Es gibt nicht wenige Adjektive, die von der internationalen Presse benutzt werden, um den Angriff der israelischen Streitkräfte auf die “Freedom Flottille” zu beschreiben. Abgesehen von einigen hartnäckigen Medien, die weiterhin die Opfer für schuldig und die offizielle Version des israelischen Staates für richtig halten, wird diese Schandtat von der Weltöffentlichkeit jedoch heftig verurteilt. Eine andere Sache sind die internationalen Institutionen, die sich unter dem Schutz einer neutralen Sprache die Hände rein waschen und Angst haben, Israel als praktizierender Staatsterrorist zu klassifizieren.
Israel überschreitet seit Jahrzehnten jegliche Grenzen und die Menschenrechte sowohl in seinem Hoheitsgebiet als auch in Gaza und im Westjordanland und hat mit dem Piratenangriff in internationalen Gewässern eine neue Front eröffnet. Dieses Mal kan die Gewalt nicht mittels Verweis auf die palästinensich-islamistischen Radikalen von Al Qaida gerechtfertigt werden. Die Toten und Verletzten sind Bürger der Türkei und anderer Staaten.
Es gibt keine Ausreden. Niemand, der einen normalen Verstand hat, stimmt zu, dass die Flotte Waffen für Hamas transportierte, damit sie gegen die israelische Bevölkerung eingesetzt werden. Es gibt genügend gegenteilige Beweise, die versichern, dass die Flotilla Lebensmittel, Medikamente und andere Versorgungsgüter nach Gaza transportierte, um dieser unmenschlichen Blockade die Stirn zu bieten.
Die Blockade führt zu Stromausfällen, Wassermangel, Mangel an Grundnahrungsmitteln und Medikamenten, Mangel an Baumaterialien, Zement und verhindert unter anderenm Schulen zu bauen und nach den Bombenanschlägen von 2009 die Häuser zu sanieren. Aus diesem Grund versuchte die „Freedom-Flotille“ humanitäre Hilfe für die palästinensische Bevölkerung zu liefern.
Man kann es einen Atemhauch inmitten der Strangulierung und Belästigung am Rande des internationalen Rechts nennen. Eine Tat des Ärgers, der Tapferkeit und Würde. Die Kaperung in internationalen Gewässern sollte als Teil einer mittel-und langfristig militärischen Strategie interpretiert werden, die weder an Frieden mit noch der Anerkennenung eines palästinensischen Staates interessiert ist.
Solange die jüdische Lobby weiterhin für den Zugang zur Präsidentschaft der USA entscheidend ist, solange fühlt sich Israel geschützt und tut als besäße es eine Blankovollmacht. Wir dürfen auch nicht vegessen, dass sich Israel für die NATO und Westeuropa als strategischer Verbündeter im Terrorkampf gegen Al Qaida und den radikalen Islam betrachtet.
Solange diese Situation andauert, solange wird Isrsael die palästinensische Bevölkerung massakrieren. Stets geschützt durch die historische Schuld des Holocaustes werden die palästinensischen Toten Teil der Rechnung sein, die Israel mit der Welt hat. Mit diesem Argument wird es auch weiterhin das palästinensische Volk töten, bis es vernichtet ist. Der umgekehrte Holocaust. Die Endlösung wird für jene zum Argument, die einmal Opfer waren und heute die Täter sind. Unter dem zionistischen Schutzschirm praktiziert Israel Völkermord, Terrorismus und Menschenrechtsverletzung.
Israel muss aus Würde und Anstand als ein terroristischer Staat bezeichnet werden. Die ist keine Frage von Antisemitismus. Hier passen nicht die Argumente von Hannah Arendts “Elemente und Ursprüne totaler Herrschaft” sondern eher die Visionen von Zigmunt Bauman in “Modernität und Holocaust”. Würden wir nicht über Israel sprechen, dann wäre ich überzeugt davon, dass der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen Israel bereits verurteilt sowie politische Sanktionen verhängt hätte.
Mit diesem Verhalten macht die UNO es Israel jedoch leicht, diese vernichtenden Aktionen gegen das palästinensische Volk fortzusetzen. Wenn wir von einer Kaperung in internationalen Gewässern nahe der Küste Somalias hörten, dann würden wir von Entführung und Piraterie sprechen, dafür Erklärungen verlangen und sofort Truppen entsenden, die die in Gefahr geratenen Schiffe schützen. Vielleicht ist es Zeit geworden in diese Richtung zu gehen. Die neuen Versuche der Flotten mit humanitärer Hilfe sollten durch die Blauhelme der UNO begleitet werden. Das ist die einzige Möglichkeit die Akte der israelische Armee, die die Menschlichkeit beschämen und in Frage stellen, zu verhindern.
Der spanischsprachige Originalartikel von Marcos Roitman Rosenmann erschien am 14. Juni 2010 in der mexikanischen Tageszeitung La Jornada.
Übersetzung: Ingrid Schiefegger (ISM) / Bild: Carlos Latuff