„Wir bereiten einen massiven Empfang von Zelaya vor“

Exklusivinterview mit dem Landarbeiteraktivisten Rafael Alegría zur Lage in Honduras

Von Miguel Vera/ Übersetzung: Klaus Lehmann

aporrea.org/ amerika21.de

"Wir bereiten einen massiven Empfang von Zelaya vor"

Im Widerstand: José Alegría

Wir dokumentieren in Folge eine exklusives Interview des linksgerichteten venezolanischen Internetportals aporrea.org mit Rafael Alegría, dem Vorsitzenden der Nationalen Landarbeitergewerkschaft (Central Nacional de Trabajadores del Campo), Gründungsmitglied der Demokratischen Union (Unión Democrática) und der Landwirtschaftsorganisation Vía Campesina. Zuletzt war Alegría auch Berater des gewählten Präsidenten Manuel Zelaya in Landwirtschaftsangelegenheiten.


Compañero, Präsident Zelaya hat heute angekündigt am Donnerstag nach Honduras zurückzukehren, gibt es dazu irgendwelche Vorbereitungen?

Wir stellen uns darauf ein, Präsident Zelaya massenhaft zu empfangen. Das honduranische Volk bereitet sich darauf vor und ohne jeden Zweifel erwarten wir, dass Zelaya als legitimer Präsident wieder die Kontrolle des Staates und der Regierung übernimmt. Dies wird es uns ermöglichen, die Konfrontation und Proteste zu beenden, um Frieden und Ruhe den Weg zu ebnen. Er wird zum Wohle der Bevölkerungsmehrheit weiterregieren und versuchen, den demokratischen Staat wiederherzustellen, den wir Honduraner anstreben.

Wir konnten heute gewalttätige Situationen in der Umgebung des Präsidentenwohnsitzes beobachten. Was ist dort geschehen??

Eine friedliche Demonstration mit mehr als 25.000 Teilnehmern wurde von der Polizei und der honduranischen Armee auf drastische Weise mit Tränengas und anderen toxischen Kampfmitteln attackiert, die von Hubschraubern aus abgeschossen wurden. Es kamen wohl auch Spezialgewehre zum Einsatz. Die Menschen haben sich dem Angriff entgegengestellt, aber die Reizgase haben viele von ihnen verletzt. Nach Angaben des Roten Kreuzes wurden mehr als 50 Personen verletzt.

Wie ist die Lage während der anhaltenden Ausgangssperre?

Es existiert dadurch eine ständig Bedrohungssituation für die Anführer der sozialen Bewegungen, weil wir (den Machthaber) Roberto Micheletti als Präsidenten kategorisch ablehnen. Was die Ausgangssperre betrifft, so wurde sie praktisch von niemandem in diesem Land befolgt. Mehr als 2000 Leute sind den ganzen Tag und die Nacht über vor dem Präsidentenpalast auf der Straße geblieben. Heute wurde gesagt, dass die Ausgangssperre von 6 Uhr abends an in Kraft treten würde. Aber daran hat sich auch niemand gehalten. Wir bleiben hier weiterhin im Widerstand. Ich verurteile auch ausdrücklich, dass heute Nachmittag die Polizei gegen acht Autobusse vorgegangen ist, die unter Koordination von desbekannten Paters Camayo standen. Dabei sind die Reifen der Fahrzeuge durch Schüsse zerstört worden. Die Repression ist wirklcih bedrohlich und wir verurteilen das ganz energisch.

Es gab eine einmütige Rückendeckung durch die Länder der Region, die die verfassungsmäßige Regierung des Präsidenten Zelaya unterstützen. Die ALBA-Staaten und andere Länder (darunter die EU, d. Red.) haben ihre Botschafter abgezogen und wirtschaftliche Sanktionen sowie eine Isolierung der De-facto-Regierung angekündigt. Wie werden diese Ereignisse aus Sicht der sozialen Bewegungen beurteilt?

Wir haben die internationalen Aktionen, die Beratungen und Übereinkünfte aufmerksam beobachtet und wir sind ungemein zufrieden mit dieser Unterstützung, insbesondere durch die ALBA-Länder, gefolgt von der Rio-Gruppe, der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und auch des Präsidenten der Vereinigte Staaten, Barack Obama. Diese Aktionen spiegeln einen Konsens in Amerika und der Europäischen Union wieder, José Manuel Zelaya Rosales als einzigen, von den Honduranern gewählten, Präsidenten anzuerkennen und zu unterstützen. All diese Maßnahmen haben uns dabei geholfen, den Mut zu behalten. Im ganzen Land gibt es Widerstand. Es hat eine starke Repression gegeben, die aber die Massen nicht darin entmutigt hat, das faschistische Regime von Micheletti zu bekämpfen und noch diese Woche Präsident Zelaya ins Amt zurückzubringen.

Es sind auch Informationen über militärische Erhebungen aufgetaucht. Was können Sie uns dazu sagen?

Die verantwortlichen Compañeros für die Besetzung der Landstraße nach Tela haben berichtet, dass die dort stationiertten Militärs die Leute dazu ermuntert haben, mit der friedlichen Besetzung fortzufahren. Sie würden keine Repressionsmaßnahmen gegen die Bevölkerung unternehmen, weil sie gegen diesen Staatsstreich seien. Dies bezeugen auch die Verantwortlichen für die Atlantikregion. Es gibt außerdem Gerüchte, dass die Militärbasis von Olancho nach derselben Anweisung handelt. Unseres Erachtens gibt es Soldaten und Militärangehörige, die die Entscheidung des putschistischen Generalstabes nicht teilen. Der aktuelle Staatsstreich ist von Militärs im Ruhestand vorangetrieben worden und von Leuten, die in Menschenrechtsverbrechen in den 1980er Jahren verwickelt waren.

Wollen Sie noch etwas hinzufügen?

Ich möchte von Honduras aus die ganze Welt dazu auffordern, die Solidarität und die tatkräftige Hilfe für unser Volk und die Regierung Zelaya beizubehalten. Die internationale Rückendeckung gibt uns die Hoffnung, dass wir bald wieder eine rechtmäßige Regierung haben werden.


Bildquelle: wsftv.net

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