Folgen des Einsatzes von Uranmunition

Im Golfkrieg der USA gegen den Irak 1990/91 wurde erstmals nachweislich panzerbrechende Munition mit abgereicherten Uran in einer Größenordnung von mindestens 320t verwendet.
Seitdem kam es zu einer massiven Steigerung der Krebs- und Leukämieraten in den betroffenen Regionen. Ebenso kam es zu einer Vervielfachung von Fehl- oder Frühgeburten, sowie genetisch bedingten Mißbildungen.

Was ist DU?

Uranmunition, DU (engl.: depleted uranium), ist panzerbrechende Munition, deren Projektile abgereichertes Uran enthalten. Dieses besteht, im Vergleich zu Natururan, zu einem geringeren Anteil aus dem spaltbaren Uranisotop 235U und damit größtenteils aus dem nicht durch thermische Neutronen spaltbaren Isotop 238U. Aufgrund der hohen Dichte (18,95 g/cm3) des Urans entfalten diese Geschosse beim Auftreffen auf das Ziel eine große Durchschlagskraft. Abgereichertes Uran ist ein Abfallprodukt, der aus der Uranaufbreitung für die Energiegewinnung und beim Bau von Atomwaffen entsteht. Dafür wird das Uran-Isotop 235 separiert. Da es als schwach radioaktives Material noch entsorgt werden muss, entstehen dadurch enorme Lagerungs- und Kostenprobleme. Die USA haben über 700.000t DU gelagert .
Auch andere Staaten wie Großbritannien, Russland, die Türkei, Pakistan, Saudi-Arabien,
Thailand, Israel und Frankreich nutzen diese Munition.Wegen seiner extremen Dichte wird es zur Beschwerung in der Luft- und Schiffahrt und zur Panzerung genutzt.

Wie wirkt die Munition?

Trifft ein DU-Geschoss auf ein Ziel, wandelt sich die Bewegungsenergie des Geschosses
zum überwiegenden Teil in Wärmeenergie. Die beim Einschlag entstehenden Temperaturen und Kräfte sind so hoch, dass das Geschoss schmilzt und z.T. zerstäubt.
Der entstehende Uranstaub entzündet sich aufgrund seiner pyrophoren Eigenschaft und verstärkt den
Zerstörungseffekt des Geschosses.
Durch das Schmelzen, Zerstäuben und Entzünden des Urans entstehen Uranpartikel und Uranoxide, die als Schwebteilchen (Aerosole) und Stäube in die Umgebungsluft gelangen.
Die Aufnahme des Urans erfolgt über die Atmung, die Nahrungskette und Verletzungen.

Die Verteilung des Urans im Organismus ist vollständig. Die durchschnittlich 5nm großen
Partikel werden z.T. gelöst und erreichen alle Organe des Körpers. So erreicht es auch die Keimbahn und ist plazentagängig. Schon während der Schwangerschaft kommt es zur Intoxikation des Fetus. Unlösliches, sog. Keramisches DU wird in den Lymphknoten der Lunge gespeichert und über die Zeit (bis zu mehreren Jahren) an den Organismus abgegeben.
Uranverbindungen verfügen über Ladungen und können sich bevorzugt an Plasma- oder Membranproteine anlagern. Auch dieses gewährleistet die vollständige Verteilung im Organismus.

DU wirkt sowohl chemotoxisch als auch radiotoxisch

Bevorzugte Angriffsorte sind Nieren, Knochenmark, Leber, Herzmuskel, Lungengewebe, und Nervenzellen des ZNS. Das Golfkriegssyndrom, das u.A. auf DU-Kontamination beruht, umfasst etwa 50 verschiedene Erkrankungen.
Nanopartikel von Schwermetallen (einschliesslich Uran) erzeugen unterschiedliche Grade von Vergiftungen.
Uran-Nanopartikel sind radioaktiv (Alpha Strahler) und können die mitochondriale DNS in
der Zelle angreifen. Mitochondriale DNS ist durch Radioaktivität 16mal verwundbarer als die DNS des
Zellkerns, da sie im Gegensatz zu dieser keine Histone besitzten. So können durch den Ausfall der von mitochondrialer DNS kodierten Glutathion- und Superoxiddismutase die Reparaturmechanismen des Körpers untauglich werden.
Radioaktive Beschädigung der Mitochondrien kann Herz, Gehirn, Leber
und Nieren schweren Schaden zufügen und zu verschiedenen Krebsformen, zu
Erbkrankheiten und zu Missbildungen bei den Nachkommen führen.

Epidemiologie, Studien und Indizien:

Die Studienlage ist nach wie vor recht überschaubar, nichts destotrotz dennoch zum Teil recht widersprüchlich.
Zum einem gibt es experimentelle und epidemiologische Studien durch von der US Army beauftragte Forschungseinrichtungen, die zwar von einem Gefahrenpotential ausgehen dieses aber im Endeffekt für vernachlässigbar halten.
Ebenso die meisten Studien der WHO.
Auf der anderen Seite gibt es zum Teil durch Forscher selbst finanzierte Studien, die zu entgegengesetzten Ergebnissen kommen.
So eine Studie von einigen deutschen Wissenschaftlern
Dabei wurden Chromosomenbrüche in Lymphozyten quantitativ erfasst. Die Pilotstudie mit 19 britischen Golfkriegsveteranen ergab 5-fache Erhöhung der Chromsomenabbrüche im Durchschnitt, 14-fach maximal.
US-Forscher kamen bei ähnlichen Untersuchungen bei durch Minischrapnellen verletzten Veteranen zu einer durchschnittlichen Erhöhung um das 15 fache.
Die epidemiologische Auswertung durch irakische Ärzte in der Zeit von 1991-2003 war durch die Sanktionen gegen das Land extrem erschwert. Es liegen größtenteils nur Rohdaten aus der Zeit vor.
Der Lloyd-Report, eine unabhängige britische Untersuchungskommission, kommt 2004 zu dem Schluß, daß ein zweifelsfreier Zusammenhang zwischen dem Golfkrieg und den Krankheiten besteht, von denen ca. 10% (5.500) aller dort eingesetzten Soldaten betroffen sind. Als wahrscheinliche Ursache wird abgereichertes Uran in Kombination mit weiteren Faktoren wie Impfungen und Streß genannt.

