Massen gedenken Putschversuch in Venezuela

Größte Demonstration in Caracas seit Jahren feiert die Zurückschlagung des Putsches gegen Hugo Chávez 2002

Von Eva Haule, Caracas

amerika21.de

Caracas. Am Mittwoch endeten in Venezuela die dreitägigen Gedenkveranstaltungen zum Putschversuch gegen die Regierung von Präsident Hugo Chávez vor neun Jahren. Auf der Plaza Venezuela, dem Venezuela-Platz im Zentrum der Hauptstadt Caracas, versammelten sich schon am Morgen tausende Menschen. Nach ersten Ansprachen bewegte sich eine der größten Demonstrationen der letzten Jahre in Richtung des Präsidentenpalastes Miraflores. Die Veranstaltung wurde zur Feier des „Sieges der Volksmassen“ am 13. April 2002. Damals brachten eine Massenmobilisierung von Anhängern der Bolivarischen Revolution und loyale Teile der Streitkräfte den Putschversuch rechter Politiker, Militärs, Unternehmer und Medien zum Scheitern.

Ein starkes Signal an Akteure, die erneut an einen Putsch denken könnten, war die zahlreiche Beteiligung der Bolivarischen Milizen. Während deren Teilnahme schon bei früheren Kundgebungen zum gewohnten Bild gehörte, schlossen sich dem Demonstrationszug dieses Mal weit über 10.000 bewaffnete Milizionäre an.

Zur Abschlusskundgebung wurde das Gelände des Präsidentenpalastes Miraflores geöffnet, wo Präsident Chávez eine Ansprache hielt. Er betonte die zivil-militärische Einheit für die Verteidigung der Revolution. Der  Aufbau der Bolivarischen Milizen sei in diesem Zusammenhang eine Konsequenz des Putsches gewesen. Am 13. April 2002 „rettete das Volk Venezuela für das 21. Jahrhundert, rettete es die Zukunft für unsere Kinder und Enkel“, so Chávez: „Unser Vaterland ist entweder sozialistisch, oder es ist kein Vaterland“.

Vor neun Jahren seien die Macht der gesamten Bourgeoisie, „ihrer Banken und Medien der Desinformation, mehr als 100 Offiziere unterschiedlicher Ränge sowie dahinter das Imperiums der Vereinigten Staaten“ von einer größeren Macht zurückgeschlagen worden, sagte Chávez in Anspielung auf die massenhafte Mobilisierung der Bevölkerung vor allem aus den armen Vierteln an den Hügeln von Caracas gegen die Putschisten.

Am Dienstag war im Rahmen der Gedenkveranstaltungen in den Räumen des Fernsehsenders Catia-TV mit internationaler Beteiligung über die Konsequenzen aus der Rolle der privaten Medienunternehmen beim Putsch 2002 diskutiert worden. Der Minister für Kommunikation und Information, Andrés Izarra, betonte, um die mediale Einkreisung zu durchbrechen, käme es auf die Entwicklung und Ausweitung der „Volkskommunikation“ an. Dieser Begriff bezeichnet die Förderung der Fähigkeiten und Mittel der Bevölkerung, ihre eigenen Medien aufzubauen.

Catia-TV ist ein Alternativsender aus dem Armenstadtteil Catia, der in ganz Caracas gesehen werden kann. Er existierte schon 2002 und wurde in den Tagen des Putsches sofort Objekt von Repressalien. Heute gibt es in Venezuela etwa 500 alternative Medien.

Izarra bekräftigte weiter, dass eine der politischen Hauptaufgaben nun die Stärkung der öffentlichen, kommunitären und alternativen Medien sei. Auch gelte es, die technologischen und personellen Kapazitäten in den Bereichen Radio, Fernsehen, Zeitungswesen und Internet auszubauen.

Ebenfalls am Dienstag fand in der Nationalversammlung eine Debatte der Ereignisse vor neun Jahren statt, an deren Ende durch die Parlamentsmehrheit von PSUV (Sozialisten) und PCV (Kommunisten) eine Erklärung zur Verurteilung des Putsches verabschiedet wurde.

In Beiträgen der Opposition, in deren Reihen heute mindestens vier herausragende Teilnehmer des Putsches parlamentarische Immunität genießen, wurde die Meinung vertreten, dass es keinen Putsch gegeben habe. Ein Gedenken an das damalige Geschehen sei daher nicht nötig.

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