Sa. 18. Oktober 2008 | 13 Uhr | Magdeburg
Treffpunkt: Endhaltestelle der Straßenbahnlinien 3 und 9 (Leipziger Chaussee)
Aufruf:
In Gedenken an alle Opfer faschistischer Gewalt!
Den antifaschistischen Selbstschutz organisieren!
Rick und Marcel – von Nazis ermordet
In der Nacht vom 16. zum 17.August 2008 wurde der 20-jährige Rick L. in Magdeburg / Reform von einem Nazi totgeschlagen. Rick war an dem Abend in der Großraumdiskothek „Funpark“ und traf dort auf seinen Mörder Bastian Ostermann (20). Rick bezeichnete diesen als „Nazi“ – wenig später war er tot.
In den frühen Morgenstunden des 17. Augustes wurde Rick an einer Bushaltestelle, in der Nähe des „Funparks“, so schwer von dem Faschisten zusammengeschlagen, dass er an seinem eigenen Blut erstickte.
Ostermann wurde schon am darauf folgenden Tag festgenommen und sitzt derzeit in U-Haft. DNA Spuren, Zeugenaussagen und das Auffinden von einigen Gegenständen von Rick in der Wohnung des Nazis lassen keine Zweifel an seiner Schuld.
B. Ostermann ist der örtlichen Antifa kein Unbekannter. Schon 2006 hat er einen Studenten aus Togo erst rassistisch beleidigt, dann geschlagen und anschließend seinen Hund auf ihn gehetzt. Auch wegen Volksverhetzung wurde er verurteilt.
Eine Woche später in Bernburg (24. August ´08) wurde der 18-jährige Marcel W. von dem Neonazi David B. in dessen Wohnung mit mehreren Messerstichen ermordet.
David B. war zuvor schon als rechtsextremer Gewalttäter bekannt. Er beteiligte sich regelmäßig an Aktionen des “nationalen Widerstands”.
Marcel wurde mehrmals von dem Nazi angegriffen, zuletzt wurde er am 20. November 2007 von seinem Mörder attackiert. Er hatte seitdem panische Angst vor David B., wie Freunde berichteten.
Marcel sollte gegen diesen Nazi Aussagen in einem Strafverfahren machen. Nachdem er zu zwei Verhandlungstagen nicht erschienen ist, sollte er am Dienstag, den 26. August, als Zeuge zwangsvorgeführt werden. Da war er jedoch schon tot. In der hiesigen Presse spielt dieser Vorfall nur eine marginale Rolle.
Kontinuität faschistischer Gewalt
Rick und Marcel waren nicht die Ersten, die der menschenverachtenden Ideologie der (Neo-) Nazis zum Opfer fielen. So wurden in Deutschland seit der Wiedervereinigung 1990 nach offiziellen Zahlen über 140 Menschen von Nazis ermordet. Die realen Zahlen werden jedoch weit höher liegen, wenn mensch sich überlegt, dass z.B. der Mord an Frank Böttcher bis heute nicht als politisch motiviert gilt.
So ist Rick mittlerweile das 5. Todesopfer neofaschistischer Gewalt in Magdeburg:
9. Mai 92: Thorsten Lamprecht wird bei einem Naziüberfall auf die Elbterrassen ermordet. 8 weitere Personen werden schwer verletzt.
24. April 93: Mathias L. wird bei einem Naziübergriff auf eine Diskothek erschlagen.
27. September 94: Farid Boukhit stirbt an den Folgen seiner Verletzungen durch die Himmelfahrtskrawalle in Magdeburg vom 12. Mai 1994.
8. Februar 97: Frank Böttcher wird in Magdeburg / Olvenstedt von Nazis erstochen. Seit Jahren wird die Gedenktafel regelmäßig geschändet.
17. August 08: Rick L. wird brutal von einem Nazi ermordet.
Diese Morde sind ein zwangsläufiger Ausdruck der faschistischen Ideologie der Nazis, welche auf Rassismus und dem „Recht des Stärkeren“ beruht.
Faschistische Gewalt hat eine lange Tradition in Magdeburg und gehört hier zum Alltag. Täglich gibt es faschistische Übergriffe, von denen alle betroffen sind, die nicht ins menschenverachtende Weltbild der Nazis passen. Viele von uns haben faschistische Gewalt in irgendeiner Form schon selbst erlebt.
Stadtherren, Bullerei und Lokalmedien haben ein funktionales Interesse an dem Umgang mit Neonazis. Es geht darum unter dem Deckmantel der Bekämpfung der rechtsextremen Szene Gesetzesverschärfungen durchzusetzen, welche im Enddefekt unsere Klasse und im speziellen die Linke ebenso betreffen werden. Gesetzesverschärfungen dieser Zeit stehen tatsächlich im Zusammenhang mit dem Sozialabbau, jedoch werden diese uns von den bürgerlichen Medien oft als Kampf gegen Rechts verkauft. Des Weiteren geht es um den krampfhaften Versuch der Stadt ein weltoffenes „Saubermann“ – Image zu verleihen.
Stadtherren, Bullerei und Lokalmedien versuchen die Situation der faschistischen Gewalt zu verharmlosen und zu deckeln, wo es nichts mehr zu deckeln gibt.
So gilt der Mord an Frank Böttcher 1997 bis heute nicht als politischer Mord. Ganz ähnlich wird jetzt auch mit den erneuten Nazimorden an Rick (laut Lokalpresse „Discomord“) und Marcel („Gewaltkonflikt zwischen alkoholisierten Jugendlichen“) umgegangen.
Wir können es nicht zulassen, dass die Morde an Rick und Marcel weiterhin entpolitisiert und die alltägliche Bedrohung durch Faschisten hier in dieser Stadt verharmlost werden.
Linke Politik darf nicht schweigen – sie muss faschistische Gewalt aber auch deren Zusammenhang mit einer auf Egoismus basierenden kapitalistischen Ellenbogengesellschaft thematisieren. Einer menschenverachtenden Ideologie muss eine linke Politik entgegenstehen, die für Solidarität, gegenseitige Hilfe und der Achtung vor dem Leben steht.
Den antifaschistischen Selbstschutz organisieren
Unsere Antwort als radikale Linke auf diese Situation muss in erster Linie der Aufbau des antifaschistischen Selbstschutzes sein. Wir müssen die Menschen aus unserer Klasse schützen – sowohl im Stadtteil, Flüchtlingsheimen, Obdachlosenunterkünften oder alternativen Treffpunkten.
Schafft und unterstützt den antifaschistischen Selbstschutz!
Kein Raum für Nazis!
Bündnis Autonomer AntifaschistInnen [Magdeburg]
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