150.000 unter Achzehnjährige werden jährlich in den USA in Erwachsenengefängnisse gesteckt.
Selbst die „New York Times“ appelliert an den Kongress, diese zu Misshandlungen und Traumata
führende Praxis einzustellen…
USA:KINDEITSTRAUMA HINTER GEFÄNGNISGITTERN
Waldo Menidluza,Madrid Digital;03.09.08
„Wir stehen vor einer nationalen Krise, die obgleich sie schon seit Jahren andauert, dem grössten Teil der nordamerikanischen Öffentlichkeit nicht bekannt ist“, warnt der Sozialarbeiter Jerome Miller, Mitglied einer NGO für die Reformierung der Jugendgefängnisse.
Laut dem TV-Sender CNN werden Minderjährige in den USA häufig Opfer von sexuellem Missbrauch, körperlichen Misshandlungen und grausamen Bestrafungen, die nicht selten dem Zeitvertreib der Wärter der Strafvollszugseinrichtungen dienen. „Die oft von den Protagonisten erzählten Geschichten aus verschiedenen Ecken sind haarsträubend“, so die Nachrichtenkette… Ein Beispiel, ist die einer 16 jährigen wegen eines Drogendelikts Inhaftierten, die in der „Columbia Training School“, Mississippi, schwere Fussketten tragen musste (hierüber existieren Videoaufzeichnungen). Die Ketten wurden auch nicht beim Essen und der Verrichtung der Notdurft abgenommen. Als makabere Freizeitbeschäftigung fanden obendrein Fussballspiele von lauter in Fussketten gelegten Jugendlichen statt. Das Mädchen berichtete, dass sie die „Kettenbande“ genannt wurden und dass sie die Male, die das Eisen in ihrem Fleisch hinterliess, niemals vergessen wird. Aus einer weiteren Schilderung einer Jugendlichen derselben Einrichtung: „Einer der Wärter war ständig hinter mir her. Er kam in meine Zelle, betatschte mich, versuchte mich zu küssen und er war nur zu bremsen, wenn ich bitterlich zu weinen anfing. Das Mädchen in Fussketten und sieben weitere junge Frauen, die in der el „Columbia Training School“ misshandelt wurden, haben inzwischen Anlage gegen den Staat wegen der erlittenen Schikanierungen erhoben; sie werden durch AnwältInnen des „Southern Poverty Law Center“ vertreten.
Angesichts der schrecklichen Situation hat das Justizdepartement Prozesse gegen 11 Jurisdiktionen anberaumt; dabei richtet sich das föderale Augenmerk auf Arkansas, Georgia, Hawai, Indiana, Maryland, Mississippi, New Jersey, Oklahoma, Texas, Puerto Rico und die Marianas.
Das Erscheinen von Indiana auf der Liste der fragwürdigen Zonen ist das Ergebniss einer Untersuchung im „Indianapolis Juvenile Correctional Facility“. Dort befragten Experten 31 Minderjährige, die berichteten dass die Wärter die Zellen offen liessen, um Sex zwischen den Inhaftierten zu ermöglichen, an dem zumindest einer der Wärter Teil nahm. Der lokale Richter Peter Nemeth bezeichnete die Einrichtung als „gefährlichen und chahotischen Ort“ und leitete, ungeachtet der Kosten, Sanktionen auch gegen andere Anstalten ein.
Im Februar hatte in Texas ein Mädchen wegen der permanenten Verfolgung und Belästigungen eines Wärters einen Selbstmordversuch unternommen. „Misshandlungen dieser Art kommen hier oft vor“, so der Sprecher der Jugendkomission von Texas, Jim Hurley, „seit 2000 sind an die 90 Angestellte der Einrichtung wegen ungebührlichen Verhaltens sanktioniert oder entlassen worden.“
„Sexueller Missbrauch an Jugendlichen geschieht weitaus häufiger, als angenommen“, sagt der Verbrechensspezialist Paul DeMuro. Seiner Einschätzung nach wurden allein im Jahr 2004 (letzte öffentliche Datenerhebung) 3000 Beschwerden eingereicht. MenschenrechtsverteidigerInnen gemahnen, dass auch Ohio und Florida unter den untersuchten Jurisdiktionen sein müssten. Von versteckten Videokameras erstellte Aufzeichnungen im Besitz von CNN belegen, dass dort Jugendliche dort zur Bestrafung geschlagen werden. Auf einer der Aufnahmen aus Ohio ist der Angriff eines Wärters auf einen Jugendlichen zu sehen. Ausser dass er Faustschläge erhielt, hatte ein Beamter sich dem seither traumatisierten Opfer auf die Kehle gekniet. Eine ähnliche Malträtierung erlitt auch der 14 jährige Martin Anderson in Florida, der kurz darauf gestorben ist.
EIN PROBLEM MEHR FÜR DIE JUSTIZ
Die „New York Times“ klagte in mehreren Ausgaben der vergangenen Wochen die Praktik an, Jugendliche in Gefängnissen „für“ Erwachsene einzusperren. Laut der Zeitung übernahmen in den 90ern 40 Staaten der Union diese Massnahme als Antwort auf „eine Welle der Jugendkriminalität“, die in Wahrheit nie eingetreten ist. Die Quelle zitiert aus einem Bericht der Kampagne für Jugendgerechtigkeit, in welchem es heisst, dass jährlich 150.000 unter Achzehnjährige in Erwachsenengefängnisse gesteckt werden. „Die Minderjährigen gehen aus diesen Einrichtungen mit physischen Schäden, traumatisiert oder zu wirklichen Verbrechern ge(macht)worden hervor“, so die „Times“, die eine Fortführung dieser Praktik als mehr schlecht denn gut bezeichnet und deshalb deshalb an den Kongress appelliert, sie einzustellen. Am 07. Juli bot ein Psychologe der Universität von Vermont der Zeitung seine Unterstüzung bei einem Special unter dem Titel „Erzieht unsere Kinder nicht zu Kriminellen“ an, das drei Tage später erschienen ist. Darin sagt Professor David Fassler, dass um die 7500 Jugendliche täglich in Gefängnissen „für“ Erwachsene enden, wo keine Bedingungen zu ihrer Resozialisierung gegeben sind. Ferner verweist er auf die in diesen Gefängnissen existierenden Risiken von Missbrauch und möglichen Selbstmorden. Laut Fassler besteht bei 34% der Jugendlichen, die einer solchen Behandlung ausgesetzt sind, die Gefahr zu Kriminellen zu werden und erneut im Gefängnis zu landen. „Die Staaten und das Kapitol müssen dieser Situation ein Ende setzen“, so der Professor.
http://www.nodo50.org/tortuga/EEUU-Trauma-infantil-tras-las.html
freie Übersetzung: tierr@
www. tierra.bloggospace.de
(work in -irgendwann- progress)
Fälle von Misshandlungen an jugendlichen Inhaftierten in Europa:
Spanien foltert seine Kinder
http://de.indymedia.org/2008/07/222894.shtml