschen haben diese Verhältnisse gemacht, Menschen werden sie auch abschaffen!
Es liegt an uns, unser Leben in all unseren Lebensbereichen wieder in die eigenen Hände zu nehmen damit wir eine Welt ohne Zwänge oder wirtschaftlicher Not ermöglichen können. Die gesellschaftlichen Belange wollen wir gemeinsam organisieren. Wie wir leben und was wir vollbringen – möchten wir selbst bestimmen – das Denken und Handeln wird durch Solidarität und Kollektivität geprägt sein. Geld, Leistungsterror und Konkurrenzkampf wollen wir hinter uns lassen, so dass alle Menschen haben was sie brauchen.
Dafür müssen wir uns noch besser vernetzen und unsere Kämpfe weiter zusammen bringen – im Kiez, auf der Straße oder im Betrieb. Wir brauchen ebenso noch mehr Freiräume die wir uns aneignen, kollektivieren und verteidigen. Unser soziales Zentrum, der Infoladen in der Puschkinstraße ist aktuell von Verdrängung bedroht und es wird an uns liegen für den längerfristigen Erhalt zu kämpfen.
In diesem Sinne: Freiräume erkämpfen und verteidigen! Kiez statt Kies – Hände weg vom Infoladen! Klassenkämpfe statt Standort! Für die soziale Revolution!
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Ein Aufruf einiger Gefangener aus deutschen Knästen:
Gemeinsame Erklärung politischer, kämpfender, widerständiger
Gefangener zum 1. Mai 2015
Als politische, kämpfende und widerständige Gefangene grüßen wir aus den Kerkern der imperialistischen Bundesrepublik Deutschland die Völker der Erde, mit dem Geist der internationalen Solidarität und der Liebe zur Freiheit.
Wir sehen es als unsere Aufgabe und Pflicht an uns geschlossen auf diesem Weg als handelndes Kollektiv zum 1. Mai 2015 zu Wort zu melden.
ArbeiterInnen und Werktätige innerhalb wie außerhalb der Gefängnismauern müssen sich organisieren; wir haben 2014 die Gründung der Gefangenen Gewerkschaft erlebt und solidarisieren uns mit deren Forderung nach Abschaffung der in Deutschland nach wie vor praktizierten Zwangsarbeit.
Die Haftanstalten sind ein fester Bestandteil der nationalen wie internationalen Aufstandsbekämpfung, dabei nehmen wir unser naturgegebenes Recht wahr für die Befreiung der Menschen von Ausbeutung, Unterdrückung und Völkermord zu kämpfen. Wir als politische Gefangene werden inhaftiert weil wir gegen den Rassismus, gegen die weltweit stattfindenden Massaker und Folter kämpfen, weil wir für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung, für Freiheit aller Menschen kämpfen.
Unsere Absicht ist es nicht, im Rahmen dieses Kollektivs uns an einzelnen reformistischen Forderungen abzuarbeiten, wie wohl es zahllose repressive Maßnahmen gibt, die es nach wie vor zu bekämpfen gilt (scharfe Postzensur bei vielen von uns; Behinderung beim Erhalt von Büchern und Zeitungen; medizinischer Grundversorgung; oftmals über Jahre praktizierte Isolationsfolter; und vieles mehr).
Während die bundesdeutsche Regierung rechtsextremistisch-reaktionäre Kräfte zum Beispiel in der Ukraine aktiv unterstützt, die eine gewählte Regierung stürzten, werden zugleich fortschrittliche Kräfte hierzulande verfolgt, eingekerkert und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die enge Zusammenarbeit mit dem Regime in der Türkei bedeutet eine Fortsetzung der unterdrückerischen und faschistischen Politik der Oligarchie in der Türkei, mit Hilfe der deutschen Polizei und Gerichte, wobei sich letztere nicht scheuen, erfolterte belastende Aussagen als Beweismittel gegen politische Gefangene heran zu ziehen.
Das Erstarken der rassistischen, faschistischen und fremdenfeindlichen Welle die europaweit und insbesondere in Deutschland unter Bezeichnungen wie NPD, NSU oder Pegida bekannt ist, geschieht nicht unabhängig von der fremdenfeindlichen Politik der europäischen Staaten. Eben diese Realpolitik entlarvt auch die Betroffenheitsgesten nach Aufdeckung der Mordserie durch den NSU als hohles und leeres Geschwätz, gedacht zur Beruhigung der Presse und anderer Regierungen.
Der tief sitzende Rassismus und die täglich stattfindenden rassistische Morde und Angriffe sowohl in Deutschland als auch in der ganzen Welt sind keine Einzelfälle, sondern eine strukturelle und gezielte Politik der Herrschenden. Diejenigen, die sich dagegen wehren und dagegen kämpfen, sind keine Terroristen, sondern kämpfen für die Rechte der Menschen. Denn der Kampf gegen Rassismus ist kein Verbrechen, sondern die Pflicht jedes Menschen.
Im Jahr 2016 wird davon ausgegangen, dass die Reichsten 1% den selben Anteil vom weltweiten Kapital besitzen werden wie die restlichen 99% der Bevölkerung. Der Besitz der reichsten 80 Menschen entspricht dem Besitz der Hälfte der Menschheit. 80 Menschen entsprechen demnach 3,5 Milliarden Menschen. Der größte Terror ist somit der Krieg der kapitalistischen Ausbeutung, der den Menschen weltweit aufgezwungen wird. Das ist auch der eigentliche Grund für die weltweiten Kriege, für Faschismus, für Ausbeutung und repressive Gesetze – nämlich die Ausbeutungs- und Unterdrückungsherrschaft der Reichsten der Welt fortzuführen.
Es ist das größte Recht der Menschen dieser Erde, gegen diese Ungleichheit, Ausbeutung und Ungerechtigkeiten anzukämpfen. Der Imperialismus, der sich hinter seinen „Terror“-Verlautbarungen versteckt, möchte all jene Kräfte vernichten und beseitigen, die sich gegen ihn stellen.
Aus diesem Grund organisieren wir uns gegen den wilden kapitalistischen Ausbeutungsterror, seine Beseitigungs- und Vernichtungspläne und vereinigen all unsere Kräfte.
Für uns bedeutet der 1. Mai:
– den imperialistischen Kriegen und Besatzungen die Stirn zu bieten
– Widerstand gegen die kapitalistische Ausbeutung und Unterdrückung zu fordern
– sich gegen Faschismus zu vereinigen und zu organisieren
– alle Menschen aufzufordern sich dem Kampf für ein Leben in Freiheit und Würde anzuschließen.
Es lebe der 1. Mai!
Hoch die internationale Solidarität!