In der letzten Woche hatten Nazis aus dem Spektrum der JN/ NPD versucht Unterschriften für die Stadtratswahl (7.Juni 09) in Magdeburg zu sammeln. Hier folgt nun eine Zusammenfassung zu den Geschehnissen:
Seit mehr als drei Wochen waren die Mitglieder der JN Magdeburg (Jugendorganisation der NPD) um Andy Knape (Landesvorsitzender der JN in Sachsen- Anhalt) und Matthias Gärtner (Mitglied des Bundesvorstandes der JN) unterwegs um Unterschriften für die Zulassung zur Stadtratswahl in Magdeburg (7.Juni 09) zu sammeln. Es wurden Unterschriften in verschiedenen Stadtteilen, vor Einkaufscentern und auch bei Heimspielen vor dem Stadion des 1.FCM gesammelt. Quasi jedes Mal ein Heimspiel für die JN Jugend, da ein Grossteil der ambitionierten Nazijugend aus dem Umfeld rechter Magdeburger Fußballfans rekrutiert wurde.
Als ideologisches Bindeglied der aktuellen Magdeburger Hooliganszene zur NPD/JN gilt u.a. der rechte Schläger Matthias Knape. Er ist der ältere Bruder des JN-Vorsitzenden Andy Knape. Andy Knape wurde beim Landestreffen der JN im November 2008 zum neuen Landesvorsitzenden in Sachsen- Anhalt gewählt.
Naziparolen vs. Wahlk(r)ampf
Die Jungfaschisten der JN treten in der letzten Zeit immer selbstbewusster und offensiver auf. Es wurden auch zahlreiche Naziparolen in den vergangenen Monaten überwiegend in Sudenburg gesichtet. So wurden z.B. in der Nacht vom 21. zum 22.März 09 wieder in Sudenburg rechte Parolen gesprüht. Es wurden Häuser in der Salzmannstraße, Hesekielstraße, St.-Michael-Straße, Brenneckestraße und Halberstädter Straße mit Parolen wie „Frei Sozial National“, „Hatecore“, „NPD-JN“ und „Fuck Punks“ besprüht. Mit den teilweise meterlangen großflächigen Sprühereien soll der Wahlkampf wohl „propagandistisch untermalt“ werden.
Eine Aktionsform die wohl auch vom aktionistischen Geist der Autonomen Nationalisten herrührt. Eine direkte Verbindung wird nicht nur durch Aufkleber der „Autonomen Nationalisten Jerichower Land “ deutlich, welche neben den Nazisprühereien entfernt werden mussten.
Im Laufe der Unterschriften- Sammelaktion der Nazis stand zum Ende hin auch Stadtfeld auf dem Programm. Auch hier war die Umsetzung des „Vorwahlkampfes“ ähnlich angelegt.
Am Wochenende vom 14 zum 15.März 09 hatten Nazis aus der JN und aus deren Umfeld in der Beimssiedlung (Stadtfeld West) dutzende Naziparolen an Wände gesprüht. Dabei übersprühten sie Linke Graffitis, malten Hakenkreuze auf einen Spielplatz und kritzelten Parolen wie „NS-JN“, „Fuck Antifa“ , „Fuck Punks“ und „Antifa Gruppen zerschlagen“. Jedoch konnte dass schwindende Selbstbewusstsein der Jungfaschisten im linksdominierten Stadtfeld klar an der Größe der Schmierereien und den Orten, wo sie entdeckt wurden beobachtet werden. So wurden hauptsächlich dunkle Hinterhöfe und Kinderspielplätze besprüht.
Hurra, wir haben Ferien
Am 6.April 09 pünktlich zum Ferienbeginn startete die JN- Jugend dann ihre offenen Sammelaktionen in Stadtfeld-Ost. Es bewegten sich ca. 15 Nazis mit Unterschriftenlisten durch die Strassen. Auffällig war das junge Alter der Faschisten. In der Liebknechtstrasse kam es dann zur ersten Konfrontation während der Sammelaktion. Mehrere Wahlkämpfer der JN/ NPD wurden von AntifaschistInnen bedrängt, geschlagen und schließlich mit Steinen in einen Friseurladen gedrängt. Einer der Faschisten wurde durch einen Steinwurf angeblich leicht verletzt. Kurze Zeit nach der Aktion sammelten sich ca. 10-15 AntifaschistInnen vor dem Geschäft, wo sich die Polizei bereits postiert hatte. Unter Polizeischutz und auf Anweisung des eingetroffenen Matthias Gärtner ließen sich die Jungfaschisten mit herantelefonierten Autos aus Stadtfeld hinaus geleiten. Die Sammelaktion war damit für den Tag beendet.
Nach diesem einschneidenden Erlebnis änderte sich offenbar auch die Strategie der Nazis am nächsten Tag. Selbst eine Gruppe von 12 – 15 Nazis bot kein Schutz für körperliche Unversehrtheit der JN-Aktivisten in Stadtfeld. Es wurde auf fünfer Gruppen umgestellt welche mit Autos unterwegs waren. Als die Nazis entdeckt wurden sprangen sie ins Auto und wechselten den Standort. Melder mit Telefonen und Fahrrädern warnten die JN`ler frühzeitig. Es gelang ihnen nicht sich längerfristig an einem Ort aufzuhalten.
