Der bolivianische Präsident Evo Morales hat gestern vor der UNO-Vollversammlung in New York die US-Administration scharf angegriffen und ihr vorgeworfen, Terrorismus und Gewalt in Bolivien nicht zu verurteilen. Seine Regierung habe US-Botschafter Philip Goldberg ausgewiesen, da dieser offenbar in einen „subversiven Prozess“ verwickelt gewesen sei. Washington habe außerdem schwarze Listen angefertigt, um unter dem Vorwand des Kampfes gegen den Drogenhandel unbotmäßige Regierungen zu bestrafen, kritisierte der bolivianische Präsident und fuhr fort: „Als wir an die Regierung kamen, fanden wir uns mit einem CIA-Büro im Regierungspalast wieder“. In Bolivien habe es seit seinem Amtsantritt eine ständige Verschwörung kleiner Gruppen gegen den Veränderungsprozess gegeben, den Bolivien unter der Führung der sozialistischen Regierung erlebt. „Aber das Bewußtsein des bolivianischen Volkes hat den zivilen Staatsstreich zerschlagen“, betonte Morales.
Die bolivianische Regierung habe einen Katalog von zehn Punkten entwickelt, die umgesetzt werden müssten, um „den Planeten zu retten“. Dazu gehören ein Ende des Kapitalismus, die Verurteilung der Kriege und der Einsatz für eine Welt ohne Imperialismus und Kolonialismus. Es müsse darum gehen, in Harmonie mit der Natur zu leben und die grundlegenden Dienstleistungen als ein Menschenrecht anzusehen. Die Welt erlebe gegenwärtig eine Rebellion der Völker gegen den Kapitalismus, betonte Morales. Der Kapitalismus sei „der schlimmste Feind der Menschheit“. „Ich glaube nicht, dass es im Kapitalismus Frieden geben kann“, sagte er und forderte von der Bush-Regierung, ihre Truppen aus dem Irak abzuziehen, sonst seien es die Völker, die sie aus dem Land werfen würden. „Das ist ein historischer Kampf unserer Völker. Es ist der Kampf zwischen Reichen und Armen, der Kampf des Sozialismus gegen den Kapitalismus. Wir erleben eine allgemeine Erhebung der Völker gegen ein Wirtschaftssystem, den Kapitalismus“, sagte der erst vor wenigen Wochen in einem Referendum mit großer Mehrheit im Amt bestätigte Präsident Boliviens.
Die Rebellion der Völker richte sich gegen Elend, Armut, die Folgen des Klimawandels und die Privatisierungen, die die Ursache für die gegenwärtige Finanzkrise seien. Die Privatisierung der wichtigsten Dienstleistungen, die von Weltbank und Internationalem Währungsfonds erzwungen worden sei, sei keine Lösung für die Bolivianerinnen und Bolivianer gewesen. Nur das Bewußtsein des Volkes könne der Retter der Völker sein. Frieden sei nur möglich, wenn die Identität und Würde jedes Volkes respektiert wird. „Es wird mit dem Kapitalismus keinen Frieden geben. Arbeiten wir zusammen und begleiten wir die Kämpfe unserer Völker, von Regierungen und Präsidenten“, schloß Evo.