In Honduras nichts Neues

Zelaya organisiert weiter den zivilen Widerstand; die Putschisten verschärfen die Repression

Von Ingo Niebel

amerika21.de

Tegucigalpa, Ocotal. Vier Wochen nach dem Militärputsch gegen Präsident Manuel „Mel“ Zelaya erscheint die politische Gesamtlage in Honduras auf den ersten Blick unverändert. Das abgesetzte Staatsoberhaupt hält sich weiterhin in der nicaraguanisch-honduranischen Grenzregion auf; das von den Putschisten dominierte Parlament in seiner Heimat hat eine Debatte über den Vermittlungsvorschlag von Costa Ricas Präsidenten Óscar Arias verschoben. Die internationale Gemeinschaft redet von Zelayas Wiedereinsetzung, unternimmt aber nichts.

Manuel Zelaya befindet sich weiterhin in dem Ort Ocotal, etwa 25 Kilometer von der Grenze zu Honduras entfernt. Von Nicaragua aus versucht er, den „friedlichen Widerstand“ gegen die Putschregierung von Roberto Micheletti zu organisieren. Eine für den heutigen Dienstag geplante Reise in die USA, wo ihn die US-Außenministerin Hillary Clinton auf den Vermittlungsvorschlag von Arías einschwören wollte, hatte Zelaya nach Rücksprache mit Venezuelas Präsidenten Hugo Chávez abgelehnt. Die beiden Staaten gehören neben Nicaragua, Bolivien, Kuba und Ecuador sowie weiteren Karibikstaaten zur Bolivarianischen Allianz der Amerikas (ALBA), die eine politische und wirtschaftliche Alternative zum US-amerikanischen und europäischen Kapitalismus in der Region darstellt.

Am Dienstag zeigten sich erste Anzeichen, wonach die Kräfte in Nicaragua, die den Putschisten in Honduras politisch nahestehen, jetzt beginnen, Zelayas Aufenthalt im sandinistischen Exil zu erschweren. Die rechtskonservative spanische Tageszeitung ABC meldete, dass ein nicht namentlich genannter nicaraguanischer Ex-Militär den Honduraner wegen Aufstachelung zum Aufstand angezeigt hätte. In Managua unterstützte die rechtsgerichtete Zeitung La Prensa dieses Vorgehen mit dem Titel „Zelaya organisiert seine Milizen in Nicaragua“, obwohl im Text nur die Rede von einer zivilen Widerstandsstruktur ist.

In Honduras sendet das Militär widersprüchliche Signale. Zum einen signalisiert es, dass es ein Abkommen in Costa Rica respektieren würde, aber es werde auf keinen Fall an den Verhandlungen teilnehmen. Zum anderen hat die Armee das Grenzgebiet zu Nicaragua abgeriegelt und eine Ausgangssperre verhängt. Der schwedische Journalist Dick Emanuelsson berichtet aus Tegucigalpa, dass Soldaten 4000-5000 Zelaya-Anhänger eingekesselt hätten. Viele dieser Menschen leben seit dem Wochenende unter freiem Himmel, ohne Essen und Wasser. Unter Berufung auf den Journalisten Toni Solo, der auf der nicaraguanischen Seite lebt, heißt es weiter, dass Ärzte aus Nicaragua und Honduras, die auf Kuba ausgebildet wurden, in die Gegend eilen, um den kranken und verletzten Demonstranten zu helfen.

In der honduranischen Hauptstadt explodierte am Montag ein Sprengsatz im Büro einer Gewerkschaft, die Zelaya unterstützt. Nach einem Fußballspiel zwischen den Lokalmatadoren Honduras soll es aus politischen Gründen zu einer Schießerei gekommen sein, bei der es laut Radio Globo zwei Tote und 20 Verletzte gab. Bei der Beerdigung des ermordeten Zelaya-Anhängers Mauers Pedro Magdiel Múñoz Salvador am Montag griffen die Trauergäste drei Kriminalpolizisten auf und steckten deren Dienstwagen in Brand. Mitglieder der Nationalen Widerstandsfront gegen den Putsch verhinderten, dass die Beamten gelyncht wurden. Zeugen hatten gesehen, wie Polizisten Múñoz festnahmen. In den frühen Morgenstunden tauchte sein Leichnam auf, der 42 Stichwunden aufwies. Viele Honduraner erinnert das an die Methoden der Todesschwadron 316, die in den 1980er Jahren von den USA ausgebildet und eingesetzt wurde, um die linke Opposition niederzukämpfen.

Zelaya forderte am Montagabend den Befehlshaber der honduranischen Armee, General Romeo Vásquez, auf, er möge alle Straßensperren aufheben. Der lateinamerikanische Fernsehsender teleSur meldete um Mitternacht (Ortszeit), dass weiterhin Zelaya-Anhänger in das Grenzgebiet strömen.

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