2000 Leichen im Süden Kolumbiens

Öffentliche Anhörung in La Macarena zu mutmaßlichem Massenmord der Armee. Staatsanwaltschaft zurückhaltend

Von Hans Weber

amerika21.de

Bogota. Rund 200 Kilometer südlich von Bogotá im Gemeindebezirk La Macarena liegen die Reste von 2000 Menschen verscharrt. Das bestätigt nach Angaben des Senators Iván Cepeda vom Donnerstag der Bericht einer staatlichen Aufsichtsbehörde.

Am selben Tag fand in La Macarena eine öffentliche Anhörung zur katastrophalen Menschenrechtssituation in der Region statt. Über 20 europäische Parlamentarier und Gewerkschaftler, kolumbianische Senatoren der Opposition wie Piedad Córdoba und Iván Cepeda, zahlreiche Menschenrechtsorganisationen und circa 800 lokal ansässige Landarbeiter verfolgten die Aussagen von einigen Opfern. Diese erzählten, wie ihre Familienangehörigen von der Armee getötet und dann als „Guerilla-Kämpfer“ in La Macarena verscharrt worden sind.

Die Existenz der Massengräber in La Macarena wird seit 2009 durch kolumbianische und europäische humanitäre Kommissionen angeklagt. Für die Tageszeitung Público beschrieb der Jurist Jairo Ramírez im Dezember die „Unzahl von weißen Holzschildern“ auf den Gräbern „mit der Inschrift ‚unbekannter Name‘ mit Daten von 2005 bis heute“.

Seit 2004 führen 20.000 Soldaten der kolumbianischen Armee in der Region massive militärische Operationen durch. Erklärtes Ziel ist die FARC-Guerilla, doch auch soziale Organisationen des Gebietes werden von den „mobilen Brigaden“ der Streitkräfte verfolgt. Innerhalb der 85.000 Quadratkilometer, wo das Militär zuerst im Rahmen der „Operation Omega“ operiert, befinden sich wichtige Ressourcen wie Erdöl, Wasser und Gas, die zum Teil schon von Unternehmen wie der Occidental Petroleum Company und der Haken Energy Corporation ausgebeutet werden.

Militär und Regierung leugnen die Existenz von Massengräbern mit den Leichen von Zivilisten. Sie versichern, dass es sich allein um getötete Guerillakämpfer handele. Die Leichen seien vom Militär ohne die gesetzliche Prozedur in einem von ihnen kontrollierten Grundstück begraben worden, erklärte dagegen Cepeda. Bisher hat die Staatsanwaltschaft keine hinreichenden Untersuchungen aufgenommen.

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