Straßburg: zehntausende Kurd_innen für Öcalan

Zehntausende Kurdinnen und Kurden sind am Samstag im französischen Straßburg für die Freiheit des seit 12 Jahren inhaftierten ehemaligen PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalans auf die Straße gegangen. Sie erinnerten mit der Großdemonstration, zu der Kurdinnen und Kurden aus ganz Europa angereist waren, an die Entführung Öcalans durch türkische Geheimdienstagenten aus der griechischen Botschaft in Kenia am 15.Februar 1999.
Dieser „schwarze Tag“ für die kurdische Bewegung war nur möglich durch internationale Zusammenarbeit verschiedener Staaten mit dem Ziel die kurdische Befreiungsbewegung zu erschlagen. Nachdem die Türkei ihren Nachbarn Syrien im Sommer 1999 mit Krieg gedroht hatte musste Öcalan im Herbst 1999 sein bisherigen Asylland verlassen und flog nach Europa um dort Unterstützung für eine diplomatische Initiative zur friedliche Lösung der kurdischen Frage zu suchen. Die europäischen Regierungen hatten jedoch kein Interesse an einem solchen Prozess und unterstützen stattdessen ihren türkischen NATO-Partner bei dem Plan Öcalan als Geisel für die kurdische Bewegung zu nehmen und an ihn ein Exempel zu statuieren. Nachdem kein europäisches Land Öcalan aufnehmen wollte, wurde dieser vom griechischen Geheimdienst unter Vorspieglung falscher Tatsachen in die griechische Botschaft in Kenia gebracht. Er befand sich auf dem Weg nach Südafrika um dort Asyl zu beantragen als die griechischen Behörden ihn den türkischen Geheimdienstagenten auslieferten. Seitdem sitzt er unter miserablen Haftbedingungen auf der Gefängnisinsel „Imrali“. 10 Jahre lang war er dort der einzige Gefangene und unterlag der als „weißen Folter“ bekannten Isolationshaft. Diese Entführung wurde von vielen Kurdinnen und Kurden – auch Kritikern der PKK – als Angriff auf Sie verstanden und löste weltweit massive Proteste aus.

Um ihre Unterstützung für den Politiker Öcalan zu zeigen und ein Ende der Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung in der Türkei, Iran, Irak und Syrien zu fordern versammeln sich seit 2000 jedes Jahr zehntausende Menschen im französischen Straßburg zu einer der zentralen kurdischen Großdemonstration außerhalb Kurdistans. Auch dieses Jahr zogen wieder bis zu 30 000 Menschen durch die französische Grenzstadt und nahmen anschließend an einem Kulturfestival für Öcalan teil. Während in der BRD die Arbeiterpartei PKK verboten ist, so kann sie in Frankreich mit ihren Fahnen und Symbolen auf Demonstration offen auftreten. So prägten tausende Fahnen der PKK und ihrer verschiedenen Vorfeldorganisationen bzw der mit ihr verbunden Organisationsansätzen das Bild der Demonstration.

Mit Transparenten wie „Gestern Tunesien, Heute Ägypten, Morgen Kurdistan“ wurde Bezug auf die aktuellen Revolten in Nordafrika genommen. Auffällig und positiv war der grosse Beteiligung von Jugendlichen an der Demonstration. Im hinteren Teil der riesigen Umzuges fand sich auch ein Block von deutschen Antifas, kurdischen Jugendlichen und türkischen Kommunisten. Angeführt wurde dieser Block von einer Gruppe Namens „Antifa Genclik International“ die mit einem Transparent „Ob in Dresden oder Kurdistan – Schulter an Schulter gegen Faschismus“ auf die Proteste gegen den Naziaufmarsch in Dresden nächster Wochenende Bezug nahm. Trotzdem beteiligten sich leider insgesamt nur weniger nicht-kurdischstämmige Menschen an der Demonstration. Auffällig ist auch das die Demo in der deutsche noch die französische Presse praktisch totgeschwiegen wird – trotz einer Beteiligung von mehreren tausend Menschen.

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