Istanbul: Gegen die Häuserabrisse

Die Mitglieder der Volksfront versammelten sich am Freitag, den 11. Februar um 13:30 Uhr vor der Stadtverwaltung in Sarachane/Istanbul, wo sie Tansparente mit der Aufschrift „Wohnen ist ein Recht. Es ist unser Recht unsere Wohnungen zu verteidigen, Wir werden Widerstand leisten und siegen“ und „Sie wollen 1 Million Häuser abreißen, wir werden sie nicht abreißen lassen“ öffneten. Während der Aktion wurden rote Fahnen geöffnet.
In der Presseerklärung hieß es: „Wir sind nicht ausweglos, wir sind keine Besatzer, wir sind das Volk, wir haben Arbeit geleistet, wenn wir uns vereinen und Widerstand leisten, werden wir siegen. Wir verteidigen keine Gecekondus (über Nacht gebaute Häuser/Baracken), sondern unser Wohnrecht. Die arme Bevölkerung lebt unter den miserabelsten Bedingungen. Im Durchschnitt gibt es nur 5% Wohnungen mit Erdgas, Warmwasseranschluss, Aufzug und Feuerleiter. Infolgedessen gibt es in diesem Land eine Minderheit von 5%, die bequem lebt, eine Mehrheit von 95% muss unter dem normalen Lebensstandard wohnen.

Es gibt keinen anderen Weg, als Widerstand zu leisten. Die einzige Lösung ist der Widerstand. Vergessen wir nicht, dass es das Volk ist, das auf diesem Grundstück lebt, dafür gearbeitet hat und es wertvoll gemacht hat. Was auch immer die Gesetze dieses Systems sagen, es ist das natürlichste und legitimste Recht des Volkes, für die Werte, die es selbst erschaffen hat zu kämpfen. Die Armen sollten im Widerstand gegen die Abrisse mindestens so mutig sein wie die Räuber. Die Räuber sollen bei ihrer Aggression mit dem legitimsten Recht des Volkes konfrontiert werden, der Waffe des Widerstands. Es ist kein Verbrechen, gegen die Abrisse Widerstand zu leisten, sondern ein Recht. Es gibt keinen anderen Weg, als die Waffe des Widerstands zu ergreifen. Die Armen haben auch keine andere Wahl, als sich zusammenzuschließen, Einheit ist ihre einzige Stärke. Deshalb erklären wir: ‚Unsere Stärke gegen die Häuserabrisse ist unsere Einheit. Es ist unser vereinter, organisierter Widerstand, der die Häuserabrisse aufhalten wird.“

Anschließend sprachen Mitglieder der Band ‚Grup Yorum‘: „Es sind die Monopole, die die Häuser der Bevölkerung niederreißen. Es sind jene, die die Bevölkerung ausbeuten. Eigentlich sollten die Wolkenkratzer der Bourgeoisie abgerissen werden. In jedem Stockwerk dieser Wolkenkratzer steckt die Arbeit der verunglückten ArbeiterInnen, die Arbeit der armen Bevölkerung. Wir werden uns organisieren und vereinen. Keine Kraft kann uns von unseren Häusern entfernen. Keine Kraft kann uns von unserem eigenen Boden vertreiben. Wir singen unsere Lieder für die Einheit und die Stärke des Volkes.“ Nach der Rede sang die Musikgruppe gemeinsam mit der Menschenmenge im Chor ihre Marschlieder „Insan Pazari“ (Menschenmarkt) und „Hakliyiz Kazanacagiz“ (Wir sind im Recht, wir werden siegen).

Im Anschlus an Grup Yorum hielt ein Bewohner des Stadtteils Ciftehavuzlar eine Rede, in der er sagte: „Als wir unsere Gecekondus gebaut haben, gab es keinen Strom, kein Wasser, keine Straßen. Wir sind gekommen, um unsere Kinder zu ernähren. Jetzt wollen sie uns in noch ländlichere Gebiete schicken. Der Mensch hat ein Recht auf Leben, auf Unterkunft. Sind diese Menschen nun etwa Besatzer? Jene, die Bäume fällen und Villen darauf bauen sind Besatzer. Wenn wir unsere Rechnungen bezahlen sind wir BürgerInnen, abrer in unseren Häusern sind wir Besatzer.“

Ein Teilnehmer aus dem Stadtteil Kücükcekmece beendete seine Rede mit den Worten: „Ich bin stolz darauf, an eurem gerechten Kampf teilzunehmen“.

Zuletzt sprach ein Teilnehmer aus Tozkoparan: „Ich wohne in einer Gemeindewohnung. Meine Wohnung ist kein Gecekondu. Sie wollen mein Viertel einzig und allein aus Profit niederreißen. Auch wenn sie mir ein neues Haus geben, ich weiß, dass ich unter jeder Bedingung Schaden davontragen werde. Ich werde ihnen nicht einmal einen Baum überlassen. Dafür bin ich bereit, alles zu tun.“

An der Aktion, die um 14:00 Uhr begann und bei der die Parolen „Unsere Stärke gegen die Häuserabrisse ist unsere Einheit“, „Wir sind keine Besatzer, dieses Land gehört uns“, „Die Volksfeindin AKP wird Rechenschaft vor dem Volk ablegen“, „Wer reißt ab, die AKP, wer raubt, die Monopole; werden wie das zulassen, Nein!“ und „Wir werden im Widerstand siegen“ gerufen wurden, nahmen 250 Menschen teil. Sie endete um 15:00 Uhr.

Am Ende der Aktion wurde zur Fackeldemo am Sonntag, den 13. Februar in Okmeydani aufgerufen.

(Quelle: http://halkinsesi.tv/index.php/deutsch.html)

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