Belfast/Armagh – Im Norden von Irland kam es heute abermals zu Unruhen. In Belfast und anderen Städten kam es nach 16h Ortzeit zu dutzenden koordinierten Bombendrohungen. Die britische Polizei RUC/PSNI vermutet republikanische Gruppen hinter der Aktion.
Im Zuge des darauf folgenden Einsatzes der britischen Kolonialpolizei RUC/PSNI wurden unzählige Autos und Busse in Lurgan, Co. Armagh, und Belfast in Brand gesetzt, um Straßensperren zu errichten. Die Straßensperren wurden konzentriert um britische Polizeistationen errichtet.
Aus Nord-Belfast, vor allem dem Gebiet Ardoyne, wurde berichtet, dass es zu Ausschreitungen zwischen der Polizei und maskierten Jugendlichen aus nationalistischen Vierteln kam. Im Zuge eines massiven Polizeieinsatzes kam es in Lurgan, der Nachbarstadt von Craigavon in der Anfang März ein britischer Polizist von der Continuity IRA erschossen wurde, ebenfalls zu Zusammenstößen zwischen Anrainern und der Polizei.
Die Autobahn M1 musste im Bereich von Lurgan aufgrund brennender Fahrzeuge gesperrt werden. Dasselbe gilt für die Zugstrecke von Dublin nach Belfast, die aufgrund von Bombendrohungen bereits in den letzten Wochen des Öfteren gesperrt werden musste.
Mehrere Straßen in Belfast und North Armagh mussten aufgrund von Bombendrohungen, Unruhen und brennenden Autos gesperrt werden. In der Upper Springfield Road in Belfast brannte ein Kleinlaster aus, in der Crumlin Road brannte ein Kleinbus. Auch in Ardoyne oder der Falls Road wurden Busse entführt und nahe Polizeistationen in Brand gesetzt.
Auch Straßen um den britischen Verwaltungssitz in Stormont mussten wegen verdächtigen Fahrzeugen und Bombendrohungen gesperrt und evakuiert werden.
Die öffentlichen Verkehrsmittel wurden in West-Belfast gänzlich und in Ost-Belfast teilweise eingestellt.
Die Times aus London schreibt in ihrer Online-Ausgabe, „Belfast sei durch Gegner von Provisional Sinn Féin gelähmt worden“. Die Unruhen sind die schwersten in Belfast seit mehreren Jahren.
Abgeordneter verlässt Provisionals
Zu den Unruhen kam es an demselben Tag, an dem Micky Tallon, Abgeordneter von Provisional Sinn Féin in der republikanischen Hochburg Lurgan, seinen Austritt aus der Partei verkündete. Tallon gehörte seit längerem zu den Kritikern der Linie der Führung um Gerry Adams.
Er erklärte, sein Austritt aus der Partei sei Resultat der Stellungnahmen und Politik der Partei im Zuge der Hausdurchsuchungen und Verhaftungen der letzten Wochen in Lurgan. Im Zuge der Verhaftungen wurden 11 Personen bis zu 14 Tage ohne Anklage festgehalten – die längste Zeitspanne in Irland seit den Internierungen in den 1970er Jahren. Vertreter von Provisional Sinn Féin bezeichneten Gefangene als „Kriminelle“ und Republikanerinnen und Republikaner als „Verräter an Irland“.
Daraufhin verlor die Partei rasch an Unterstützung in Lurgan. Bei einem Treffen der Familien der Gefangenen nahmen 200 Personen teil. Viele erklärten, Provisional Sinn Féin werde die Rechnung für ihre Politik am Wahltag präsentiert bekommen.
Irish Republican Correspondent, 30ú Márta / März 2009
Quelle: http://www.irish-solidarity.net/