Israel hält 682 Aktivisten aus 37 Ländern gefangen

Die israelische Tageszeitung Haaretz veröffentlichte am Mittwoch Zahlen, wonach die israelische Regierung über 680 Besatzungsmitglieder der sechs gekaperten Solidaritätsschiffe illegal gefangen hält. Unter den Gefangen aus 37 Ländern befinden sich auch elf Deutsche und mindestens drei ISM-Mitglieder.

Die Menschen werden seit Montag gefangen gehalten, als Spezialeinheiten der israelischen Armee sechs Schiffe, die sich in internationalen Gewässern befanden und Hilfsgüter in das belagerte Gaza bringen wollten, stürmten und dabei bis zu 19 Menschen töteten. Unter ihnen befanden sich auch mehrere Abgeordnete europäischer Parlamente, Journalisten, ein ehemaliger amerikanischer Irak-Botschafter und eine Friedensnobelpreisträgerin.

Der Großteil der Menschenrechtsaktivisten wurde in ein Verhörzentrum in der Negev-Wüste gebracht. Der Zugang zu Anwälten und jeglicher anderer Kontakt zur Außenwelt wurde ihnen verwehrt. Sharyn Lock, Gründungsmitglied der Free Gaza Bewegung, zeigte sich gegenüber ISM tief besorgt: „Ich weiß, dass Israel regelmäßig Zivilisten sterben lässt, ohne ihnen Zugang zu medizinischer Hilfe zu ermöglichen. Es ist bedauernswert, dass Familien und Freunden der Kontakt und jegliche Informationen verweigert wird.“

An Bord der Free Gaza Flotille befanden sich auch die ISM-Aktivisten Theresa MacDermott aus Schottland, Ewa Jasiewicz aus Polen und Caoimhe Butterly aus Irland. Auch ihr Schicksal ist bisher unklar. Die kanadische ISM-Aktivistin und ehemaliges Besatzungsmitglied der Free Gaza Flotitlle kommentierte aus Gaza: „Wir sind alle gewaltlose Aktivisten, die schon persönlich unter israelischen Beschuss geraten sind und viele von uns wurden verwundete oder inhaftiert. Es ist üblich für die israelische Armee, mit scharfer Munition auf unbewaffnete Zivilisten – sowohl auf Palästinenser als auch auf Ausländer – zu schießen.“

Ein der bereits freigelassenen Aktivisten, der kuwaitische Anwalt Walid Al-Tabtabai berichtete über seine Zeit in Gefangenschaft: „Sie waren brutal und arrogant, aber unsere Botschaft hat jeden Winkel der Erde erreicht: Die Blockade Gazas ist unrecht und sollte unverzüglich beendet werden.“ Israelische Behörden hätten den Aktivisten zudem Nahrung, Wasser, Schlaf und den Zugang zu sanitären Einrichtungen verweigert.

Die israelische Regierung kündigte unterdessen an, im Laufe des Tages soll den Großteil der Gefangen aus Israel zu deportierten. Mehrere Sondermaschinen aus verschiedenen Ländern landeteten bereits am Flughafen Ben Gurion.

Die Gefangenenliste (veröffentlicht vom israelischen Innenministerium)

Australien: 3
Azerbaidschan: 2
Italien: 6
Indonesien: 12
Irland: 9
Algerien: 28
USA: 11
Bulgarien: 2
Bosnien: 1
Bahrain: 4
Belgien: 5
Deutschland: 11
Südafrika: 1
Niederlande: 2
Vereinigtes Königreich: 31
Griechenland: 38
Jordanien: 30
Kuwait: 15
Libanon: 3
Mauritanien: 3
Malaysia: 11
Ägypten: 3
Mazedonien: 3
Marokko: 7
Norwegen: 3
Neuseeland: 1
Syrien: 3
Serbien: 1
Oman: 1
Pakistan: 3
Tschechien: 4
Frankreich: 9
Kosovo: 1
Kanada: 1
Schweden: 11
Türkei: 380
Jemen: 4

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