Uruguay: Ehemaliger Widerstandskämpfer wird Präsident

José „Pepe“ Mujica gewinnt die Stichwahl in Uruguay. Linkstrend fortgesetzt

Von Steffen Lehnert, Montevideo

amerika21.de

Ehemaliger Widerstandskämpfer wird Präsident Trotz des Regens: Hunderttausende feierten in Montevideo

Montevideo. Der 74jährige Politiker José „Pepe“ Mujica vom Linksbündnis Frente Amplio (FA) ist neuer Präsident Uruguays. Nach Auszählung von 75 Prozent der Stimmen lag der ehemalige Widerstandskämpfer gegen die Diktatur mit rund 52 Prozent der Stimmen deutlich vor seinem konservativen Kontrahenten Luis Alberto Lacalle, auf den zu diesem Zeitpunkt 43 Prozent entfielen. Etwa vier Prozent enthielten sich der Stimme. Wenig später wurde der Sieg von Mujica bestätigt. Er wird demnach dem Amtsinhaber Tabaré Vázquez, der ebenfalls der FA angehört, am 1. März kommenden Jahres ablösen. Vizepräsident wird der bisherige Wirtschaftsminister Danilo Astori, der eher zum konservativen Flügel innerhalb der FA gehört. Im ersten Wahlgang vor einem Monat hatte das Linksbündnis bereits die absolute Mehrheit in beiden Kammern erreicht.

Vor hunderttausenden feiernden Anhängern sprach Mujica seinen Dank aus und gelobte: „Das Herz der Macht ist in den großen Massen. Ich habe ein Leben gebraucht, um das zu lernen und dafür danke ich.“

Mujica verfügt nicht über die typische Biografie eines Präsidenten: So war er ab den 1960er Jahren Mitglied der Tupamaros, der uruguayischen Stadtguerilla. Er überlebte – getroffen von sechs Kugeln – ein Feuergefecht und verbrachte 15 Jahre im Gefängnis, davon elf Jahre in Isolationshaft. Nach der Diktatur (1973-1985) war er Gründungsmitglied des politischen Arms der Guerilla, der Partei MPP, die sich der Frente Amplio anschloss. Seit 1994 war er Abgeordneter und seit der letzten Regierung 2004 war er Landwirtschaftsminister. Im politischen Alltag fällt er zudem durch seine rustikale Art auf, so lebt er immer noch auf einem kleinen Bauernhof zusammen mit seiner Lebensgefährtin Lucía Topolansky, ebenfalls Abgeordnete der FA.

Die Wahlbeteiligung war mit 90 Prozent wider Erwarten hoch. Zuvor war es zu Überschwemmungen im Norden des Landes gekommen, Tausende mussten evakuiert werden. In Uruguay herrscht Wahlpflicht, Nichtwähler werden mit einer Geldstrafe belegt.


Foto: Steffen Lehnert

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