Am Mittwoch den 8.April trieben sich dann wieder fünf Wahlkämpfer auf dem Olvenstedter Platz herum. Eine kleine Gruppe von AntifaschistInnen griffen diese dann mit Steinen und Pyrotechnik an. Die Präsenz der Bullen in Stadtfelds Straßen nahm stark zu. Mehrere Kleingruppen von AntifaschistInnen verfolgten die Nazis quer durch den Bezirk.
Es kam dann auch zu einzelnen Übergriffen seitens der Faschisten auf alternativ aussehende Jugendliche welche (zufällig) vorbei kamen. Rechte Hooligangruppen waren auch mit Autos unterwegs um die Bewegungen der sich sammelnden Faschisten zu schützen. So fuhr Matthias Knape seinen kleinen Bruder Andy Knape mit dem Auto durch den Kiez. Diese Überheblichkeit bezahlten die Insassen auf ihrer Tour mit einer eingeworfenen Frontscheibe. Anzeige wurde natürlich sofort erstattet wie auch in allen anderen Fällen.
Die Polizei erteilte den Faschisten nach den andauernden Auseinandersetzungen an diesem Tag einen Platzverweis für Stadtfeld.
Am Donnerstagvormittag erschienen die Nazis erneut auf dem Olvenstedter Platz und postierten sich mit ca. fünf JN´lern an Haltestellen und Supermarkt.
Diese dachten sich wohl, um diese Uhrzeit weniger Konflikte mit ihrer Anwesenheit hervor zu rufen. Sofort pöbelten sie einen anwesenden alternativen Jugendlichen an. Was dann wieder in einer Auseinandersetzung endete, in welcher die Faschisten mit Pfefferspray besprüht worden. Die Polizei schütze zu diem Zeitpunkt bereits die Aktion der Faschisten auf dem Olvenstedter Platz und war in großer Anzahl in Stadtfeld unterwegs.
Gegen 13 Uhr erschienen dann auch 15 -20 AntifaschistInnen vor Ort und meldeten eine Kundgebung auf dem Olvenstedter Platz an. Unter dem Motto „für ein nazifreies Stadtfeld“
wurde gegen die andauernde Präsenz der Faschisten in Stadtfeld protestiert.
Gegen 15 Uhr verschwanden die Faschisten aus Stadtfeld.
Der Karfreitag wurde dann sicherlich, auch weil es einen Feiertag ist, zum Ruhetag. Mit überheblichen Beiträgen wie ,,wir haben sowieso schon alle Unterschriften “ und „Stadtfeld ist braun“ sowie der Veröffentlichung von Namen ihnen bekannter politischer Gegner feierten sich die Faschisten bei Indymedia selbst.
Magdeburger AntifaschistInnen gingen davon aus, dass zu diesem Zeitpunkt bereits alles gelaufen wäre. Dem war dann doch nicht ganz so. Scheinbar waren doch noch nicht alle Unterschriften komplett. Am Samstagnachmittag wurden dann zwei Faschisten von AntifaschistInnen angegriffen. Die beiden waren mit einem Auto in Stadtfeld unterwegs als Antifas auf sie aufmerksam wurden. An einer Kreuzung an der Diesdorfer Str. wurde das Auto dann gestürmt. Die Fahrer- und Beifahrertüren wurden beschädigt und Reizgas ins Fahrrauminnere gesprüht. Nachdem die Insassen das Fahrzeug verlassen hatten wurden sie körperlich angegriffen und zu Boden gerissen. Die beiden Nazis wurden nach Polizeiangaben leicht verletzt. Wie sich später rausstellte waren die Opfer des Angriffs Mattias Gärtner (JN- Bundesvorstand) und Thomas Bartsch ( JN /S/A –Schatzmeister).
Doch diese Ereignisse spiegeln nur in kleinem Maße die alltägliche faschistische Bedrohung in Magdeburg wieder. Am letzten Sonnabend wäre auch Rick L. 22 Jahre alt geworden. Er wurde letztes Jahr in Reform von einem Faschisten getötet. Der Mörder war kein politischer Kader wie z.B. ein karriereorientierter Matthias Gärtner. Dieser würde wahrscheinlich auch nie so eine Tat begehen. Dennoch ist es wichtig solchen Leuten keinen Raum zu geben und ihnen aktiv entgegenzutreten. Denn sie sind die geistigen Brandstifter von rassistischen Übergriffen. Mittlerweile gab es in Magdeburg mindestens fünf Tote durch faschistische Gewalt. Faschokader wie Andy Knape und Matthias Gärtner versuchen sich in diesem Klima der erstarkenden Rechten politisch zu etablieren. Ihnen gilt es stets und ständig Paroli zu bieten.
Mittlerweile verkündete die NPD selbstherrlich ihren gelungenen Vorwahlk(r)ampf. Nach eigenen Angaben soll es ihnen „allen Widerständen zum trotz gelungen sein, die erforderlichen 1000 Unterstützungsunterschriften für alle 10 Wahlkreise der Landeshauptstadt zu erbringen. Sie beklagten sich über „behördliche Verhinderungstaktik, flankiert mit rotem Straßenterror sowie mediale Ausgrenzungs- und Diffamierungskampagnen.“
Wir können uns auf einen heißen Wahlkampf der JN/NPD befasst machen. In diesem Sinne:
NPD und Co. nicht ins Rathaus.
Den antifaschistischen Selbstschutz organisieren.
Nazikadern das Maul stopfen.
Kein Vergeben kein Vergessen.