Gedenken an Putsch in Honduras

Widerstandsfront erinnert an den Sturz der letzten demokratischen Regierung. Aktionen weltweit

Von Harald Neuber

amerika21.de

Gedenken an Putsch in Honduras Protest der FNRP im Mai

Tegucigalpa. Ein Jahr nach dem Staatsstreich gegen die letzte demokratisch gewählte Regierung des Landes ist Honduras nicht zur Normalität zurückgekehrt. Am heutigen Jahrestag des Umsturzes demonstrieren zehntausende Menschen in dem mittelamerikanischen Land gegen das herrschende Putschregime, das mit zunehmender Brutalität gegen Aktivisten der Demokratiebewegung vorgeht. Parallel zu den Aktionen im Land finden weltweit Proteste und Mahnwachen statt.

Politiker und Unternehmer der Oberschicht hatten am 28. Juni gegen die Regierung von Präsident Manuel Zelaya geputscht und den Politiker der Liberalen Partei außer Landes geschafft. Sie verhinderten so eine Abstimmung über eine verfassunggebende Versammlung, mit der das Grundgesetz reformiert und sozialer gestaltet werden sollte. Die aktuelle Verfassung wurde 1982 während einer Diktatur von Mitgliedern der Oberschicht verfasst.

Für den heutigen ersten Jahrestag des Putsches hat die Nationale Front des Volkswiderstandes (FNRP), das zentrale Bündnis der Demokratiebewegung, zu zahlreichen Aktionen aufgerufen. „Die geplanten Aktivitäten reichen von Happenings bis hin zu Mahnwachen und Demonstrationen“, sagte gegenüber amerika21.de Edgar Soriano, der Europa-Sprecher der FNRP.

Für Alarmstimmung sorgte die Meldung von der Festnahme führender Aktivisten. So wurde die bekannte Menschenrechtsverteidigerin Bertha Cáceres von der Organisation COPINH in der Nacht im Verwaltungsbezirk La Esperanza festgesetzt. Nach Informationen der Widerstandsfront kam sie nach mehreren Stunden wieder frei. Die Armee beschlagnahmte jedoch mehrere Unterschriftenlisten für die Einberufung einer verfassunggebenden Versammlung. Dies ist nach wie vor ein Hauptziel der Demokratiebewegung.

Mit Sorge wird ein Jahr nach dem Putsch, der auch von der deutschen FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung verteidigt wird, die zunehmende Gewalt von Staatsorganen gegen Kritiker beobachtet. Nach Angaben der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina wurden unter der Herrschaft von Diktator Roberto Micheletti 4.200 Menschenrechtsverletzungen registriert. 40 Putschgegner fielen politischen Morden zum Opfer. Seit der Regierungsübernahme durch den aktuellen Machthaber Porfirio Lobo wurden nach Angaben der gleichen Quelle 700 Menschenrechtsverletzungen und 21 politische Morde gezählt.

„Der Staatsstreich war nicht nur eine Tragödie für Honduras, sondern für die Demokratie in ganz Lateinamerika“, sagte gegenüber Prensa Latina der gestürzte Präsident Manuel Zelaya, der im costaricanischen Exil lebt. Juan Barahona, Koordinator der Widerstandsfront, erinnerte an den Staatsterror unter den Putschisten. Zugleich zeigte er sich zuversichtlich: „Der Widerstand im vergangenen Jahr hat die Einheit des Volkes gestärkt“.


Bildquelle: flickr.com/FNRP

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