Am Freitag, dem 30. Januar 2009 verwundete die israelische Armee bei dem wöchentlichen Protest gegen den Mauerbau im palästinensischen Dorf Ni’lin nahe Ramallah durch Schüsse zwei DemonstrantInnen. Ulrika Andersson, 31, wurde mit einem scharfen Geschoss ins Bein getroffen. Frau Andersson, aus der schwedischen Stadt Göteburg, nahm an einer gewaltfreien Demonstration teil, als ein israelischer Soldat aus etwa 50 m Entfernung mit einer erst seit kurzem eingesetzten 0.22 Kaliber Kugel auf sie schoss. Die Kugel durchschlug ihr unteres rechtes Bein.
Ein 19jähriger Jugendlicher aus dem Dorf wurde ebenfalls mit einer 0.22 Kaliber Kugel in den Fuß getroffen. Fragmente der Kugel stecken noch in seinem Fuß. Beide Verletzte wurden zur Notbehandlung ins Sheikh Zaid Krankenhaus in Ramallah gebracht, wo der 19-jährige derzeit operiert wird.
ZeugInnen sagen aus, dass die Demonstration bereits beendet war, als die beiden DemonstrantInnen angeschossen wurden. Die israelische Armee habe das Feuer auf die DemonstrantInnen eröffnete, als diese sich auf dem Rückweg befanden.
“Ich hatte Glück, dass mir nur in die Wade geschossen wurde. Viele BewohnerInnen von Ni’lin sind nicht so gut davongekommen und haben durch die israelische Aggression schwerere Verletzungen erlitten und vier wurden getötet. Den Soldaten war bewusst, dass es eine internationale Präsenz bei der Demo gab, und sie haben mich ganz offensichtlich gesehen.” – Ulrika Andersson
Seit dem Beginn der Massaker in Gaza (27.12.08) hat die israelische Armee in mehreren Dörfern in der besetzten West Bank neue Waffen ausprobiert. Eine dieser neuen Waffen ist die 0.22 Kaliber Kugel, die keine Geräusche macht, wenn sie abgeschossen wird. Aufgrund des kleinen Kalibers dringt sie leicht in den Körper ein und verursacht innere Verletzungen. Seit der Einführung dieser neuen Munition wurden bereits 8 Menschen aus den Dörfern Bi’lin, Ni’lin and Budrus mittels dieser verletzt.
In zwei Fällen blieb die Kugel im Knie der Angeschossenen stecken, in einem anderem wurde ein Demonstrant in den Bauch getroffen, was zu inneren Blutungen
führte.
Der Bau der israelischen Apartheidsmauer und von Straßen, die nur Israelis benutzen dürfen, wird das Dorf Ni’lin von 40% seines Landes abschneiden. Seit 1948 hat das Dorf damit 85% seines ehemaligen Landes verloren. Internationale und israelische AktivistInnen haben sich den Demonstrationen gegen den Bau der Mauer in Ni’lin angesclossen, seitdem das Dorf im Mai 2008 seine regelmäßigen Proteste startete. Im März 2008 erließen die israelischen Authoritäten eine Verordnung, die es israelischen Streitkräften erlaubt, direkt mit scharfer Munition auf DemonstratInnen zu schießen, die versuchen, in der Nähe der Mauer zu
protestieren, es sei denn, Israelis oder Internationale befinden sich zwischen den DemonstratInnen, wie die israelsche Tageszeitung Maariv berichtete.
Kontakte für weitere Informationen:
Ulrika Andersson (Schwedisch und English) – 00972-598-521 158
Thea Johannson (Schwedisch und Englisch) – 00972-598-531 036
Wendy (Deutsch und Englisch) – 00972-598-474 693 oder 00972-549-242 670
International Solidarity Movement – Medienbüro – 00972-2-297 1824
Adam Taylor (Englisch) – 00972-598-503948