Am vergangenen Samstag sind wir gemeinsam gegen hohe Mieten, Aufwertung und Verdrängung in Magdebrug-Stadtfeld auf die Straße gegangen. Hier findet ihr erste Eindrücke von der Demo. Eine Auswertung unserseits folgt demnächst.
Ein Blogbeitrag von “Wenzel Oschington“:
Wider der Gentrifizierung
Wenn angestammte, verwurzelte Mieter durch steigende Mieten aus dem Kiez und ihrem sozialen Umfeld vertrieben werden, wenn die alten Mieter durch ein zahlungskräftigeres Klientel ersetzt werden, um den Kiez in ein vermeintlich attraktiveres Viertel umzugestalten, dann ist es Gentrifizierung.
Gentrifizierung findet auch in Magdeburg statt, ob in Buckau oder Stadtfeld, überall, schleichend.
Widerstand gegen Mietsteigerung, Aufwertung und Verdrängung, das ist das erklärte Ziel der Stadtfelder Mietrebellen.
Mit ihrer Kiezdemo am Tag der Deutschen Einheit wirft das Stadtfelder Aktionsbündnis den städtischen Verantwortlichen, der Politik und der Immobilienwirtschaft in Magdeburg vor „über unsere Köpfe hinweg zu planen und zu entscheiden. Wir gehen auf die Straße, um Widerstand gegen Mietsteigerung, Aufwertung und Verdrängung zu leisten“. Die Stadtfelder Mietrebellen wehren sich gegen „steigende Mieten, Aufwertung, Verdrängung und fehlende billige Wohnungen.“ Ihre Forderungen: „Mieten runter – Löhne rauf“ und „Kein Tag ohne soziale Frei-Räume !“
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Erklärung des Anmelders der Demonstration „Kein Tag ohne (soziale)Freiräume –
Mieten runter, Löhne hoch! vom 3.10.2015 in Magdeburg
In diesen Tagen konnten wir den Vollrausch der staatlich organisierten Jubelfeiern
anlässlich des sogenannten „Tag der Einheit“ erleben. Die selbstherrliche
Beweihräucherung der Vertreter/innen des kapitalistischen Profitsystems, einer
Gesellschaft die „kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übriggelassen(hat) als
das nackte Interesse, als die gefühllose „bare Zahlung“(kommunistisches Manifest), zeigte
deutlich, dass es eine kritische bürgerliche Öffentlichkeit nicht mehr gibt. Sei es die
aggressive Außenpolitik der BRD, die Verschärfung der sozialen Konflikte im Inneren und
die kontinuierliche Erweiterung der Allmacht des Staates gegenüber den Bürgerinnen und
Bürgern, es gebe sehr viele Themen, die anlässlich dieses Tage zu hinterfragen wären.
Im Konkreten bedeuten „25 Jahre Einheit“, dass Stadtfeld/Ost, ein Stadtteil in Magdeburg,
den Interessen des Kapitals untergeordnet wurde. Die Bewohner/innen, überwiegend
Arbeiter/innen, Punks und Migranten/innen wurde durch Luxussanierungen zunehmend
verdrängt, um den Statthaltern des Kapitals, dem Mittelstand, Platz zu machen.
Bewusst wählten Bürgerinnen und Bürger diesen Tag, um auf die Situation in Stadtfeld
/Ost mit einer Demonstration aufmerksam zu machen. Schon mit dem
überdimensionierten Aufgebot der Polizei, gegenüber der Anzahl der Teilnehmer/innen der
Demonstration, machte die im Auftrag der bürgerlichen Parteien und des Kapitals
agierende Polizei deutlich, dass kritische Stimmen an diesem Tag nicht erwünscht sind.
Unmittelbar vor dem Ende der Demonstration kam es zu einer, der Situation nicht
angemessenen, Reaktion der Polizei. Innerhalb der Demonstration wurden zwei Pyros
(Pyrotechnik, Leuchtfeuer), entzündet. Dies nahm die Polizei zum Anlass, um durch ihr
aggressives Auftreten eine Weiterführung der Demonstration zu behindern. Die
Demonstrationsteilnehmer/innen beschlossen, sich diesen Bedingungen nicht zu fügen
und beendeten die Demonstration. Daraufhin begann die Polizei wahllos sowohl auf die
Teilnehmer/innen der Demonstration – als auch auch auf Passanten/innen – einzuschlagen.
Ebenso wahllos wurde ein Mensch, offensichtlich um die Mindestanzahl der durch das
Polizeipräsidium vorher festgelegten Anzahl von Verhaftungen zu erreichen, in
Gewahrsam genommen.
Anschließend wurde unser Stadtteil noch stundenlang von Polizeikräften belagert.
Ich rufe die Bürgerinnen und Bürger auf, sich nicht durch die Unterdrückung kritischer
Stimmen und die Polizeigewalt einschüchtern zu lassen. Im Gegenteil: Widerstand in der
Schule, im Betrieb und auf der Straße sind nötiger denn je, und wir werden uns dieses
Recht, ganz im Sinne der Demonstration „Was macht den Vermietern Dampf –
Klassenkampf“, nicht nehmen lassen.
Solidarische Grüße an den Menschen, der durch die Polizei verhaftet wurde.