90 Prozent der weltweit getöteten Gewerkschafter wurden 2009 in Lateinamerika ermordet
amerika21.de
Genf. Nach einem aktuellen Bericht des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) ist Lateinamerika der gefährlichste Kontinent für Arbeitervertreter. Alleine in Kolumbien ereigneten sich fast die Hälfte aller registrierten Morde an Gewerkschaftern. Unter der Regierung von Àlvaro Uribe wurden im vergangenen Jahr 48 Gewerkschafter umgebracht, heißt es in dem Bericht, der am vergangenen Mittwoch während einer Konferenz der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf veröffentlicht wurde. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der Ermordeten weltweit demnach um 30 Prozent auf 101 registrierte Fälle.
“Kolumbien war wieder das Land, in dem der Einsatz für die grundlegendsten Arbeiterrechte häufiger als irgendwo anders zum Tod führt, auch wenn die Public-Relation-Maschine der Regierung etwas anderes behauptet“ erklärte IGB-Generalsekretär Guy Rider. Mit großem Abstand folgen die anderen neoliberalen Regime der Region: In Guatemala wurden 16 Gewerkschafter ermordet und in Honduras verloren nach dem Putsch 12 Gewerkschafter das Leben. Mexiko folgt mit 6 Todesopfern. Auch bei Drohungen und anderen Einschüchterungen liegen Kolumbien und Guatemala an der Spitze der Negativskala. Der Bericht kritisierte ein „Klima extremer Gewalt“ in Lateinamerika.
Während in Genf der IGB-Bericht vorgestellt wurde, ließ der Konzern British Petroleum (BP) in Kolumbien einen Streik der Erdölarbeiter vom Militär beenden. In der Provinz Casanare besetzten bewaffnete Einheiten des kolumbianischen Heeres die Förderanlagen und beendeten so einen seit Januar anhaltenden Arbeitskampf. Die Gewerkschaft USO warf BP wiederholte Menschenrechtsverletzungen und den Aufbau von Privatarmeen vor. Die kolumbianische Regierung und der Konzern BP führten einen gewalttätigen Kampf gegen die grundlegendsten Rechte der Belegschaft, so die USO in einer Pressemitteilung.