Es gibt weitere Indizien für die Schädlichkeit der DU:

Zitat aus der Sachverständigenstellungnahme von Dr. med. Angelika Claußen, vor dem Irak-Tribunal, Berlin 2004:
„Die Inzidenzrate der Neuerkrankungen an Krebs pro Jahr/pro
100.000 Kinder hat sich zwischen 1993 und 2001 im Vergleich zu
1990 vervierfacht …Die Rate des Neuauftretens von kindlichen Mißbildungen hat sich mehr als verfünffacht: von 3.04 Fälle auf 1000 Geburten 1990 auf 17.6 Fälle auf 1000 Geburten im Jahr 2000. Diese Zahlen sind weiter ansteigend…Interessant ist außerdem die
Tatsache, daß die erkrankten Kinder zu einem großen Teil von
Vätern stammen, die im 1991er-Krieg gekämpft und überlebt
hatten. (…) Aber auch die Anzahl der Krebserkrankungen bei Erwachsenen hat
sich erheblich erhöht: Von 11 Neuerkrankungen /100.000 im Jahre
1988 auf 123 Neuerkrankungen /100.000 im Jahre 2002.“

Beispiel Jugoslawienkrieg die Kleinstadt Hadzici nahe Sarajewo. Von dort siedelten die jugoslawischen Behörden nach einem NATO-Bombardement 1995 rund 3.500 Menschen um, weil sie schlimme Nachwirkungen fürchteten – offenkundig zu Recht: Binnen nur fünf Jahren starben ein Drittel der aus Hadzici umgesiedelten Menschen – 1.112 Personen – an aggressiven Krebserkrankungen. Hadzici war von DU-Geschossen getroffen worden.

Fazit:

Nach heutigem Wissensstand besteht ein klarer Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Uranmunition und dem Auftreten von karzinogenen, mutagenen und teratogenen Effekten.
DU sollte, weltweit geächtet werden, betroffene Regionen dekontaminiert und die Verantwortlichen sollten sich vor einem internationalen Gerichtshof zu verantworten haben.

Vier Gründe, warum der Einsatz von DU-Waffen gegen die UN-Menschenrechtskonvention verstösst – ein Legalitätstest für Waffen nach internationalem Recht:
• Zeitliches Kriterium – Waffen dürfen nicht weiterwirken nach der Schlacht.
• Umweltkriterium – Waffen dürfen nicht übermässig schädlich für die Umwelt sein.
• Territoriales Kriterium – Die Wirkung der Waffen muss auf das Schlachtfeld begrenzt sein.
• Humanitätskriterium – Waffen dürfen nicht auf unmenschliche Weise töten oder verwunden.
Karen Parker, die Anwältin für internationale Menschenrechte, hat festgestellt, dass DU-Waffen alle vier Kriterien für legale Waffen nach internationalem Recht verletzen und dass sie darüber hinaus illegal sind, weil sie chemische (Gift-)Waffen darstellen. Nach langen Bemühungen von Karen Parker entschied eine Unterkommission der UN-Menschenrechtskommission 1996, dass DU eine Massenvernichtungswaffe ist und nicht verwendet werden sollte.

Über Uranmunition wird in der deutschen Medienlandschaft seit 2001 faktisch nicht mehr berichtet, umso wichtiger ist es das Thema wieder ins Bewußtsein der Öffentlichkeit zu bringen.
Ganze Länder werden für zukünftige Generationen unbewohnbar, der Einsatz von Uranmunition ist ein schleichender Völkermord!

Die Internationale Koalition zur Ächtung von Uranwaffen(ICBUW) ruft am 6. November 2009
zu einem weltweiten Aktionstag auf. beteiligt Euch, werdet kreativ.
www.bandepleteduranium.org/en/a/285.html

Ein guter Film zum Thema Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra
http://video.google.de/videoplay?docid=8192977154296057254#

Quellen:

http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/weitere-texte/dossier-uranwaffen/

Chromosome aberration analysis in peripheral lymphocytes of Gulf and Balkans war veterans
H.Schröder, A.Heimers, R.Frentzel-Beyme, A.Schott and W.Hoffmann
Radiation Protection Dosimetry, 103:211-219 (2003)

IPPNW-Kongress 2004: Atomwaffen & Atomenergie in einer Dr. med. Angelika Claußen
Die Kontroverse um Depleted Uranium –Abgereichertes Uran

Völkerrecht und moderner Krieg
Das veränderte Schlachtfeld und Depleted Uranium
von H. Rosalie Bertell, Ph. D., G.N.S.H., Kanada

www.arge-ja.at/uranmunition.html

Wikipedia

www.uraniumweaponsconference.de

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