Synergien zwischen Botschaft und Bewegung nutzen

Von: Maxim Graubner,amerika21 / Für Stimme des Neuen Kolumbien

Venezolanische Botschaft lud Soli-Gruppen und Verbände zum Austausch nach Berlin. Umfangreiche Informationsmaterialien und Kongress angekündigt
Über 30 Organisationen sind der Einladung der venezolanischen Botschaft zum „ersten Treffen der Solidarität mit Venezuela“ am gestrigen Samstag gefolgt. Das Treffen in Berlin stand im Zeichen des Austausches der Solidaritätsgruppen mit der Botschafterin Blancanieve Portocarrero, aber auch untereinander in thematischen Arbeitsgruppen.

Es sei beeindruckend, wie viele Initiativen in ganz Deutschland zur Solidarität mit Venezuela arbeiteten, betonte die Botschafterin. Dazu ist die Bandbreite der Organisationen sehr vielfältig: Sie reicht von unabhängigen Initiativen über Zusammenhänge aus Linkspartei und DKP bis hin zu alternativen Medien wie amerika21.de oder arabischen Verbänden und „sozialistischen Unternehmern“. Offizielle Gewerkschaftsvertreter suchte man leider vergebens unter den Anwesenden. Der Vertreter des Deutschen Friedensrates betonte, eine Aufgabe der Solibewegung sei es, gerade auch die Gewerkschaften in Deutschland von einer Mitarbeit zu überzeugen und zu einer offen solidarischen Haltung zur Entwicklung in Venezuela zu bewegen.

Publikationsoffensive der Botschaft

Gleich zu Beginn des Treffens überraschte Portocarrero die Anwesenden mit umfangreichen und ehrgeizigen Informationsprojekten: sie präsentierte die erste Vorausgabe einer Zeitschrift über Venezuela in deutscher Sprache, die zukünftig vierteljährlich erscheinen soll, und ein mehrseitiges Nachrichten-Bulletin mit aktuellen Meldungen aus den venezolanischen Staatsmedien, ebenfalls auf Deutsch, das zu „besonderen Ereignissen“ herausgegeben werden soll.

Gemeinsames Ziel von Soli und Botschaft sei, die „Wahrheit über den bolivarischen Prozess“ in Venezuela zu vermitteln: „dessen Erfolge und Ziele – aber auch die Schwächen und Fehler“, betonte die Botschafterin. Gemeinsam mit der Solibewegung könne die Aufklärung über das revolutionäre Projekt mit den neuen Publikationen verstärkt werden. Dazu gehören zudem noch eine Reihe von neuen Faltblättern zu verschiedenen Aspekten der venezolanischen Sozial- und Außenpolitik. „So etwas wie die neuen Angebote hat uns bisher bei Informationsveranstaltungen gefehlt“, kommentierte eine Teilnehmerin begeistert. Botschafterin Portocarrero kündigte außerdem noch die Herstellung einer Wanderausstellung über die „Misiones“, die venezolanischen Sozialprogramme an.

Kongress zum Jahrestag

Im Vorfeld des zehnten Jahrestags der so genannten bolivarischen Revolution in Venezuela gibt die Botschaft somit richtig Gas. Außerdem soll auf Initiative der Botschaft zu diesem Anlass im nächsten Jahr in Deutschland der erste Solidaritätskongress mit Venezuela und den Ländern der bolivarischen Alternative für Amerika (ALBA) stattfinden. Die Botschafterin lud die Solibewegung zur Mitarbeit an diesem Projekt ein: „Es soll eine Veranstaltung von uns Allen werden!“ Sie rief die Bewegung auf, nun eigene konkrete Vorschläge zu machen. Ein Vertreter der Linkspartei-Arbeitsgruppe Cuba Sí verwies in diesem Zusammenhang auf die Erfahrungen mit ihrer „Fiesta de la Solidaridad con Cuba“, die man nutzen könnte.

Auch das Zeitschrift-Projekt sei als Forum für die Solibewegung gedacht, betonte die Botschafterin. Die erste richtige Ausgabe solle dann zum zehnten Jahrestag der ersten Amtseinführung von Hugo Chávez als Präsident Venezuelas, dem Beginn der „bolivarischen Revolution“ im Februar 1999, erscheinen und „es soll Eure Ausgabe werden“, so die Botschafterin, die in ihren Statements immer wieder die Basisbeteiligung aus der Solibewegung an den Projekten in Aussicht stellte. „Schickt uns Eure Artikel und Vorschläge, wir werden sie berücksichtigen“, versprach Sie. Die Zeitschrift sei ein „gemeinsames Projekt“ für die Bewegung und nicht nur eine Publikation der Botschaft – auch wenn der konkrete Umfang der Beteiligungsmöglichkeiten noch unklar blieb, wie Teilnehmer zu bedenken gaben.

Medienarbeit ausbauen

Aus der Arbeitsgruppe Medien kam der Vorschlag zur Einrichtung einer professionellen Redaktion aus den Reihen der Solibewegung für die neue Zeitschrift und weitere Aufgaben. Dafür sollten mit Unterstützung von Stiftungen journalistische Fortbildung für Interessierte organisiert werden, wovon auch die Pressearbeit der Gruppen profitieren könnte. Außerdem könne man sich auf die Erfahrungen des Aufbaus der Kuba-Solidaritätszeitschrift „Revista“ stützen, die von Cuba Sí herausgegeben wird. Der Journalist Ekkehard Sieker, als Vertreter des Netzwerk Cuba auf der Veranstaltung, forderte ein zeitnahes Treffen von Interessierten, um das Projekt voranzutreiben. Eine gut organisierte Gruppe von fünf bis zehn Personen könnte mit Unterstützung aus der Bewegung auch weitere Aufgaben übernehmen, wie kritische Medienbeobachtung und Gegeninformation vor Allem mit Hilfe der Möglichkeiten des Internet.

Amerika21.de-Redakteur Harald Neuber verwies in diesem Zusammenhang auf nützliche Erfahrungen aus London. Die britische Solibewegung hat dort den Venezuela Information Center (VIC) aufgebaut, der mit Erfolg gegen Falschinformationen vorgeht. Als Sprecher der Arbeitsgruppe Medien stellte Neuber noch eine weitere Idee aus dem Teilnehmerkreis vor: Der Druck auf Redaktionen in Deutschland könnte auch durch die Bereitstellung von Meldungen über das OTS-Agentursystem (Originaltextservice) verstärkt werden. Falschmeldungen könnte damit zeitnah und auffällig entgegen getreten werden und auch eigene Themen in die Redaktionen der bürgerlichen Medien getragen werden.

Von unterschiedlichen Gruppen war zu hören, dass nun durch die engere Zusammenarbeit mit der Botschaft der Austausch zwischen Deutschland und Venezuela auf den verschiedenen Ebenen weiter ausgebaut werden könne. Unter anderem wurde der Jugend- und Studentenaustausch sowie kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit genannt. Wichtige Aufgabe sei aber auch die Verbesserung des Austausches und der Kommunikation der Soli-Gruppen untereinander, betonte ein Teilnehmer im abschließenden Plenum.

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