Verhaftungen in Griechenland

Den ersten Informationen zu Folge, werden die verhafteten AnarchistInnen in Athen (Griechenland) beschuldigt, eine Vielzahl von Anschlägen verübt zu haben. Vier befinden sich momentan im Knast, sechs sind untergetaucht.Weitere hier schon im Vorfeld veröffentlichten Artikel: Anarchist Arsonists (29.8.), Bombenanschlag in Athen und Thessaloniki (2.9.), Strassenschlacht in Athen (4.9.), Weitere Riots in Athen (5.9.), Athen: Demo vs. Polizeigewalt eskaliert (25.9.)Indymedia Athen

In den Abendstunden des 23. September wurden in Athen fünf junge Menschen im Alter von 20 und 21 Jahren unter dem Antiterrorgesetz verhaftet. Die Antiterroreinheiten der griechischen Polizei stürmte ein Haus in Halandri, einer Mittelklassewohngegend im Norden von Athen, im Zusammenhang mit Ermittlungen aufgrund von anarchistischen, militanten Angriffen auf Staat und Kapital. Das Haus wurden seit längerer Zeit beobachtet, da es Verbindungen zu „anti-autoritären und anarchistischen Angriffen“ geben soll und das Haus als geheimer Unterschlupf dienen sollte, es wurden angeblich Materialien gefunden, mit welchen sich Zünder und Sprengvorrichtungen bauen lassen. Von sechs weiteren Personen wurden Fingerabdrücke im Haus gefunden, die Beschuldigten konnten sich aber der Verhaftung entziehen und sind untergetaucht. Einer der fünf Festgenommen wurde später wieder entlassen, die anderen wurden angeklagt unter der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Beschaffung und Besitz von explosiven Materialien, Herbeiführen von Explosionen und Gefährdung von Menschenleben, schwerer Diebstahl, sowie kleinerer Vergehen wie Verstöße wegen Sylvesterknallern und anderem. Sie befinden sich im Knast und müssen sich am morgigen Dienstag vor dem Haftrichter verantworten, welcher über die Untersuchungshaft entscheiden wird. Bis jetzt haben sie jede Kooperation mit den Repressionbehörden abgelehnt und die Vorwürfe zurückgewiesen. Sie sollen Teil der „Conspiracy of the Cells of Fire“ sein. In den Medien wurden die Fotos und Namen der vier veröffentlicht, sowie Steckbriefe der Untergetauchten. Bei einem der Verdächtigen soll es sich um einen 25-Jährigen handeln, der bereits in der Vergangenheit als mutmaßliches Mitglied der Terrorgruppe „Sekte der Revolutionäre“ unter Polizeiverdacht stand.
Die Anklage wegen des Herbeiführens von Explosionen resultiert aus den Angriffen auf das Haus des ehemaligen Staatssekretärs im Innenministerium Panayiotis Hinofotis am 12. Juli, auf das Gebäude des Ministeriums für Makedonien und Thrakien am 2. September in Thessaloniki und die Explosion im Eingangsbereich des Apartments des ehemaligen Ministers der oppositionellen PASOK Gerassimos Arsenis und seiner Frau, der Verantwortlichen für Wirtschaftsangelegenheiten der PASOK Louka Katseli, in Kolonaki, einem Stadtteil von Athen, am Mittwoch den 23. September.

Am Freitag Abend gab es eine erste Reaktion auf die Verhaftungen. Die Polizeisperren um den Athener Stadtteil Exarchia wurden durchbrochen und die Hauptzentrale von PASOK, der sozialdemokratischen Partei, eines der momentan am bestbewachtesten Gebäude des Landes, mit Molotovcocktails und Steinen angegriffen. Während des Angriffes fing auch ein Fahrzeug des Fernsehen Feuer und brannte aus. Daraufhin wurde das Gebäude evakuiert, es gab keine Verhaftungen, die Leute zogen sich hinter brennende Barrikaden zurück.

Am 4. Oktober werden in Griechenland vorgezogenen Parlamentswahlen stattfinden, der amtierende Ministerpräsident Kostas Karamanlis sah sich zu diesem Schritt gezwungen, nachdem im Zuge der wirtschaftlichen Krise die Popularität immer weiter sank und sich unter den Bevölkerung Missstimmung breit machte. Mit den Verhaftungen nur wenige Tage vor der Wahl möchte die Regierung ihre Stärke und Entschlossenheit im Kampf gegen alle, die sich gegen die herrschende Ordnung aus Staat und Kapital stellen beweisen. Für den Wahltag wird mit vielseitigen Vergeltungsaktionen von Seiten der AnarchistInnen gerechnet.

Update zu den Verhaftungen in Griechenland

Am Dienstag und Mittwoch gab es die Haftprüfungen, in welchen entschieden wurde, dass drei der vier Inhaftierten in Untersuchungshaft gehen und die weibliche Gefangene auf Kaution und unter Auflagen entlassen wird. Sie darf das Land nicht verlassen, trotz der Tatsache, dass sie in London studiert, und muss sich zweimal im Monat auf der lokalen Bullenwache melden. Die anderen sitzen jetzt in Untersuchungshaft, die in Griechenland bis zu 18 Monate dauern kann, einer davon ist ihr Freund, mit der exakt gleichen Anklage.

Für die sechs weiteren Beschuldigten wurden Haftbefehle ausgestellt und das alles, obwohl noch keine Beweise von Seiten der Bullen vorgelegt wurden. Das ganze wird mit dem Antiterrorgesetz gerechtfertigt, welches Inhaftierungen, trotz fehlender Beweise erlaubt. Die Anklagen lauten auf Mitgliedschaft in einer Stadtguerilla-Gruppe und Beteiligung an den drei Anschlägen am 12. Juli, 2. und 23. September.

150 bis 200 Personen versammelten den Tag über sich in Solidarität vor dem Büro des ermittelnden Richters. Die ganze Geschichte ist sehr stark in den Medien, wie nicht anders zu erwarten war in einer sehr voreingenommenen Sichtweise. Die vier werden als Gruppe von TerroristInnen gezeichnet, und dass obwohl es bis jetzt keine Beweise gibt, für die Strafverfolgung der vier Beschuldigten und der sechs Gesuchten.

Auf der Website der Kandidatin für die in wenigen Tagen stattfindenden Parlamentswahlen, Louka Katseli, vor ihrer Wohnung war am 23. September ein Brandsatz gezündet worden, woraufhin die Festnahmen vorgenommen wurden, erschien Anfang der Woche ein Statement, dass die Verhaftungen ein Wahlkampftrick der Regierung sei. Nach großer medialer Empörung, fanden die Bullen heraus, dass die Seite von Hackern über einen Server aus den USA manipuliert wurde.

Die drei Inhaftierten und die weiteren Beschuldigten brauchen unsere Solidarität. Lasst sie nicht allein in den widerwärtigen Krallen des Staates und verhaltet euch dementsprechend.

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